Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Was darf es für welche Oberfläche sein?
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Jana
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Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon Jana » Mo 29. Aug 2016, 20:59

Hallo zusammen,

da ich am Wochenende mein Schuhregal mit Hartöl Nr.210 von Alchimea Naturfarben geölt habe, möchte ich hier meine Erfahrung mit euch teilen. Es handelt sich um keinen sonderlich professionellen Test, aber ein paar Sachen sind mir aufgefallen.
Das technische Merkblatt, samt Inhaltsstoffen ist auf der Homepage von Alchimea zu finden.

AlchimeaTest01_Hartoel210.jpg

* das Öl selbst ist sehr dünnflüssig. Ich habe kurz vorher Clou Arbeitsplattenöl verarbeitet und gegen dieses ist es schon fast wässrig.
* das Öl lässt sich sehr gut mit einem Schwamm auftragen
* dadurch, dass es so wässrig ist geht beim vertikalen Verarbeiten ziemlich viel Öl verloren. Was sich nicht direkt ins Holz saugt tropf schneller auf den Boden als man es wieder aufnehmen kann. Es sollte also besser horizontal aufgetragen werden. (Das gilt vermutlich für viele Oberflächenmittel, beim Clou Arbeitsplattenöl hatte ich das Problem allerdings weniger)
* auch wenn es ein Naturöl ist - es riecht ziemlich stark und sollte nur in gut durchlüfteten Räumen verwendet werden. Ich wollte erst in meiner kleinen Kellerwerkstatt ölen, bin aber nach dem ersten Testbrettchen doch lieber nach draußen.
* überschüssiges Öl soll man bereits nach 5-10 Minuten abnehmen. Das finde ich eine angenehm kurze Wartezeit.
* das Öl feuert sehr stark an, zumindest auf Birke Multiplex! Das muss man mögen, bzw. sollte es zum Möbel passen. Es steht zwar auf der Dose, dass es "farbtonvertiefend" ist, aber dass es so stark wirkt, hatte ich nicht erwartet.

Hier mein erster Test im Vergleich mit Clou Arbeitsplattenöl, etwa 20 Minuten nach Abnehmen des nicht eingezogenen Öls. Das obere Stück ist Birke Multiplex, das untere Buche Leimholz. Hier sieht man (hoffentlich), dass das Alchimea Hartöl die Maserung deutlicher hervorhebt.
AlchimeaTest02_TestBucheBirke.jpg



Hier nochmal das Buche Leimholz nach einem Tag Trocknen. Der Anfeuereffekt ist hier nicht ganz so stark, ich bin aber nicht sicher, ob das nur an der geringen Größe des Teststückes liegt oder am Buche Holz. Wenn ich nach den Schuhmöbeln noch Öl übrig habe, möchte ich nochmal an einem größeren Stück Buche testen.
AlchimeaTest03_TestBuche.jpg



Der Zwischenboden meines Regals, Birke Multiplex, vor und nach dem Ölen. Hier sieht man schon, dass das Öl gut anfeuert.
AlchimeaTest04_BirkeVorherNachher.jpg



Leider werden auch Flickstellen besonders betont. Was vor dem Ölen fast nicht zu sehen war, tritt nun sehr deutlich zutage.
AlchimeaTest05_Flickstelle.jpg



Der Zwischenboden nach 1 Tag trocknen (links) und nach 2 Tagen - einmal im Schatten, einmal in direkter Sonne fotografiert.
AlchimeaTest06_Anfeuern.jpg


Nach dem ersten Tag Trocknen war das Multiplex etwas rauh. Das war allerdings auch bei meinem Teststück mit Clou Arbeitsplattenöl der Fall, daher liegt es vermutlich eher am Holz als am Öl. Ich habe mit einem 320 Schleiffvlies nochmal nach poliert.
Das Buche Leimholz Teststück war nach dem Ölen genauso schön glatt wie vorher.

Da ich mir nicht ganz sicher war, habe ich die beanspruchten Teile (Zwischenboden, Deckeloberseite) meines Regals noch ein zweites Mal geölt. Allerdings hat das Holz so gut wie kein Öl mehr aufgenommen, einmal hätte also vermutlich vollkommen gereicht.

