Das Folgende ist für die Profis und alten Hasen unter Euch vermutlich kalter Kaffee....
Mit den ersten Einkäufen von vernünftigem Werkzeug (Oberfräse und Tauchsäge) und deren Anwendungen regte sich bei mir auch ein bisschen das schlechte Gewissen bezüglich der eigenen Sicherheit - und spätestens mit dem Kauf der Stationärmaschinen stand fest - ich muss da mal einen praktischen Kurs machen - allein die Literatur gab mir da kein gutes Gefühl.
Ermahnende Stimmen von Schreinern im Bekanntenkreis taten ihr Übriges .
Leider konnte mir da aber niemand eine Empfehlung geben, zumal der übliche Sicherheitskurs welcher für die Azubis im Holzhandwerk angeboten wird, für unsereinen wohl keine Option ist.
Durch Zufall stieß ich auf der Internetseite der Zeitschrift „Holzwerken“ auf den Hinweis, dass der TÜV-Nord genau den von mir gesuchten Sicherheitslehrgang anbietet.
Beglückt schrieb ich den TÜV-Nord in Essen sofort an. Die Anfrage wurde schnell und sehr freundlich vom Kursleiter und Schreinermeister Martin Janicki (welcher auch für die Zeitschrift „Holzwerken“ schreibt) beantwortet.
Die Kursgebühr von 290,- Euro für zwei Tage erschien mir angemessen und die Anmeldung war am selben Tag erledigt.
10 Tage vor Kusbeginn bekam ich noch eine nette Erinnerung nebst Wegbeschreibung und der Bitte, Arbeitsklamotten mitzubringen
Die Räumlichkeiten des Kompetenzzentrums TÜV-Nord in Essen befinden sich in einem schönen Backsteingebäude direkt auf dem Gelände der Zeche Zollverein - tolle Lage!
Ich wurde vom Martin Janicki direkt begrüßt und in die Räume der Schreinerei geführt, wo bereits 5 weitere gespannte Kursteilnehmer bei Kaffee und Plätzchen der Dinge harrten, die da kommen mochten.
Im Pausenraum wurde dann zunächst eine kleine Vorstellungsrunde gemacht, bei der wir Kursteilnehmer uns kennenlernten : 4 weitere Hobbyholzwerker und ein Schreiner, welcher im Fensterbau tätig war . Zu meiner Überraschung war ich der einzige aus der Umgebung, die andern hatten eine weitere Anreise - der Schreiner kam sogar aus Franken. Alle sehr sympathisch - eine super Runde - Erfahrungen wurden im Laufe der zwei Tage fleißig ausgetauscht.
Martin Janicki - ein ausgesprochen sympathischer Sohn des Ruhrpotts - erläuterte uns den Ablauf der folgenden zwei Kurstage:
Handkreissäge, Tauchkreissäge, Tischkreissäge, Formatkreissäge , Abrichte, Dickte, Bandsäge und Oberfräse (auch mit Frästisch) sollten nun unsere neuen Freunde werden.
An Hand einiger, durch uns herzustellenden Objekte, galt es den sicheren Umgang mit den Maschinen zu erlernen.
Und so starteten wir mit dem Zerteilen einer stattlichen Buchenbohle, dazu benutzten wir zwei Festool Sägen - eine Wuchtbrumme von Handkreissäge älteren Datums und eine moderne TS55 . Beide wurden ausführlich von Martin vorgestellt und schließlich auch praktisch demonstriert bevor wir - jeder mit beiden Sägen - loslegen durften.
Von dort ging es zur Formatkreissäge
Eine, für unsere Verhältnisse gigantische Altendorf F45 erwartete uns - ehrfürchtig standen wir um die Maschine während uns Martin zunächst die verschiedenen Sägeblatttypen und deren Anwendungsbereiche erläuterte. Danach kam das „Maschinchen“ selbst an die Reihe - Luxus pur - an einen elektrisch einstellbaren Parallelanschlag, der ruckzuck in die gewünschte Position fährt, wie auch die Sägblatthöhe und Neigung sollte sich unsereins besser gar nicht erst gewöhnen. Natürlich erläuterte Martin uns die Sicherheitsaspekte hier wieder besonders und alle wurden angehalten den noch auf dem Programm stehenden Schiebegriff für den Bau unseres eigenen „Fritz und Franz“ zu verwenden.
Nachdem das entsprechende Sägeblatt montiert war ging es unter der strengen Aufsicht unseres Lehrmeisters ans Besäumen . Der Schiebtisch mit dem gigantischen Ausleger würden vermutlich auch einen Kleinwagen tragen aber wir begnügten uns damit unsere Abschnitte zu von der Waldkante zu befreien.
