Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Fragen vor Planung und Baubeginn
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Jana
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Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Beitragvon Jana » Mi 2. Nov 2016, 12:36

Hallo liebe Holzwerker,

endlich habe ich Zeit für meinen Schuhschrank (unsere Bäder werden saniert und Lärm lässt sich ja bekanntlich am besten mit Gegenlärm bekämpfen)! Doch noch keinen halben Tag gewerkelt ist mir leider auch schon das erste Malheur passiert. :oops:

Wie genau es passiert ist kann ich auch nicht sagen. Ich habe mittlerweile doch schon einige Flachdübel gefräst, aber außer ein bisschen verwackelt hatte ich keine Probleme. Vermutlich habe ich die Flachdübelfräse nicht ordentlich festgehalten, bzw. schon nach oben genommen als der Fräser noch draußen war. Der hat sich dann einen Weg durch das Holz gesucht.

Noch ist alles in Ordnung:
Fraese01.jpg


Und schon ist es passiert:
Fraese02.jpg

Fraese03.jpg


Gut, zuerst einmal habe ich gelernt, dass konzentriertes Arbeiten alleine nicht reicht. Auch vermeintlich 'sichere' Maschinen sind am Ende nur so sicher wie die Bedienung es vorgibt. Also: Fräser immer erst zurück in die Maschine bevor man diese irgendwie bewegt.

Glücklicherweise ist nur Holz zu Schaden gekommen.

Dummerweise soll dieses Holz eine Seitenwand meines Schuhschranks werden. Es handelt sich um 19mm Multiplex Birke, leider habe ich keine Reststücke in dieser Größe und möchte auch vermeiden, mir eine neue Platte kaufen zu müssen. Die Frässpur ist auf der Innenseite unten (die Lamellofräsungen sind für den Boden) und kommt nach vorne raus. Vorne kommt noch eine Bügelkante drauf und es kommen auch noch Türen davor, d.h. wenn da nun eine Flickstelle ist, ist das nicht ganz so dramatisch.

Daher an euch meine Frage: wie könnte ich diese Schadstelle am besten flicken?

Ich habe schon darüber nachgedacht, um die Frässpur ein komplettes Dreieck/Viereck abzufräsen und eine dünnere Multiplexplatte einzusetzen, bin aber nicht sicher, ob das wirklich klappt (und dabei halbwegs aussieht...). Oder lässt sich so etwas mit Holzwachs kitten?

Vielen Dank schon im Voraus für jegliche Vorschläge!
Grüße,
Jana
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oldtimer
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Re: Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Beitragvon oldtimer » Mi 2. Nov 2016, 12:57

Hallo Jana,

da es eine Innenseite ist reicht Clou-Holzpaste im Farbton Fichte

http://clou.netzton.de/fileadmin/user_u ... ennbar.pdf (über Clou-Shop bestellbar)

oder Weichwachs-, eventuell Hartwachskorrektur
viewtopic.php?f=41&t=374

Hier sind Produkte von König ebenfalls über Clou bestellbar.

Gruß
Volker

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Re: Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Beitragvon michaelhild » Mi 2. Nov 2016, 13:09

Jana hat geschrieben:Ich habe schon darüber nachgedacht, um die Frässpur ein komplettes Dreieck/Viereck abzufräsen und eine dünnere Multiplexplatte einzusetzen, bin aber nicht sicher, ob das wirklich klappt (und dabei halbwegs aussieht...).


Hi Jana,

das wäre der Königsweg. Geflickt und stabil.
Da die Stelle aber nicht wirklich belastet wird, geht auch die Holzpaste die Volker empfohlen hat. Wenn die Farbe egal ist, funktioniert auch Feinspachtel aus dem KFZ-Bereich, angedicktes Epoxy ist auch ne Möglichkeit.
Grüße
Micha

Was man tut, kann man auch gleich richtig machen.
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Heike
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Re: Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Beitragvon Heike » Mi 2. Nov 2016, 14:17

Hallo Jana!

Ich bessere Macken in meinen Dielen aus, indem ich das defekte Stück rausfräse und ein Stück exakt gleicher Größe einsetze. Das klappt wunderbar und ist hinterher nur bei sehr genauem Hinschauen als Flickstelle zu erkennen. Zum Rausfräsen des defekten Stücks und Herstellen des Ersatzstücks verwende ich dieselbe Schablone, nur mit anderen Kombinationen von Nutfräser und Kopierring. Es ist dasselbe Prinzip, das ich mal auf Ullis Frage im Beitrag "Eure Projekte - Wie baue ich das am Besten? - Frästisch Einlegeplatte" beschrieben habe. Du kannst es auch nachlesen bei Festool in den Anwendungsbeispielen unter dem Titel "Äste ausflicken und Einlegearbeiten mit der Oberfräse". Ich bin im Moment sehr in Eile, deshalb schaffe ich es nicht, hier jetzt eine ausführliche Beschreibung und Bilder zu liefern. Vielleicht reichen die Verweise? Du musst nur aufpassen, dass Deine Schablone keine Ecken hat, weil da die verschieden großen Kopierringe unterschiedlich weit reinkommen würden, so dass die Fräsungen in den Ecken nicht exakt gleich groß wären. Ich würde in Deinem Fall einfach mit einem kreisrunden Loch arbeiten.
Viel Erfolg und viele Grüße
Heike