Mein Fazit:
Bis auf den Geruch lässt sich das Öl angenehm verarbeiten. Für eine schlichte, unaufgeregte Optik ist es allerdings wegen des starken Anfeuereffektes weniger geeignet.

Viele Grüße,
Jana
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Bavarian-Woodworker
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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon Bavarian-Woodworker » Mo 29. Aug 2016, 21:32

Hallo Jana,

danke für Deinen schön bebilderten Beitrag. Du hast meine Meinung von der MPX-Oberflächenbehandlung bestens bestätigt.

Als ich mit meinen Werkstattmöbeln begonnen habe, hatte ich zuerst auch vor, sie mit Hartöl zu schützen. Ich hab mir dann von Naturalfarben das Natural Möbel-Hartöl transparent besorgt und das Natural Pflegewachsöl dazu. Ich hab dann erstmal ein Probestück damit behandelt und auch das Pflegewachsöl nach dem Trocknen des Hartöls getestet. Die Oberfläche wurde sehr "geschmeidig" und super glatt. Nur - hat mir die Farbveränderung überhaupt nicht zugesagt. Es bekam alles einen mich sehr störenden Gelbton und wie Du auch bemerkt hast, traten die Fehlstellen, die es bei MPX ja manchmal reichlich gibt, extrem zu Tage.

Mein Fazit war dann: Meine Möbel bleiben, wie sie sind. Roh. Nur geschliffen bis Korn 320. Das ist mir glatt genug und man kann auch mit einem Lappen drüber gehen, ohne hängen zu bleiben. Wenn wirklich ein Fleck draufkommt, kommt der Exzenterschleifer und sorgt wieder für frischen Glanz.

Mal sehen, wie es wird, wenns bei mir mal mit Massivholz losgeht...

Servus, der Lothar
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Mario
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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon Mario » Mo 29. Aug 2016, 22:49

Hallo Jana, Hallo Lothar,
ich habe ja gerade das kleine Maltischchen aus MPX gebaut und hier dokumentiert. Eigentlich hatte ich auch vor den Tisch nicht unbedingt zu behandeln, aber ich denke mal, ich werd`s doch tun.
Als ich den Tisch das erste mal feucht abgewischt habe, wurde die Oberfläche gleich wieder rauh und fühlte sich beim Abwischen schrecklich an.
Die Fasern stellten sich praktisch wieder auf, ich hatte ihn bis Korn 320 geschliffen. Ich werde es erstmal mit nochmaligen Schleifen probieren. Wenn die Oberfläche sich dann immer noch so unschön anfühlt, werde ich sie auf jeden Fall mit Öl behandeln.
Ich habe bei einem anderen Projekt auch mit Clou Arbeitsplattenöl gearbeitet, da ist das MPX aber glattgeblieben. Es war allerdings Buche-MPX, werd ich mal mit Birke-MPX auch probieren.

Grüße, Mario!

Axel_MF
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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon Axel_MF » Di 30. Aug 2016, 07:46

Servus Jana,
danke für den schönen Beitrag. Das Clou Arbeitsplattenöl interessiert mich jetzt sehr, mal sehen ob ich es für meine Werkbank einsetze, sie wird auch aus Buche gebaut ....
Grüße aus Mittelfranken ;) ,

Axel

AltrockerKDL
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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon AltrockerKDL » Di 30. Aug 2016, 08:57

Mario hat geschrieben:Hallo Jana, Hallo Lothar,
...allerdings Buche-MPX, werd ich mal mit Birke-MPX auch probieren.
Grüße, Mario!


Moin,
die Unterschiede der einzelnen Hölzer treten gerade bei der Endbehandlung zu Tage. Also, Weich- oder Hartholz, die Beschaffenheit von Poren und Markstrahlen, harte - weiche Jahresringe (Nadelholz), Harzgallen bei Lärche ! ... damit bekommst Du auch jeweils andere Ergebnisse beim Schleifen.
Was hier bislang zu kurz kommt - und weil die Rotationsschleifer mode sind - ist das Schleifen in Längsrichtung = Faser- bzw. Wuchsrichtung :!:
Das beschädigt die Poren weniger, ist weniger Aufwendig, da die eingeschliffenen Quer- bzw. Rundrillen nicht umständlich auspoliert werden müssen.
Dann bekommst Du schon mit 120er annehmbare Oberflächen ... mit 240er absolut glatt ...

