Küchen-Restaurierung

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Jana
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Küchen-Restaurierung

Beitragvon Jana » So 18. Nov 2018, 10:37

Hallo zusammen,

hier also nun mein neues Langzeit-Projekt. Spannend wird es vermutlich nur am Anfang, danach kommen nur sehr viele sich immer wiederholende Tätigkeiten. Daher werde ich euch auch nur Lese- und Bilder-Futter präsentieren, wenn es etwas neues gibt. ;)

In anderen Threads habe ich ja schon erwähnt, dass wir eine Küche geerbt haben. Mein Vater (Schreinermeister) hat sie Stück für Stück in den 90ern in unser damaliges Haus eingebaut, nach genauen Vorgaben und Wünschen meiner Mutter. Sie ist also nicht nur solide gearbeitet, sondern auch sehr funktionell und durchdacht. Einmal ist sie dann schon mit meinen Eltern in eine Wohnung umgezogen und wurde dabei noch etwas an die vorhandenen Gegebenheiten angepasst. Dieses Jahr ist meine Mutter aus dieser Wohnung ausgezogen und die Küche war übrig - und hätte vermutlich entsorgt werden müssen.

Ein paar Bilder aus der letzten Küchen gibt es in diesem Thread zur Bestimmung der verwendeten Holzart: viewtopic.php?f=42&t=1433

Natürlich sieht man ihr 20 Jahre Nutzung auch an. Die Basis allerdings ist und bleibt eine solide Küche, mit Teilen aus Massivholz und der Rest stabil und perfekt gearbeitet. Und natürlich hängt für mich auch ein großer ideeller Wert daran (viel mehr sogar noch, seitdem ich selbst weiß wie viel Arbeit so ein Schrank ist!). Da wir gleichzeitig auch noch ein schönes Kirsche-Schlafzimmer geerbt haben war der Umzugs-LKW sowieso schon auf dem Weg zu uns. Daher haben wir entschieden, dass wir auch die Küche nehmen und ich versuchen werde, sie wieder aufzuarbeiten.

Seit dem Sommer steht sie nun in der Garage - ein bisschen einschüchternd in ihrer Masse. Die letzte Woche haben wir sie ins Gästezimmer umgezogen, da die Garage über Winter auch nicht ganz trocken ist, und ich habe alle Schränke gesichtet und mir Gedanken gemacht, was alles zu tun ist.

Hauptsächlich muss die Oberfläche aufgearbeitet werden. Mein Vater hatte viele Wohn-Möbel nur mit Jojobaöl behandelt. Bei der Küche sind wir allerdings nicht sicher, ob das auch der Fall war. Die Oberfläche fühlt sich an als hätte sie einen Wachsauftrag bekommen, leicht feucht/klebrig/wachsig. Nach dem Abwischen mit Seifenwasser ist die Oberfläche immer noch sehr glatt. An einigen Stellen gibt es leicht vergraute Poren. An einem Reststück habe ich geschliffen und bei Kreisbewegungen leichte Kratzer auf der Oberfläche erhalten - beides spricht meines Wissens nach ebenfalls für eine Wachsschicht. Ich habe auch gelesen, dass Jojobaöl eher eine wachsartige Oberfläche hinterlässt als anderes Öl. Das könnte also passen.

Zusätzlich zur Oberflächenbehandlung kommen die Spuren von 20 Jahren Küchen-Nutzung in Form von Fett und Schmutz. Gerade bei der Reinigung ist auch zu beachten, dass viele Teile nur furniert sind (allerdings professionell, da mein Vater eine große Verleimpresse nutzen konnte).

Nach der Kontaktierung von Naturalfarben und der Schilderung meines Anwendungsfalls habe ich mir dort den Intensivreiniger zum Reinigen und TEC-Oil zum Auffrischen des Schutzes bestellt. Natürlich wurde mir geraten, zuerst an unauffälligen Stellen zu testen.

Ich habe dafür erst einmal eine Front genutzt, die in der Wohnungs-Küche schon nicht mehr verbaut war. Zusätzlich habe ich die Reinigung noch an einem unbehandelten Fachbodenträger aus Massivholz getestet.

Kueche_020.jpg
Handschuhe sind natürlich Pflicht, ebenso wie eine Atemmaske. Fürs Öffnen und Umschütten der Dosen/Flaschen trage ich auch gerne eine Schutzbrille. Wie schnell ploppt der Dosendeckel beim Öffnen unkontrolliert auf und die ersten Spritzer verteilen sich - dann lieber nicht in meine Augen.

