Die schwebende Säge

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Heike
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Die schwebende Säge

Beitragvon Heike » So 31. Dez 2017, 12:54

Hallo!

In einem anderen Thread erwähnte ich, dass ich einige Werkstattmöbel gebaut habe. Daraufhin wurden Zaunpfähle geschwenkt und despektierliche Bemerkungen gemacht. Das deute ich als Forderung nach einem Bericht mit Bildern.

Hinsichtlich der Möbel gibt es aber wirklich nichts zu sagen oder zu zeigen. Es sind halt ganz gewöhnliche Korpusse, die mit Schubladen bestückt werden sollen. Die Korpusse sind mittlerweile fertig, die Schubladen noch nicht. Wie man das macht, ist schon tausendfach gezeigt worden. Das sieht bei mir auch nicht anders aus. Abgesehen von einem ausgesprochen dämlichen Hoppala.
Ursprünglich hatte ich geplant, die Korpusse jeweils aus vier Brettern herzustellen, also zwei für die Seiten, eins oben und eins unten. Als ich dann an der Säge stand und sah, wie die Platten nur so dahinschwanden, dachte ich mir, dass ja eigentlich für oben und unten auch Traversen genügen. Die Korpusse sollten ohnehin jeweils zu dritt auf eine Platte gestellt werden und oben mit einem Deckel abgedeckt werden. Dann wären durchgehende Ober- und Unterseiten ja doppelt gemoppelt gewesen. Deshalb habe ich mich während des Zusägens kurzerhand umentschlossen und statt der Ober- und Unterseiten nur Traversen zugeschnitten. Das spart ordentlich Plattenmaterial! Dumm nur, dass ich die Korpusse so geplant hatte (warum auch immer, ich hatte bestimmt einen guten Grund, den habe ich allerdings vergessen), dass die Seitenwände zwischen den Ober- und Unterseiten liegen sollten. Fertig hätte das dann so ausgesehen:
Bild1.jpg

Gemerkt habe ich das erst beim Zusammenleimen, nachdem ich die einzelnen Teile schon geduodübelt, genutet, gefalzt und lackiert hatte.
Das ist doch nichts zum Zeigen! Eher etwas zum Schämen.
Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, nie wieder während des Sägens spontane Entschlüsse umzusetzen.

Gestern habe ich die Teile für den Unterschrank für die Tischkreissäge zusammengebaut. Die Spalte hatte ich natürlich inzwischen mit Leisten geschlossen.
So weit, so gut.
Aber wie nun die Säge auf den Unterschrank bekommen?
Das Ding ist ziemlich schwer und außerdem mit Tischverbreiterung, Tischverlängerung und Schiebetisch ganz schön unhandlich. An den Anbauteilen wollte ich sie nicht auf keinen Fall anheben, damit sich da nichts verzieht. An das Grundelement kommt man schlecht ran.
Also die Anbauteile alle abbauen? Ach nö.
Aber wie soll ich sie in diesem Zustand anheben, die Beine einklappen und sie auf den Tisch hieven? Selbst mit meinem Mann als Hilfe stelle ich mir das schwierig vor. Besser wären zwei kräftige Helfer. Aber dann wären da sechs menschliche Beine, vier Tischbeine und ein Unterschrank, die alle an der gleichen Stelle stehen wollen. Die stehen sich dann alle gegenseitig im Wege. Wie die Helfer in ergonomischer Haltung zupacken könnten, wüsste ich auch nicht. Und wenn einen zwischendurch die Kräfte verlassen oder er stolpert? Das wäre ganz blöde.
Irgendwie müsste man die Säge von oben zu fassen bekommen.
Das ist die Idee!
Ich werkel derzeit auf dem Dachboden. Irgendwann will ich mal in den Keller umziehen und mir eine richtige Werkstatt einrichten. Aber noch steht alles provisorisch auf dem Dachboden. Beim Dach handelt es sich um ein Pfettendach. Die Tischkreissäge steht fast unter der Mittelpfette. Also habe ich zwei Spanngurte um die Pfette und die Säge gelegt und sie daran hochgezogen. Als sich die Beine vom Boden lösten, pendelte sie genau unter die Pfette. Ich konnte sie dann bequem weiter hochziehen, bis der Schrank drunter passte.
Bild2.jpg
Bild3.jpg
Nachdem ich die Beine der Säge eingeklappt hatte, konnte ich den Schrank in aller Ruhe in Position bringen und die Säge dann vorsichtig wieder herunter lassen. Die ganze Prozedur hat nur wenige Minuten gedauert, weder Schweiß noch unergonomische Haltungen gefordert und weder Mensch noch Maschine in Gefahr gebracht, sondern richtig Spaß gemacht.

