Der Holzwurm wächst ja bekanntlich mit der ihm zur Verfügung stehenden Menge an Holz, deswegen habe ich mir einfach mal viel Holz geordert, um kräftig zu wachsen. Ach, nein, so war das ja gar nicht...
Fangen wir von vorne an ... (Achtung, dies wird vermutlich ein Fortsetzungsroman über mehrere Seiten. Allerdings in kleinen Häppchen, denn ihr werdet Schritt für Schritt bei der Realisierung dabei sein können.

Dass wir lauter Ecken und Winkel und Wände in unserem Haus haben, die nicht der DIN-Norm entsprechen, ist euch ja mittlerweile vielleicht bekannt. So eine Ecke haben wir auch in unserer Küche, genauer genommen eine Nische. Nach dem Einzug musste dort schnell "irgendetwas" hin, um dem deutschen Mülltrennungswahn nachzukommen, Obst und Gemüse einen Platz zu geben, und am besten auch noch etwas Abstellfläche zu bieten. Das Resultat traue ich mich beinahe nicht zu zeigen, das war wirklich quick and dirty und eigentlich auch nur eine schnelle, temporäre Lösung. Aber ihr wisst ja, temporäre Lösungen halten immer am längsten, diese jetzt schon über 4 Jahre.
Die Nische des Grauens.
Während des Baus der Schuhschränke habe ich leider ab und zu erwähnt : "...und nach diesen Schränken baue ich dann einen für die Küche!"
Da auch der im Haus lebende Ehemann der Ansicht ist, dass diese Ecke unbedingt eine Verbesserung bräuchte, komme ich also ganz ohne große Überzeugungsarbeit leisten zu müssen zu meinem Holzetat.
Vor dem Holz steht aber erst einmal noch die Idee. Meine hat ziemlich lange gebraucht, um zu reifen. Angefangen von Skizzen, über das Ausmessen der Nische und dahingehend die Konstruktion...
... bin ich zur Detail-Mengen-Planung bei Excel gelandet. Gesehen habe ich das bei Wolfram Herzog von Holz-Und-Leim (http://www.holzundleim.de/2017/05/moebe ... ion-video/). Mein Referenzmaß war immer die Breite und gewünschte Höhe, alles Weitere ergibt sich dann mit der Stärke der gewünschten Holzart. Das hat erstaunlich gut funktioniert, man muss nur aufpassen dass man die ganzen Zellen-Referenzen richtig setzt.
Nach einem Besuch beim Holzhändler wusste ich dann auch, wie groß die entsprechenden Tischlerplatten, Leimholzplatte und Multiplexplatte sein werden. Mit diesen Maßen und den resultierenden Maßen aus Excel habe ich das Programm maxcut (http://www.maxcutsoftware.com/) gefüttert.
Nachdem ich nun wusste wie viele Platten ich benötige habe ich wieder den Holzhändler kontaktiert und dann erst einmal große Augen gemacht, was das doch alles kosten wird.
Vor über einem Jahr schon hatte ich mir allerdings einmal mit dem Ikea-Küchen-Programm zusammengeklickt, was dort ein Schrank für diese Ecke nach meinen Vorgaben und Wünschen kosten würde. Das wäre zwar etwas günstiger geworden, aber auch nicht wirklich günstig, nur beschichtete Pressspanplatte, nicht in den Maßen und nicht mit den Funktionen wie ich es haben will. Und auch der Ehemann ist der Ansicht, wenn, dann gescheit, und dann machst du es eben selbst!
Hier noch ein kleiner Einschub zu den Wünschen die wir haben.
- der Schrank soll in die Nische passen. Genau wird er natürlich nicht passen, denn die Nische wird nach oben hin breiter, aber eben möglichst viel Platz ausnutzen.
- nach vorne nicht weit über die Nische hinaus stehen. Unsere Küche ist nicht sonderlich groß und zwischen diesem Schrank und der Küchenzeile auf der anderen Seite steht auch noch der Esstisch. Dort soll auch noch etwas Freiheit für die Stühle herrschen.
- im unteren Teil muss Platz sein, um Plastikmüll, Altpapier, leere Flaschen und Dosen in geringen Mengen zu beherbergen, sodass man zum Sammeln dieser nicht jedes Mal in den Keller laufen muss.
- eine oder zwei kleine Schubladen für Krimskrams, Tütchen, Gummiringe, etc
- Platz, um Obst und Gemüse aufzubewahren, allerdings bitte so, dass keine Fliegen drankommen, es aber trotzdem sichtbar ist - denn sonst vergessen wir es.
- eine Überlegung war auch, den Mini-Ofen wieder unterzubringen, den werden wir aber wohl an anderer Stelle unterbringen. Dennoch soll in der Mitte des Schanks eine Öffnung sein, um das ganze etwas leichter zu gestalten
- Oberschränke, dort wo derzeit das Plakat hängt. Allerdings können hier keine Oberschränke an die Wand gehängt werden, denn diese ist sehr dünn und geht zum neu renovierten Bad. Ein Durchbohren der Dübellöcher in die neuen Fliesen soll auf jeden Fall vermieden werden (aus dem Bad in die Küche ist das schon passiert)! Alles muss also auf dem Unterteil drauf stehen und kann höchstens noch zur Seite hin an der Wand fixiert werden.
- der Schrank soll hell sein und auch das zukünftige Design vorgeben, mit dem ich irgendwann in ferner, ferner Zukunft einmal die restlichen vorhandenen Küchentüren austauschen möchte.
- Multiplex war bisher ganz ok, jetzt soll es aber mal Tischlerplatte und Leinholz werden.
- aufgrund der begrenzten Werkstattgröße soll der Schrank aus 3 Teilen bestehen, die voneinander unabhängig gebaut werden können
Nach langer Wartezeit nach der Bestellung - Tischlerplatte Stäbchen mit Ahorn Furnier ist wohl nicht der Standard - kam endlich das benötigte Holz: zwei große Tischlerplatten 19 mm Ahorn furniert, eine 26mm Leimholzplatte Ahorn für die "Arbeitsfläche" und Anleimer, eine Platte Multiplex 6mm für Rückwände und Schubladenböden und eine Rolle Furnier-Bügel-Kante
Beim Zuschnitt in der Garage wurde mir wieder einmal bewusst, ein echter Holzwerker muss wirklich ein Muskelpaket sein. Ohne Ehemann funktioniert das Umlagern der Platten nicht, vor allem nicht in einer Art und Weise, dass nicht alles gleich mit Macken und Schrammen voll ist. Und auch der Zuschnitt am Boden war nicht unbedingt das angenehmste. Zu beneiden ist da wer Lothar heißt und einen Zuschnitt Tisch hat!