Der Intensivreiniger sieht aus wie Milch und riecht auch noch leicht nach Orange. Wer Kinder im Haushalt hat, sollte solche Flüssigkeiten ja sowieso nicht in deren Griffweite lagern - aber dieser Reiniger sollte auf jeden Fall weit weg von Kinderhänden.
Kueche_025.jpg


Erstes Testobjekt - die Schubladenfront. Es war die unterste, daher sind am Boden die Spuren der Vergangenheit besonders deutlich.
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Und auch andere Dreck-Spuren sind vorhanden.
Kueche_050.jpg


Der Intensivreiniger wird 1:1 mit Wasser vermischt. Dann mit der groben Seite eines Schwamms die Oberfläche abschrubben. Anschließend mit etwas Wasser nachwischen und mit einem Lappen trocken reiben.
Kueche_060.jpg
Der Vorteil des Intensivreinigers zu Wasser oder Seifenwasser ist, dass die Oberfläche (hoffentlich) nicht ganz so stark angegriffen wird.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Schmutz geht wirklich gut weg!
Kueche_070.jpg


Als weiteres Testobjekt der unbehandelte Fachboden.
Kueche_090.jpg


Hier wurde wohl irgendetwas Rundes mit dreckigem Boden immer und immer wieder abgestellt. ;)
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Auch diese Spuren lassen sich gut beseitigen.
Kueche_110.jpg
Kueche_120.jpg


Auf der Unterseite irgendwelche Spritzer.
Kueche_130.jpg


Und auch diese sind weg (auch wenn die Farbe im Licht anders aussieht, es ist das gleiche Brett. :) ).
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Nachdem alles soweit getrocknet ist, kann die Oberflächenbehandlungs-Auffrischung für die Front folgen.
Kueche_170.jpg
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Das Tec-Oil soll nur sehr dünn mit der weichen Seite vom Schwamm aufgetragen und nach maximal 10 Minuten auspoliert werden.
Kueche_220.jpg
Das Öl hat einen durchaus intensiven Geruch, der auch nach einer Nacht noch im Keller hängt. Ich hoffe allerdings, dass er mit etwas Lüftung bald verfliegt, da die Teile dann wieder ins Gästezimmer sollen.

Nach dem Auftrag sieht die Oberfläche durchaus wieder schön aus. Leider bleiben die abgenutzten Stellen weiterhin heller.
Kueche_290.jpg
Kueche_300.jpg


Und so sieht das ganze nach einer Nacht Trocknung aus. Vielleicht gehe ich an den hellen Stellen doch nochmal mit etwas Hartöl drüber. Denn ich habe den Eindruck, dass dort die 'wachsige' Schicht fehlt und einfach die ursprüngliche Oberflächenbehandlung vollkommen abgerieben ist.
Kueche_305.jpg


Zumindest jedoch der Intensivreiniger gefällt mir sehr gut. Für ein erstes Erfolgserlebnis reinige ich daher direkt mal einige Fachböden. Gut, dass ich eine FKS habe, wo sonst sollte ich das ganze Holz zum trocknen ablegen? :D
Kueche_307.jpg


Ein bisschen Flickarbeit gibt es auch noch zu tun. An einem Hängeschrank ist eine Gehrung aufgegangen.
Kueche_310.jpg


Sie ist innen mit einer Schraube fixiert. Diese wurde allerdings von Außen mit einem Holzpropfen verschlossen.
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Da das ganze nicht komplett lose ist, habe ich beschlossen, dass etwas Leim genügen sollte.
Kueche_340.jpg
Fast hätte ich neue Zwingen kaufen müssen! Dann habe ich leider festgestellt, dass ich das obere Gummiteil abmachen kann und die Zwinge so noch einen Zentimeter mehr packt (ihr seht das rechts oben, dass an der Zwinge dieses Gummi-Teil nicht in dem Loch steckt). Na gut, immerhin konnte ich es so direkt verleimen und musste nicht auf neue Zwingen warten. ;)

Als nächstes stehen nun weitere Fronten an. Leider ist auch bei den Hängeschränken eine recht starke Abnutzung am unteren Bereich zu sehen. Ich schwanke jetzt noch, ob ich nach der Reinigung dort erst einmal mit Hartöl oder Hartwachsöl dran gehe, bevor ich das TecOil auftrage. :?
Kueche_360.jpg


Viele Grüße,
Jana
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Mandalo
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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon Mandalo » So 18. Nov 2018, 11:28

Hallo Jana, schön zu wissen dass du ein neues Projekt begonnen hast.
Jana hat geschrieben:...Fast hätte ich neue Zwingen kaufen müssen! ...