Im Anschluss ging es zu einer gewaltigen Abrichte. Auch hier erfolgte die Erklärung der Maschine und deren Bestandteile- insbesondere der Sicherheitseinrichtungen und diverser Schiebehilfen. Handhaltung und Bewegungsablauf wurden uns von Martin genau demonstriert, bevor wir alle unsere Abschnitte auf der Fläche und einer Bezugskannte abrichten durften. Wenn nötig griff Martin hier ein und korrigierte Handhaltung und Gewichtsverlagerung .
Mit zufriedenen Minen scharten wir uns dann um eine nicht minder imposante Dickte mit gewaltigem Durchlass. Nach entsprechender Einweisung und Erläuterungen zu verschieden Messertypen konnten wir unsere Abschnitte auf die gewünschte Dicke bringen und die zweite Kante paralleliesieren. Ich sag mal - so ne motorische Einstellung hat auch was

- aber nix für unsereins - wir müssen halt kurbeln.
Überhaupt - für uns Hobbyisten war der Maschinenpark nur
Anschließend durften wir an der Altendorf die Abschnitte auf Maß schneiden und in schmale Leisten zerteilen .
Mir fällt an dieser Stelle auf, dass wir ja auch Kiefer verarbeitet haben - ich vergaß (der Kurs war im Februar 2019) - also alles obige auch ein Mal mit Kiefer
Auf jeden Fall haben wir da auch Zuschnitte mit der Tischkreissäge gemacht . Hier hatten wir mit einer Erika das Vergnügen, an der wir uns nach entsprechender Einweisung austoben durften.
Die nun gewonnenen Leisten wurden nun Buche und Kiefer abwechselnd auf Breite verleimt, so dass man schon einen Eindruck von den Schneidbrettern bekommen konnte, die es herzustellen galt.
Dann war es schon Abend und Ende des ersten Kurstages (die Zeit verging wie im Flug)
Am nächsten Tag trafen wir uns zum Frühstück im Aufenthaltsraum der Werkstatt. Nachdem alle gestärkt waren und Martin uns mit vielen weiteren Tipps und einigen faszinierenden Einblicken in sein Hobby - die Drechselei versorgt hatte, starteten wir.
Weiter ging es mit einigen unzerteilten Buchestücken vom Vortag , welche wir auf der Altendorf mit Hilfe einer Schablone für die Herstellung des Schiebegriffes zusägen durften. Martin erläuterte uns entsprechend die Vorteile und Möglichkeiten des Arbeitens mit Schablone an der Formatsäge.
Mit einer Radialbohrmaschine und Stichsäge wurde ein Ausschnitt im Griff vorbereitet.
Anschließend ging es mit der Oberfräse und dem Fräsen des Ausschnitts für die Fingeröffnung im Schiebegriff weiter.
Hier kam eine OF 2200 zum Einsatz - ein gewaltiges Monster, welches wir mit der entsprechenden Schablone bändigen konnten.
Die verleimten Schneidbretter wurden von den Zwingen befreit und nach Entfernung der Leimüberschüsse nochmals durch die Dickte geschoben.
Danach folgte die Einweisung zur Bandsäge und das Aussägen der eigentlichen Form der Schneidebretter.
An der Kantenschleifmaschine hatten wir dann Gelegenheit unsere Fehler auszubügeln und alles fein zu machen.
Schließlich hatten wir noch die Möglichkeit am Frästisch den Schneidbrettern und Schiebegriffen die Kanten abzurunden.
Und schwups war Kurstag zwei mit einer ausgiebigen Nachbesprechung zu Ende.
Alle Kursteilnehmer waren mit sich und der Welt im Reinen und voll des Lobes für unseren Lehrmeister.
Und als Martin dann sagte es gäbe in naher Zukunft noch einen Kurs zur Tischfräse stand bei den meisten schon fest: wir sehen uns wieder...
Ich fand das Programm sehr abwechslungsreich und didaktisch ausgezeichnet umgesetzt. Ok - kein Mensch hat solche Maschinen zu Hause aber das gezeigte ließ sich eins zu eins auf unsere heimischen Maschinchen übertragen.
Ich bekomme das nicht mehr so wirklich auf die Reihe aber so ungefähr war der Ablauf des Kurses . Wir haben einige Pausen eingelegt, welche Martin immer mit weiteren Tipps, Anekdoten und Anregungen gefüllt hat.
Und fortan war das schlechte Gewissen beim Arbeiten mit Fomatkreisäge und Co. Geschichte - der Respekt ist geblieben.
Allen, die das ungute Gefühl kennen sei der Kurs also wärmstens empfohlen - und da es kaum Alternativen gibt - Essen ist gut zu erreichen, die Zeche Zollverein ist das bedeutetenste Industriekulturdenkmal des Ruhrgebiets und bietet eine tolle Kulisse (auch die Besichtigung lohnt sich).
In dem Sinne : Glück auf , liebe Holzwürmer
Salute
Stefan