Zuschnitt der Leimholzplatte
Die Hälfte ist geschafft ...
Der Rest. Eventuell werden daraus die Schubkästen, eventuell nicht ....
Nach einem guten Arbeitstag, aufgeteilt auf mehrere real Tage, war der grobe Zuschnitt in für mich alleine handhabbare Teile erledigt. Sehr begeistert bin ich mal wieder von der kleinen Mafell KSS 300 und deren Schnittgüte mit dem Feinschnittblatt bei der Tischlerplatte.
Die grob aufgetrennten Platten werden erst einmal in unserem Gästezimmer gelagert. Dort herrscht ein Wohnklima, das der Küche noch am ähnlichsten ist - zumindest in einem Raum, in dem auch Platz zum Lagern ist.
Gäste können wir die nächsten Wochen erst einmal nicht mehr empfangen - man muss eben Opfer bringen als Holzwurm (außerdem halten die einen dann sowieso nur vom Holzarbeiten ab

Der erste Schritt in der Werkstatt ist das Vorbereiten der Anleimer. Diese möchte ich von dem Leimholz herunter schneiden. Da die 'handlichen' Stücke Leimholz aber immer noch zu groß sind, muss ich erst einmal ein Stück von einer Platte abschneiden.
Das geht auf der kleinen Metabo TK1256 gerade noch. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich nicht immer dicht am Parallelanschlag bleibe. Die Größe und Schwere der Platte übersteigt wohl doch wieder meine Stärke.

Eine gerade Anschlagseite (vom Grob-Zuschnitt) reicht aber aus.
Die Tischlerplatte hat eine Stärke von ca 19 mm.
Die Anleimer sollen erst einmal etwas überstehen, sollen also etwa 21 bis 22 mm Stärke haben. Die Leimholzplatte hat 26 mm, also muss erstmal einiges ab und das geht am besten mit dem Dickenhobel. Bei dieser Maßarbeit werde ich noch nicht ganz so warm mit meiner Raboteuse. Aber es ist eben auch nur ein Baustellen-Dickenhobel, und mit dem Messschieber gemessen wird man ja auch schnell über-genau.
Der Überstand passt erst einmal. Fürs erste bin ich lieber noch zu spendabel mit Millimetern - weg kommt ja später sowieso noch.