Ich nehme an du kennst die Bessey KBX20 Korpuszwingen-Verlängerungen!?
Mit nichts ist man großzügiger als mit gutem Rat!
Es grüßt euch Dieter

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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon oldtimer » So 18. Nov 2018, 13:52

Jana hat geschrieben:Mein Vater (Schreinermeister) hat sie Stück für Stück in den 90ern in unser damaliges Haus eingebaut, nach genauen Vorgaben und Wünschen



Aha, es sind die Gene.

Ich lese dann einmal gerne mit.

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Jana
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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon Jana » Mi 21. Nov 2018, 19:30

Hallo Dieter,
Mandalo hat geschrieben:Ich nehme an du kennst die Bessey KBX20 Korpuszwingen-Verlängerungen!?

Ja, die kenne ich, davon habe ich auch zwei Stück. Das war mehr ein Scherz, eine Ausrede, um neues Werkzeug zu kaufen. ;)
Mit Verbinder wären es dann aber auch 160cm lange Zwingen geworden, und die sind immer schwer in meinem kleinen Raum unterzubringen. Also vielleicht doch ein Grund, mir mal noch zwei kleinere Korpuszwingen zu kaufen ... 8-)

Hallo Volker,
oldtimer hat geschrieben:Aha, es sind die Gene.

Vielleicht zum Teil. Zu einem Großteil aber auch die Erziehung. Ich durfte von klein auf in der Hobby-Werkstatt im Haus mitwerkeln, hatte schon früh mein eigenes Werkzeug und durfte auch (unter Aufsicht) schon recht früh ohne Furcht, dafür mit Respekt und Verstand mit elektrischem Werkzeug arbeiten. Wenn man dann als Kind noch sieht, was für tolle Sachen so entstehen, dann kann das schon prägend sein. :)
Ich muss aber auch gestehen, vieles weiß ich erst jetzt richtig zu schätzen. Nach meinem Auszug wollte ich z.B. nur noch Ikea-Möbel, am besten farbig foliert kaufen weil ich Fichte, Kiefer und Co. des Kinder- und Jugendzimmers nicht mehr sehen konnte. :roll:
Zum Glück hat sich diese Phase aber bald wieder gelegt. :lol:


Mit der Küche geht es nur langsam voran. Ich hatte einige Stücke nochmal mit Hartwachsöl behandelt und der "Duft" hält sich leider über Tage in der Werkstatt, da ich bei der Kälte nicht über Nacht lüften will. :( Am Wochenende möchte ich testen, ob ein Ventilator am Fenster die Ausdünstung beschleunigen kann, außerdem habe ich mir Aktivkohlefilter (für Dunstabzugshauben) bestellt und möchte diese vor den Luft-Filter klemmen, um den Duft auszufiltern. Auch ob das funktioniert, werde ich euch berichten.
Zusätzlich habe ich nochmal Hartwachsöl bei Naturalfarben bestellt. Ich hatte nur eine kleine Probedose, wollte aber gerne im 'System' bleiben. Und als letztes habe ich noch eine Reihe Hartwachskitt bestellt. Erst wollte ich mir ein oder zwei Farben im Baumarkt kaufen. Allerdings brauche ich mehrere Farbtöne für verschiedene Flickstellen (in den Türen, in Kanten, im Vollholz, auf dem Furnier, im Wurzelholzfurnier, ...) und es ist auch immer schwierig mit dem passenden Farbton (ohne mehrere Teile mit in den Baumarkt zu tragen). Also habe ich mir gleich ein Sortiment bestellt - das kommt mit 11 Stangen auch günstiger als 3 Stangen im Baumarkt.
Das lange Wochenende kann also kommen!

