Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

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Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon RockinHorse » Do 26. Apr 2018, 10:19

Eine gute Beleuchtung des Arbeitsplatzes ist immer ein Thema wert. Klar, es gibt vieles zu kaufen, manches für kleines Geld. Aber auch vieles für sehr viel Geld. Man kann schwedische Möbelhäuser unterstützen. Oder man kann auch in die Restekiste greifen. Der Zündfunke, sich mit dem Thema zu beschäftigen kam schon vor einer ganzen Weile. Genau genommen waren es sogar mehrere Zündfunken. Der ersten Impuls liegt schon länger zurück. Der kam aus dem Internet, als ich den Entwurf eines anderen Holzwurms betrachtete. Der Kollege hatte eine Gliederkette aus MPX-Streifen hergestellt, um an seinem Bohrplatz den Absaugeschlauch zu führen. Ein Entwurf, der mit dem Aussehen einer überdimensionierten Rollenkette sehr ähnlich war. Diese Idee hatte ich noch im Hinterstübchen gespeichert, als Aldi wieder einmal preiswerte Leuchtmittel im Angebot hatte. Das war der zweite Impuls, ein paar Hände voll wanderten damals in den Warenkorb und zum Schluss auch noch übers Kassenband. Es fehlte noch der dritte Impuls. Der kam dann zu Beginn des Novembers im vergangenen Jahr, als das Tageslicht immer knapper wurde. Trotz einer guten Allgemeinbeleuchtung war das Licht am Bohrplatz eher Mangelware. Der Griff in die Restekiste brachte schließlich den noch fehlenden Impuls zu diesem kleinen Projekt: Das Holz gab's als Reste vom Zuschnitt, dafür musste ich meinen Allerwertesten noch nicht einmal aus der Werkstatt bewegen.


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Kettenglieder. Im Grunde genommen lief alles nach einer Art ab: quick'n dirty. Für das Bohren der Laschen haben ich mir eine primitive Bohrlehre hergestellt, als Bohrhülsen wurden Einschlagmuttern verwendet, die damit erreichte Genauigkeit ist durchaus zufriedenstellend. Je Lasche waren es 4 Bohrungen. Zwei für die Verbindung der Kettenglieder untereinander. Und zwei für Schrauben, um den Pressdruck bei der Verleimung herzustellen und damit es nicht allzu unschön ausschaut, hatte ich diese Schraubenlöcher verspachtelt und verschliffen. Da die Farbe der Spachtelmasse dem Holzton sehr nahe kommt, hat es sogar optisch noch ein annehmbares Aussehen.


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Einer erste Funktionsprobe. Die erste Probe verlief dann auch ganz nach meinen Wünschen. Im endgültigen Aufbau habe ich etwas längere Schrauben sowie für jede Verbindung 2 Unterlagscheiben und eine selbstsichernde Mutter verwendet. Somit kann ich die Presskraft der Verbindungen sauber einstellen und hat sich bis heute bewährt. Die Schrauben kaufe ich als Massenware zum günstigen Kilopreis, so dass ich kein Geld für die Verblisterung zahlen musste.


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Bau des Lampenkörpers. Dieser Teil der Beschreibung behandelt einen sehr hakligen Teil. Aus zwei Blickwinkeln, einmal aus elektrischer Sicht und der andere Blickwinkel aus der Sicht des Brandschutzes.

Aus elektrischer Sicht bleibt die Verdrahtung und Prüfung derselbigen ausschließlich elektrotechnischen Fachkräften vorbehalten. Darüber hinaus müssen die Bedingungen der Schutzklasse II erfüllt sein. Ich mache hier mal eine Anleihe bei Wikipedia:

Betriebsmittel mit Schutzklasse II haben eine verstärkte oder doppelte Isolierung in Höhe der Bemessungsisolationsspannung zwischen aktiven und berührbaren Teilen (VDE 0100 Teil 410, 412.1). Sie haben meist keinen Anschluss an den Schutzleiter. Selbst wenn sie elektrisch leitende Oberflächen haben, so sind diese durch eine verstärkte oder doppelte Isolierung vor Kontakt mit anderen spannungsführenden Teilen geschützt.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzkla ... trotechnik)