Viele Grüße
Heike
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Klaus
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Re: Die schwebende Säge

Beitragvon Klaus » Mo 1. Jan 2018, 13:05

Hallo Heike,

sehr interessante und auch intelligente Art, einen Tisch unter die Säge zu bekommen. Wenn Mann schon nicht hilft, muss Frau sich halt behelfen (gilt aber umgekehrt genauso).

Gruss und schönes Neujahr
Klaus

OliverK

Re: Die schwebende Säge

Beitragvon OliverK » Mo 1. Jan 2018, 21:38

Hallo Heike,

tolle Sache das mit der Säge!
Ich bin ja mal gespannt, wie es fertig aussieht...
Sehr schön, dass Du die Bilder vom Korpus gezeigt hast! Ganz genau davon lebt so ein Forum.
Wer es noch nie selbst gemacht hat, weiß ganz genau, wie er es machen würde. Die Tücken in den Details kennt der ja noch nicht, weil er es noch nie gemacht hat. Wenn ich mich mal selbst zurück erinnere, wie oft mir ähnliche Fehler passiert sind, weil man sich mal schnell umentschieden hat und dabei dann halt doch kein dreidimensionales Bild vor sich hatte, müsste ich stundenlang über mich selbst lachen.
Wenn aber hier Projekte mit Bildern vorgestellt werden mit entsprechenden Kommentaren, was sich bewährt hat, was man beim nächsten mal anders machen würde und wo mal was schief gegangen ist, lernen alle davon und machen wahrscheinlich bei ihrem ersten Versuch nicht wieder die gleichen Fehler.
Also ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Bilder!

Viele Grüße
Oliver

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Heike
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Zur Säge gesellt sich ein Frästisch

Beitragvon Heike » Mi 3. Jun 2020, 21:27

Hallo zusammen!

Die erbetenen Bilder zum Frästisch platziere ich hier, weil das meiner Ansicht nach thematisch besser hierhin passt.

Eigentlich habe ich seit fast zwanzig Jahren schon einen Frästisch, aber nur eine Mini-Version:
Bild 4.jpg

Dieses Tischchen ist bestens geeignet, kleine Leisten zu profilieren. Mit größeren Brettern tut es sich freilich schwer. Eines Tages brauchte ich einige Fassadenbretter und hatte mir in den Kopf gesetzt, die Bretter waagerecht anzubringen, mit Nut und Feder zu verbinden und sie unsichtbar durch die Feder mit der Unterkonstruktion zu verschrauben; außerdem sollten die Bretter an der Unterseite eine Tropfkante haben und an der Oberseite so angeschrägt sein, dass vom Brett tropfendes Wasser weiter nach unten fließt und nicht in die Nut-Feder-Verbindung eindringt. Dergleichen fand ich nicht zu kaufen. Die Bretter, die meinen Vorstellungen am nächsten kamen, verdickten sich nach unten. Das sah dann nach japanischem Teehaus aus und passte nicht hierher.
Also blieb nur Selbermachen.
Das ging zwar mit meinem kleinen Tischchen, aber gut ging es nicht.
Bild 5.jpg

Da ich noch mehr von diesen Brettern brauche, musste ein größerer Frästisch her. Eine Tischfräse schied aus – die bekomme ich nicht durchs Treppenhaus auf den Dachboden und mit Hilfe eines Krans durchs Dach will ich nicht. Mit einem aus drei Korpussen zusammengesetzten Frästisch kann ich dagegen, wenn es so weit ist, leicht in den Keller umziehen.

So ist er nun geworden:
Bild 6.jpg

Wie Ihr seht, entspricht er dem Henn’schen Vorbild. Nur die Maße habe ich so angepasst, dass er für mich gut passt. Und von Klaus habe ich die Idee mit den nach oben verschiebbaren Anschlagbacken geklaut.
Auf meinen eigenen Mist gewachsen ist die Idee, die Fräser in Dreiecksleisten unterzubringen.
Bild 7.jpg

So bekomme ich auch lange Fräser ganz gut in die Schublade. Die Aufnahmen habe ich gebohrt, als die Leisten noch einen quadratischen Querschnitt hatten; danach habe ich die Leisten diagonal aufgetrennt.
Die Beschriftung ist schlicht mit Bleistift aufgeschrieben. Wenn ich die Fräser umstecke, kann ich die Beschriftung einfach ausradieren. Das kann man sicherlich auch viel ansprechender lösen – aber mir genügt es so. Ich will nämlich keine Werkstatt bauen, sondern ein Haus sanieren.