Grüße,
Jana

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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon Klaus » Mi 21. Nov 2018, 19:44

Hallo Jana,

hört sich immer noch spannend an, was Du so alles machst ... Kohlefilter, Hartwachs, neue Korpuszwingen - es bleibt interessant :)

Gruss, Klaus

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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon Mandalo » Mi 21. Nov 2018, 19:52

Jana hat geschrieben:Hallo Dieter...
...Das war mehr ein Scherz, eine Ausrede, um neues Werkzeug zu kaufen... ...Grüße Jana

Ich hoffe dein Partner hat viel von mir, DAS zumindest würde dir beim Werkzeugkauf echt nützlich sein! :lol:

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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon Dozent » Do 22. Nov 2018, 07:17

Ich durfte von klein auf in der Hobby-Werkstatt im Haus mitwerkeln, hatte schon früh mein eigenes Werkzeug und durfte auch (unter Aufsicht) schon recht früh ohne Furcht, dafür mit Respekt und Verstand mit elektrischem Werkzeug arbeiten. Wenn man dann als Kind noch sieht, was für tolle Sachen so entstehen, dann kann das schon prägend sein.


Danke für diese Bestätigung, ein paar Dinge richtig zu machen :)

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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon Jana » So 25. Nov 2018, 10:16

Hallo Klaus,
Klaus hat geschrieben:hört sich immer noch spannend an, was Du so alles machst ... Kohlefilter, Hartwachs, neue Korpuszwingen - es bleibt interessant :)

Alles Fake-News: die Kohlefilter sind leider nicht rechtzeitig angekommen und die neuen Korpuszwingen existieren nur in meinen Träumen... :D
Ich hoffe trotzdem, dass es (gleich im Anschluss) interessant bleibt.


Hallo Dieter,
Mandalo hat geschrieben:Ich hoffe dein Partner hat viel von mir, DAS zumindest würde dir beim Werkzeugkauf echt nützlich sein! :lol:

Ah ja, du meinst dann hätte ich alles in vierfacher Ausfertigung( viewtopic.php?f=30&t=268&start=4960#p39862)? :P
Wir sind zum Glück ein moderner Haushalt, in dem jeder sein eigenes Hobby und jeder sein eigenes Hobby-Konto hat, das stets zu gleichen Teilen befüllt wird. So gibt es keine Diskussionen über Sinn und Unsinn, das muss dann jeder mit sich selbst ausmachen. :D


Dozent hat geschrieben:Danke für diese Bestätigung, ein paar Dinge richtig zu machen :)

Ja, viel besser als das Kind vor die "Theo Klein"-Werkbank zu stellen, an der es so tut als ob es arbeitet, ist es mit echten Werkzeugen echte Dinge erschaffen zu lassen. :)

Viele Grüße,
Jana

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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon Jana » So 25. Nov 2018, 10:44

Hallo zusammen,

und dann gibt es auch gleich den Bericht von der ersten lange-Wochenende-Hälfte:

Ich hatte ja erwähnt, dass wir so viel wie möglich aus der Garage ins Gästezimmer umgeräumt haben. Das sind ziemlich viele Schubkästen...
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Diese galt es zur weiteren Bearbeitung erst einmal auseinander zu bauen. Fronten ab, Beschläge ab, Böden ab. Gefühlt wird der Haufen kleiner, die Masse bleibt aber gleich. :?
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Wichtig ist, alles gut zu beschriften. Immerhin soll am Ende wieder alles zueinander passen. Die Rollschubführungen sollten zwar genormt sein, aber man weiß ja nie ...
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Und auch alle Schrauben werden gesammelt. Wobei bei gleichem Anwendungsfall nicht immer die gleichen Schrauben verwendet wurden. Das ist vermutlich dem Umstand geschuldet, dass mein Vater die Küche über mehrere Monate Stück für Stück gebaut.
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Da die Köpfe aber alle in Ordnung sind und ich davon ausgehe, dass es auch hochwertige Schrauben sind, werde ich sie so weit möglich wiederverwenden. Nur ein paar gerostete werde ich aussortieren (da ist vermutlich mal Flüssigkeit in einen oder zwei Kästen gelaufen). Falls also jemand demnächst shabby chic bauen möchte und rostige Schrauben braucht, meldet euch. :D

Zurück in der Werkstatt. Die geleimte Gehrungsecke ist wieder dicht und hält.
Kueche_420.jpg
Auf dem Bild sieht es irgendwie nicht so gut aus, aber so schlimm ist es in Natur nicht. Dazu ist der Korpus auch noch nicht behandelt, das wird also noch besser.

An einem Schubkasten ist auch eine Ecke ausgebrochen. Ich finde es ganz spannend zu sehen, wo genau bei der Lamello-Verbindung die Bruchstelle ist:
Kueche_430.jpg
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Ich habe alles gut mit Leim bepinselt und gezwungen, nun hält es wieder.