Das hört sich schlimmer an als es ist. Die Gestaltung des Verdrahtungs- und Anschlussraums im Lampenkörper muss den Grundsätzen der Schutzklasse II genügen:
    - Außer den isolierten Drähten und Leitungen gibt es keine elektrisch leitenden (metallischen) und berührbare Teile, die von außen in den Verdrahtungs- und Anschlussraum hineinragen.
    - Alle elektrischen Verbindungen im Verdrahtungs- und Anschlussraum werden dauerhaft und gegen selbsttätiges Lösen gesichert.
    - Alle elektrischen Leiter und hier besonders die elektrischen Verbindungen im Verdrahtungs- und Anschlussraum müssen dauerhaft isoliert sein (z.B. Schrumpfschlauch).
    - Es muss eine Zugentlastung ausgeführt sein.
    - Die Anschlussleitung mit Eurostecker und Schalter kann man fertig konfektioniert kaufen und ist auf die Verwendung für die Schutzklasse II abgestimmt.
Den Lampenkörper hatte ich aus einer überzähligen Verstärkungsplatte hergestellt. Solche Verstärkungsplatten wurden beim Bau der Bandsäge eingesetzt, die aus bestimmten Gründen aber nicht überall eingebaut werden konnten. Aus einer solchen überzähligen Verstärkungsplatte hatte ich den Lampenkörper gefräst. Erst außen rund. Und dann den Verdrahtungsraum. Der Zapfen in der Mitte liegt etwa tiefer, weil die Deckplatte leicht gefalzt wurde und somit durch die Einlassung etwas tiefer liegt. Wichtig ist, dass die Deckplatte auf dem Zapfen in der Mitte satt aufliegt, weil sonst ein elektrischer Leiter in den Zwischenraum gelangen könnte und so die Möglichkeit eines Kontaktes zur zentralen Befestigungsschraube gegeben wäre, was zur Folge hätte, dass die Bedingungen zur Erfüllung der Schutzklasse II nicht mehr gegeben wären.

Aus der Sicht des Brandschutzes. Bei der Wahl der hier vorgestellten LED-Leuchtmittel kann man eigentlich nichts verkehrt machen. Bitte bedenken, dass zum Betrieb der LEDs in einem Leuchtmittel etwa 11 Volt benötigt werden, die restlichen 219 V werden anders vernichtet und eben teilweise in Wärme umgesetzt, vorzugsweise im Sockel des Leuchtmittels. Dazu passend kommen die keramischen GU10-Fassungen, die allerdings luftig aufgebaut werden sollen. Also bitte nicht auf die Idee kommen, die Fassungen in einem knappen Bohrloch komplett zu versenken, bei meinem Aufbau habe ich nur leichte Vertiefungen ausgeführt. Den luftigen Aufbau zeige ich in einem der nächsten Bilder.


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3 LED-Leuchtmittel zu je 4,6 Watt. Eine vorgesetzte Scheibe dient als Schlagschutz, um direkte Einwirkungen auf ein Leuchtmittel zu vermeiden.


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Erste Beleuchtungsprobe. Die Wärmeentwicklung der Leuchtmittel ist gering und durch die offene Bauweise kann sich ohnehin keine Stauwärme bilden. Aus einem anderen Projekt habe ich noch schönes eloxiertes Lochblech übrig behalten. Daraus werde ich mir eine Streifen schneiden, um den Lampenkörper zu verkleiden. Das Kabel mit dem Schalter, das auf dem Bild noch lose hängt, habe ich mittlerweile fixiert, um es gegen zufällige Beschädigung zu schützen.


DSC_4015s.jpg

Beleuchtung und Werkzeugablage. Mit der Idee, die Kettenglieder als Halterung für die Beleuchtung herzustellen, war auch gleich die Absicht verbunden, eine bewegliche Werkzeugablage zu installieren. Die Idee hierzu habe ich bei einem andern User geklaut, der den Aufbau mit einer Nierenschale betrieben hat. Es ist jedoch keine Nierenschale geworden, sondern eine rechteckige Schale, die es hier für (fast kleines) Geld gab. Eine Halterung für Flaschen mit Schneidöl und der Kühlflüssigkeit für's Bohren in Alu hatte ich dann auch noch hinbekommen.

So im Nachgang war das insgesamt eine preiswerte Angelegenheit. Die LED-Leuchtmittel (L109) von Melitec sind immer noch im Handel und können zu knapp 3 € das Stück erworben werden. Ein LED-Leuchtmittel, was einen vergleichbaren Lichtstrom in einer einzigen Einheit erzeugt, kostet mit etwa 19 € grob den doppelten Einsatz. Melitec gibt die einzelne LED mit etwa 250 Lumen an, mit 3 Stück liegt man bei einem Lichtstrom, der einer früheren Glühbirne bei 60 Watt entspricht, mit allen technischen Vorteilen einer Reflektorlampe. Von der Lebensdauer ganz zu schweigen, bei einem Vergleich Glühlampe vs LED gilt gleich der Faktor 25, was den höheren Preis sofort wieder wett macht.