Je nach EndBehandlung, ob nur mit Ölen, Wachsen, oder gar Mehrschicht-Lacken, sind Zwischenschritte zu tätigen ... die ein Polieren oder Schleifen (240er, 320er...) erfordern.
Feuchtigkeit - da gehören Öle und Lacke im flüssigen Zustand dazu - lassen immer die Poren aufgehen ( im Holz wie unter der Dusche :lol: )

Ich hab mit AURO Hartöl sehr gute Erfahrung gemacht - weil es offenporig bleibt, sich dennoch anfühlt wie lackiert.
Die meisten, die meine damit behandelten Sachen bestaunen, sagen immer "... das ist doch lackiert."

Und nicht vergessen: Vor dem Preis kommt der Schweiß :shock:
Grüße vom Solling
Klaus

im nächsten Leben werde ich Holzwurmhändeler :D

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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon oldtimer » Di 30. Aug 2016, 09:12

Hallo Jana,

danke für die Vorstellung eines kleinen Herstellers. Ich finde Deine Darstellung sehr ausführlich.


Hallo Lothar,

ich bin der Öl-Vermeider, außer dem Festool-One-Step habe ich noch nichts ausprobiert. Ich lackiere einfach lieber, schließlich ist auch dafür die Ausrüstung vorhanden.
Meine MPX-Werkstattmöbel habe ich alle mit Cloucryl lackiert, der trocknet wahnsinnig schnell.

Unlackierte Werkstattmöbel verschmutzen sehr schnell.
In meinem Beruf wurden die Schubladen fast nur mit lackierten Pfronten geliefert, innen überwiegend unlackiert. Die waren dann innerhalb weniger Arbeitstage sehr verschmutzt. Es gab einen Systemanbieter der Arbeitsplätze mit Hammerschlaglack beschichtete, jedoch bei diesen Magazinschränken die Innenseite in roher Tischlerplatte auslieferte.
Von aussen sahen die Teile dann immer top aus.

Gruß
Volker

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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon schraubstock » Do 22. Sep 2016, 21:57

Zitat Jana:
Nach dem ersten Tag Trocknen war das Multiplex etwas rauh.
Das Holz stellt die Fasern durch die Feuchtigkeit auf, das kann ausgenutzt werden in dem die Oberfläche vor jedem Zwischenschliff feucht abgewischt wird.

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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon Bavarian-Woodworker » Fr 23. Sep 2016, 06:15

@schraubstock

...und das sagt uns jetzt genau was?

Servus, der Lothar
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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon schraubstock » Fr 23. Sep 2016, 10:05

Bavarian-Woodworker hat geschrieben:@schraubstock

...und das sagt uns jetzt genau was?

Servus, der Lothar


Das Anfeuchten bewirkt das sich die Holzfasern aufrichten. Ein anschließender Schliff kappt diese aufgestellten Holzfasern wieder. Das verhindert dass beim Kontakt mit Feuchtigkeit, wie es beim ersten Auftrag von Clou Arbeitsplattenöl ja vorkommt, die Oberfläche wieder rau wird.

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Re: Testbericht - Alchimea Hartöl Nr. 210

Beitragvon michaelhild » Fr 23. Sep 2016, 12:10

Das ist so pauschal nicht korrekt.
Ein Aufstellen der Fasern hängt vorallem mit dem Wasseranteil im Produkt zusammen. Nach dem ersten Schliff sollte sich bei Öl und Wachsprodukten so gut wie keine Fasern mehr aufstellen.
Anders sieht es mit Lacken auf Wasserbasis aus. Dort ist ein Wässern + Zwischenschliff notwendig.
Wichtig ist auch ein scharfes Schleifmittel zu nehmen, welches die Fasern abschneidet und nicht platt drückt.

Wird nach dem Schliff gewässert, reicht danach ein Zwischenschliff mit SCHARFEM Schleifmittel aus, wichtig dabei nur leichter Drück.
Will man weitere Schichten Öl mit je einem Zwischenschliff versehen, auch wenn es meiner Meinung nach nicht notwendig ist, muss man dabei aber nicht nochmal wässern, sollte es gerade bei Öl auch nicht tun.
Grüße
Micha

Was man tut, kann man auch gleich richtig machen.
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