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Re: Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Beitragvon Dieter » Mi 2. Nov 2016, 15:49

Hallo Jana, hallo an Alle.

Ein richtig schöner Rückschlag, der dir da passiert ist.

Flachdübel einfräsen ist nichts anderes als Einsatzfräsen. Das sollte man nicht unterschätzen. Selbst wenn ein vorschriftsmäßig spandickenbegrenzter Fräser eingebaut ist, kann es zum Rückschlag kommen. Insbesondere dann, wenn zu schnell eingetaucht wird, die Fräse beim eintauchen verkantet wird, oder der Fräser stumpf ist.
Dashalb beim eintauchen niemals die Hand neben der Fräse ablegen. Die Bilder zeigen deutlich warum.

Wie man den Schaden flicken kann, wurde schon beschrieben.

Allen ein unfallfreies Arbeiten.

Gruß
Dieter, Möbelschreiner

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Re: Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Beitragvon Jana » Mi 2. Nov 2016, 20:10

Hallo zusammen,

vielen Dank für die schnelle Hilfe!

Heike, die Anleitung habe ich dank deiner Verweise gefunden. Das sieht sehr interessant aus und ich würde es auch versuchen. Allerdings besitze ich nur einen Kopierring (17mm) und mein Werkzeugbudget ist momentan schon etwas überzogen. :cry:

Daher werde ich die von Volker vorgeschlagenen Clou-Holzpaste testen. Die gibt es sogar im orangenen Baumarkt, da kann ich sie morgen direkt mitnehmen. :)

Dieter, da hast du Recht, Fräse bleibt Fräse. Ich halte die Maschine immer mit beiden Händen, eine an dem schwarzen Griff, eine am Maschinenkörper. So sind sie aus dem Fräserweg. Gerade weil ich heute morgen sehr konzentriert bei der Sache war (also nicht 'mal schnell noch nen Flachdübel setzen') bin ich ziemlich über die Wucht erschrocken!
An einem stumpfen Fräser liegt es eher nicht, so alt ist der dann doch noch nicht und ich habe auch danach noch ohne Probleme weitergearbeitet.
Das mit dem zu schnellen Eintauchen werde ich mir mal zu Herzen nehmen. Vermutlich wars zwar eher ein Verkanten, aber lieber einen guten Rat zu viel beachtet als einen zu wenig!

Viele Grüße,
Jana

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Re: Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Beitragvon michaelhild » Mi 2. Nov 2016, 20:59

Das ist ja mit das Schöne an der Domino. Da kann es solche extremen Rückschläge durch die Art der Bewegung nicht geben.
Eine Flachdübelfräse kann schon mal schön beißen.
Grüße
Micha

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Re: Immer gut festhalten - oder: wie flicke ich eine fiese Frässpur?

Beitragvon Dieter » Do 3. Nov 2016, 23:36

Hallo Jana,
bei dir wird es wohl das verkanten/verrutschen gewesen sein.

Ich finde es gut, daß du die Bilder hier zeigst. So kann jeder mal seine Handhaltung überdenken.

Die Wucht, die Holzbearbeitungsmaschinen bei einem Rückschlag entwickeln, unterschätzt jeder der es noch nicht erlebt hat. Das betrifft nicht nur Flachdübelfräsen, sondern u.a. auch Oberfräsen, Hand.-u.Tischkreissägen, Hobelmaschinen, aber auch Dominofräsen und Bohrmaschinen.

Lamello hat bei seinen Flachdübelfräsen ursprünglich Metabo Winkelschleifer als Antrieb verbaut. Diese sind mit der S-automatic Sicherheitskupplung ausgestattet, wie es sie auch bei den Metabo Handkreissägen und Bohrmaschinen gibt. Sie unterbricht bei einem Rückschlag schlagartig den Kraftfluss zwischen Motor und Werkzeug. Da werden dann keine solchen Kräfte frei. Andere Hersteller von Flachdübelfräsen bieten aber so etwas meines Wissens nicht.

Gruß
Dieter, Möbelschreiner


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