Kommen wir zu den Böden. Diese zeigen natürlich die Spuren der letzten 20 Jahre.
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Mit etwas Schleiferei, Korn 120 und 180 gehen die Spuren aber ganz gut weg.
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Und nochmal, vorher:
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Und nachher:
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Irgendwie ist es schon eine spannende, aber auch emotionale Angelegenheit. Immerhin steckt in dieser Küche Geschichte, die ich entweder selbst miterlebt habe oder zumindest diejenigen kenne, die sie erlebt haben.
Am Ofen ist wohl mal ein größeres Malheur passiert. Irgendetwas ist aus- und in die Schränke hinein gelaufen, vielleicht ist eine Flasche Öl umgekippt.
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Diese Spur findet sich in den Schubkästen, die unter dem Ofen waren, aber auch in dem Schrank, der daneben stand. Ich kann mich nicht daran erinnern, das erlebt zu haben, aber ich kann mir genau vorstellen, wie die Flüche meiner Mutter durch das Haus schallen. :lol:

Ein bisschen schwermütig werde ich auch, als ich die Flickspuren meines Vaters finde. Auch er hatte wohl eine große Dose Holzkitt im Schrank. :)
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Puh, aber was ist das denn?
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Das war der Getränke-Schuber. Die schwarzen Linien stammen von einem Metall-Flaschenhalter und vorne standen einzelne Flaschen. Der Zustand wundert mich aber doch, meine Mutter ist mit ihrer Küchenhygiene sonst doch etwas kritischer. Vermutlich lag in der letzten Wohnung schon irgendein Brett über diesem Schubkastenboden. ;)

Da ist auch mit gründlichem Schleifen nichts mehr zu retten. Diesen Boden werde ich lieber neu zuschneiden.
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Für das Besteckfach habe ich mir einen flexiblen Schleifschwamm aus Schwamm+Schleifgitter 'gebastelt'.
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Die Stellen, die sich nicht ganz so gut haben herausschleifen lassen, habe ich nochmal mit Intensivreiniger behandelt. Nicht wegen der Optik, die Platten werden später noch 'belegt', sondern mehr wegen der Tiefenreinigung.
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Nachdem alle Böden durch sind, geht es weiter mit den Rahmen. Dafür rüste ich meinen kleinen Schleifer zum Deltaschleifer um.
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Passendes Schleifpapier habe ich natürlich nicht, das ist aber aus einer Schleifscheibe schnell hergestellt.
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Leider fällt mir dabei auf, dass ich nur noch 1 weitere Schleifscheibe 180er Körnung habe. :o
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Nun ja, im Zweifelsfall muss ich am Ende doch wieder 'eckig' schleifen, dafür habe ich noch genügend Schleifgitter (und natürlich auch neue Scheiben bestellen).

Zum Schleifen der Vorder- und Rückseiten macht es sich bezahlt, dass ich einen Schubkastenschrank unter dem Tisch stehen habe. So kann ich einen Schubkasten ausziehen und dort den Kasten hochkant drauf stellen, um dann in bequemer Höhe zu schleifen.
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Beim Schleifen fällt mir auf, wie schön das Holz ist. Vermutlich wurde für die Kästen ein anderes Holz verwendet als für die Fronten und das erinnert mich doch sehr an Erle.
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Die Böden allerdings sind aus 'ordinärem' Birke-Sperrholz. Das wäre trotzdem in Ordnung wenn sie neu wären. In der Küche nahe der Koch-, Arbeits- und Spülfläche ist Holzboden aber sowieso ein bisschen heikel. Da kann schon mal der ein oder andere Tropfen Wasser hineinkommen und ab und zu ist feuchtes Durchwischen auch eine gute Idee.
Statt alle Böden auszutauschen habe ich mich daher entschieden, sie mit Folie zu belegen. Das habe ich in der aktuellen Küche auch gemacht und es hat sich bewährt. Egal ob Möbel von außen oder von Innen, ich beziehe nur noch mit Folie von dx-fix. Diese haftet nur irgendwie statisch, klebt aber trotzdem gut und lässt sich bei Bedarf wieder rückstandslos ablösen. Ich habe auch schon andere, billigere Möbelfolien getestet. Diese kleben aber mit 'Kleber' und lassen sich nicht wieder rückstandsfrei ablösen. Entweder man hat hinterher Klebespuren oder man reißt die ursprüngliche Oberfläche mit ab. Und da lässt sich auch nicht viel korrigieren.
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Für die Schubkästen habe ich mich für einen halbwegs passenden Farbton in Buche entschieden.