Viele Grüße
Heike
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Re: Zur Säge gesellt sich ein Frästisch

Beitragvon Klaus » Mi 3. Jun 2020, 21:39

Hallo Heike,

Heike hat geschrieben:Eigentlich habe ich seit fast zwanzig Jahren schon einen Frästisch, aber nur eine Mini-Version


Au ja, die kenn ich auch noch aus meiner Jugendzeit :) War der nicht von ELU? Für mich damals aber unerschwinglich ...

Heike hat geschrieben:Und von Klaus habe ich die Idee mit den nach oben verschiebbaren Anschlagbacken geklaut.


Die hab ich gerade wieder zum Bündigfräsen von Umleimern im Einsatz. Bündigfräser einspannen und ausrichten, Anschlag nach oben und einfach Brett mit Umleimer durchschieben. Gerade bei kleineren Brettern für Schubladen geht das viel besser als mit jeder Vorrichtung an der Fräse.

Dein Tisch sieht auch super praktisch aus. Lange Anschläge und eine ausreichende Fläche. Die Idee mit den Dreiecksleisten muss ich mir dann ggf. mal ausleihen :) Deine Fräsersammlung kann sich ja durchaus sehen lassen. Auch die damit erstellten Profile gefallen mir ausgesprochen gut. Kann man ja evtl. auch mal brauchen, dann weiss ich wo ich nachgucken muss :)

Also vielen Dank für's zeigen und viel Spass und Freude damit.

Gruss in den hohen Norden
Klaus

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Re: Zur Säge gesellt sich ein Frästisch

Beitragvon Heike » Mi 3. Jun 2020, 21:53

Klaus hat geschrieben:... von ELU?

Ja, der ist von ELU.
LG, Heike

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Re: Die schwebende Säge

Beitragvon Mario » Mi 3. Jun 2020, 22:37

Hallo Heike
Dein Frästisch sieht wirklich super aus, schön gearbeitet, wie es aussieht!
Deine Fräser-Sammlung scheint ja ausschließlich aus Nutfräsern zu bestehen. Gut, zwei weiter oben sieht man nicht.
Was für eine DeWalt ist denn das, wenn ich fragen darf, und wie zufrieden bist Du damit?

Grüße Mario

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Re: Die schwebende Säge

Beitragvon oldtimer » Mi 3. Jun 2020, 22:39

Die schwebende Säge kommt mir sehr bekannt vor :D Früher habe ich so immer das Dach auf meine Pagode gebracht. Ein einfacher Flaschenzug war unter der Garagendecke angebracht, das Dach konnte ich dann alleine hochziehen, Pagode drunter gefahren, Dach aufgesetzt und losgefahren. :lol:

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Re: Die schwebende Säge

Beitragvon Heike » Mi 3. Jun 2020, 22:56

Hallo Mario,
Mario hat geschrieben:… Fräser-Sammlung … ausschließlich aus Nutfräsern ...

das ist ja auch die Schublade mit den Nutfräsern! Ich wollte ja nur die Art der Aufbewahrung zeigen, nicht meine Fräsersammlung! :)

Mario hat geschrieben:Was für eine DeWalt ist denn das, wenn ich fragen darf, und wie zufrieden bist Du damit?

Das ist die DW 621, soweit ich weiß die alte Elu 97 in gelb. Die Elu war meine erste Fräse. Irgendwann ging sie kaputt, ich gab sie zur Reparatur, und die Werkstatt meinte, eine Reparatur sei unwirtschaftlich. Ich bat darum, sie trotzdem zu reparieren - und bekam nicht meine alte geliebte Elu zurück, sondern diese gelbe. Zufrieden bin ich mit ihr sehr. Sie tut was sie soll und ist schön handlich, die Staubabsaugung funktioniert gut, jedenfalls bei Fräsungen in der Fläche. Allerdings kann sie keine Fräser mit 12 mm Schaft aufnehmen.

Viele Grüße
Heike

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Re: Die schwebende Säge

Beitragvon the_black_tie_diyer » Do 4. Jun 2020, 02:22

Hallo Heike,

die Säge so aufzuhängen um sie auf den Tisch zu bekommen war eine hervorragende Idee! Aber der Frästisch stiehlt der Aktion die Show! Wirklich wunderbar, besonders die Schubladen-Griffe, ich finds toll wenn Werkstatt-Möbel nicht nur praktisch sind. Echt schön!

Viele Grüße,
Oliver
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Oliver

"... lade ich Sie nun in mein belgisches Lieblings Bistro gleich um die Ecke ein, und ich bin beglückt sagen zu können das sie dort kein L'eau d'orties haben." - David Suchet als Hercule Poirot (S08/E01)


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