Ja und ich hab' mir mal die Mühe gemacht, das I*EA-Angebot im Internet zu prüfen. Es lohnt nicht, darüber noch ein Wort zu verlieren. Meine Lampe gefällt mir so gut, dass ich sie noch 2 oder 3 mal bauen werde.
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tmaey
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Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon tmaey » Do 26. Apr 2018, 12:58

Gefällt mir ausgesprochen gut.
Hab ich mal im Hinterkopf gespeichert

RockinHorse

Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon RockinHorse » Do 26. Apr 2018, 20:55

Moin Thomas,

tmaey hat geschrieben:Gefällt mir ausgesprochen gut.
Hab ich mal im Hinterkopf gespeichert


Mach das. Bei mir gibt es demnächst noch mehr davon.
Zumindest werde ich mir so eine Beleuchtung an der Wand über der Fräse montieren.
Und meine Kappsäge könnte so ein Teil auch vertragen.
Och, zu tun hab ich genug... :mrgreen:

Die Machart hat sogar den Vorteil, dass sich die elektrische Sicherheit sehr leicht herstellen lässt.

Übrigens, einen besonders schönen Gruß nach Haan.
Scheint ja hier ein Club der Rheinländer zu sein, Haan, Wuppertal, Langenfeld...
Wann ist denn wieder Haaner Kirmes? Ein Pflichttermin in Haan :D

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Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon Klaus » Do 26. Apr 2018, 21:19

Hallo Hubert,

ich hatte das mal irgendwo gesehen und wollte schon lange so eine Leuchte bauen - vielen Dank für die Erinnerung :)

Gruss, Klaus

RockinHorse

Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon RockinHorse » Do 26. Apr 2018, 21:32

Hallo Klaus,
Klaus hat geschrieben:ich hatte das mal irgendwo gesehen und wollte schon lange so eine Leuchte bauen - vielen Dank für die Erinnerung :)


nur zu, einfach machen.

Dazu fällt mir gerade aber noch eine Variante ein :idea: :idea: :idea: Die Wandplatte abwandeln bzw. größer machen und mit einem Stück Rohr versehen (DN15 Edelstahl aus dem Heizungsbau), vielleicht 500 mm, ähnlich der Stange bei eine Duschgarnitur. Das letzte Kettenglied modifizieren und zwar eine Ende als Klemme ausbilden, damit man die Lampe noch in der Höhe verstellen kann.

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Mario
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Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon Mario » Do 26. Apr 2018, 22:06

Hallo Hubert
Gefällt mir auch sehr gut. Mit dem Lochblech wird das auch sicher noch `ne Spur schicker und professioneller wirken.
Die Idee mit der Höhenverstellung ist auch gut und vor allem auch sinnvoll.
Ach ja, die Kabel in der Lampe hast Du wohl mit Heißkleber fixiert, wie`s aussieht!?

Grüße, Mario!

RockinHorse

Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon RockinHorse » Do 26. Apr 2018, 22:24

Hallo Mario,
Mario hat geschrieben:Ach ja, die Kabel in der Lampe hast Du wohl mit Heißkleber fixiert, wie`s aussieht!?


Ich hab' die Litzen lang genug abisoliert - etwa 15 mm, alle miteinander verzwirbelt, verlötet, kalt werden lassen, die Lötstellen etwas eingekürzt (nach dem kalt werden). Geeigneter Lötkolben mit 50 W verwenden, damit ein schneller Lötvorgang erreicht wird und die Isolierung nicht verbrennt.

Anschließend 2 Lagen Schrumpfschlauch aufgezogen, etwa 30 mm, lieber etwas länger und mit genügend Überstand über die Lötstelle.

Und dann kommt der Heißkleber, aber reichlich! :mrgreen: Vor allem in das offene Ende des Schrumpfschlauches.

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Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon Mandalo » Do 26. Apr 2018, 22:37

Witzige Sache! Als Lampe wär das jetzt nicht so mein Ding aber man kann da viel draus machen - iPad-Halter, Werkzeug-/Maschinenablage, Kochbuchhalter... und vieles mehr.
Mit nichts ist man großzügiger als mit gutem Rat!
Es grüßt euch Dieter

RockinHorse

Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon RockinHorse » Do 26. Apr 2018, 22:43

Hallo Dieter,

Mandalo hat geschrieben:Witzige Sache! Als Lampe wär das jetzt nicht so mein Ding aber man kann da viel draus machen - iPad-Halter, Werkzeug-/Maschinenablage, Kochbuchhalter... und vieles mehr.


Hab' ich schon mit angefangen :mrgreen:
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Mario
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Re: Miniprojekt für zwischendurch: Beleuchtung für den Bohrplatz.

Beitragvon Mario » Do 26. Apr 2018, 22:45

Mandalo hat geschrieben:Witzige Sache! Als Lampe wär das jetzt nicht so mein Ding aber man kann da viel draus machen - iPad-Halter, Werkzeug-/Maschinenablage, Kochbuchhalter... und vieles mehr.


Oder auch Kamerahalter!
http://www.holzwurmtreff.de/viewtopic.php?f=45&t=56

Grüße, Mario!


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