Mit etwas Überstand zugeschnitten muss nur an einer Seite das Trägerpapier abgezogen werden. Dann die Folie hinten gut fest drücken, den Rest des Trägerpapiers langsam nach vorne hin wegziehen und dabei oben mit einem Schaber nach vorne hin glätten. Als 'Schaber' nutze ich immer ein Stück Holz, um das ein Baumwolltuch gelegt ist.
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Am Ende die Überstände sauber abscheiden.
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Und fertig ist das neue Buchen-Foliat. :D
Kueche_710.jpg


Auf dem Bild sieht der Farbkontrast etwas komisch aus, in Natur passt es aber.
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Nach dem ersten Test-Boden widme ich mich aber erst nochmal anderen Dingen. Folie aufziehen kann man ja auch an Feierabenden. :)

An einer Kastenecke ist ein Stück Holz abgeplatz. Das möchte ich versuchen mit Hartwachs auszugießen. Im Nachhinein gesehen war das nicht das richtige Mittel. Das Hartwachs ist eigentlich gut für behandelte Oberflächen, aber die Kästen bleiben ja unbehandelt. Hier hätte es also auch normaler Holzkitt getan ...
Kueche_722.jpg


Aber irgendwie muss sich das neue Hartwachsset ja rechnen.
Kueche_724.jpg


Rundherum etwas abgeklebt und die tiefsten Stellen noch mit etwas Furnier beklebt.
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Und dann mit dem Bügeleisen Hartwachs aufgetröpfelt. Das mit dem Bügeleisen habe ich mal im Oberflächenkurs gemacht, da hat es irgendwie auch besser funktioniert. Beim nächsten Mal werde ich doch den Lötkolben ausgraben, die genaue Dosierung und Positionierung ist mit dem Bügeleisen recht bescheiden.
Kueche_740.jpg


Geglättet und nach entfernen des Klebebandes noch etwas geschliffen sieht es so aus.
Kueche_745.jpg
Naja, das muss ich wohl noch etwas üben. Wenn die Front vorne drauf ist, wird da aber vermutlich sowieso niemand so genau hinschauen.

Eigentlich gekauft hatte ich mir das Hartwachs ja für die geölten Teile. Also auch hier gleich mal getestet nachdem das Bügeleisen schon heiß war. Ein rechter Halunke hat in die wunderschöne Seite des Hochschranks Löcher gebohrt!
Kueche_760.jpg

Vielleicht wollen wir am Ende genau dort auch nochmal einen Haken oder ähnliches einbohren. Da das aber noch nicht sicher ist, will ich erst einmal alle Löcher verschließen. ;)

Also wieder abgeklebt.
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Irgendwie sieht das jetzt aus wie ein rothaariger Klabautermann...

Schnell das Wach hinein...
Kueche_780.jpg


Das Ergebnis ist ganz gut. Beim Schleifen ist jetzt natürlich die Oberfläche drumherum aufgeraut, aber da muss sowieso noch geölt werden. Dann mache ich euch auch nochmal ein Bild.
Kueche_790.jpg


Das war's erstmal!

Viele Grüße und einen schönen Sonntag,
Jana
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Mario
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Re: Küchen-Restaurierung

Beitragvon Mario » So 25. Nov 2018, 11:22

Hallo Jana
Ich finde es sehr schön, dass Du den Wert in der alten von Papa gebauten Küche siehst und Dir die Mühe machst, alles wieder etwas aufzuschönen und zu reparieren. Heutzutage wird ja doch recht schnell entsorgt, das tut einem manchmal in der Seele weh, was da so achtlos weggeworfen wird.
Außerdem sehe ich hier gerne zu, wie Du das alles so ( hoffentlich auch) gut hinbekommst.
Die Art Zwingenerweiterung per Entnahme der Endsicherung habe ich auch schon praktiziert, um den letzten noch fehlenden Zenti zu erhalten. :D
Ich glaube, es sind sogar 3 cm, die man zuir Not erhält.
Deinen zweiten (oder letzten) Teil habe ich mir noch nicht genau angeschaut, werde ich aber mit Sicherheit tun

Grüß, Mario!


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