FT heiß Forentreffen. An selbigen nehme ich gerne mal teil. In einem Fall treffen wir uns jährlich irgendwo im Odenwald auf einem Campingplatz. Man kann sich dann vorstellen, wie dann ein paar erwachsene Menschen rotzebesoffen ums Lagerfeuer tappen. Dies kann zu einer mechanischen Belastung eventueller Sitzmöbel führen, welche diese klapprigen Campingstühle aus dem Kaufland nicht mal ansatzweise aushalten. Selbst robustere Modelle gehen gerne mal kaputt.
Für mich war das ein Anreiz eine eigene Lösung zu finden:
Gebaut ist er aus Fichte Leimholz, bzw Leimstollen. Die Armlehnen hab ich aus dem gefertigt, was gerade da war, in diesem Fall Tischlerplatte. Grund war die Tatsache, dass es der erste Versuch war, einen Stuhl zu bauen, da wollte ich das Kostenrisiko möglichst gering halten.
Den Entwurf hab ich nach Ausmessen einiger Stühle in LibreCAD gemacht:
Ich achtete darauf, möglichst viele rechtwinklige Teile zu haben, um den Bau nicht unnötig zu verkomplizieren.
Und dann ging es "schon" los mit dem Bau.
Die Armlehnen sind der komplizierteste Teil des Stuhls. Da so ein Stuhl beim Camping quasi der Dreh - und Angelpunkt aller Tätigkeiten ist wollte ich auch eine Ablagemöglichkeit für Taschenlampe, Kamera, Esbbesteck, etc haben. Mit Deckel, um zu verhindern, dass da irgendwas rein spritzt. Ich habe es hier auch geschafft, das Klavierband korrekt einzubauen. Ganz wichtig natürlich auch der Flaschenhalter.

Aufgrund des beabsichtigten Einsatzzwecks (es kann etwas kaputt gehen) und der Wahrscheinlichkeit, dass sich im Aufbau noch etwas ändert habe ich den Stuhl komplett mit wieder lösbaren Verbindungen gebaut Daher sind die Armlehnen zusammengeschraubt. Die Schraubenwahl basierte natürlich auf dem was gerade da war.

Die Beine haben jeweils ein Loch in der Seite für die Sitzfläche und in jede Stirnseite eine Rampamuffe verpasst bekommen. Oben werden sie mit den Armlehnen verschraubt, unten habe ich Schraubfüße drin. So kann ich den Stuhl auf jeden harten Untergrund stellen ohne Angst zu haben, dass da was im Wasser steht.
Ich habe leider kein Foto davon, wie ich ein paar Spax in eine Leimholzplatte drehe, aber genau das hab ich bei Sitzfläche und Rückenlehne gemacht. Unter der Sitzfläche sind Zusatzhölzer verbaut. Die benötige ich, damit ich nicht verschieden lange Schrauben für jede einzelne Verbindung benötige. An den Armlehnen ist deswegen ebenfalls eine Verbreiterung dran, der ist aber auch zur Versteifung der Konstruktion dran.
Zur Endbehandlung habe ich zwei Schichten Leinöl aufgetragen, die ich nach einem Jahr mit einer weitern Schicht nachbehandelt habe.
Die Verbindungen des Stuhls sind mit Gewindeschrauben realisiert, als Gegenstück sind Rampamuffen in den Stuhlbeinen und Einschlagmuttern in Sitzfläche und Rückenlehne. Dadurch ist der Stuhl zerlegbar und relativ kompakt im Transport.
Die Armlehnen haben auf beiden Seiten Halter. Links ist der Halter flach ausgeführt, so dass man da Tassen reinstellen kann. Rechts ist er tief und bietet Platz für max 1L Kunststofflaschen.
Nach dem Rohbau des Prototypen habe ich einen zweiten Stuhl für meine Verlobte gebaut. Der hat leicht geänderte Maße und ist gebeizt. Ein dritter Stuhl ist letztes Jahr entstanden und hat Armlehnen aus Sperrholz und in der linken Armlehne befindet sich eine Useless Maschine, wie ihr sie hier schon mal besprochen habt.
Natürlich ist nicht alles glatt gelaufen, wenn man ohne Vorerfahrung oder Versuchsobjekten einfach einen komplexen Gegenstand zusammenbaut. Es war daher auch gut, dass ich alle Maße beim Bau nochmal kontrolliert habe, da ich mich in einem Maß geirrt hatte. Das führte dazu, dass ich die Stuhlbeine nachträglich nochmal geändert habe, damit die Sitzfläche so wie beabsichtigt leicht nach hinten kippt.
Die Stühle halten jedenfalls ganz gut, auch wenn sich mit der Zeit kleinere Macken ergeben. Auf jeden Fall war es eine gute Möglichkeit zu lernen wie man Sitzmöbel baut.
