Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

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haifisch18
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Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon haifisch18 » So 15. Apr 2018, 19:09

Hallo Hubert,

ich habe deine Projekte damals im anderen Forum auch gelesen. Das letzte Mal war ich dort, da war deine Bandsäge noch nicht fertig. Irgendwie finde ich es hier "gemütlicher". Ob wir dich zu neuen Projekten in diesem Umfang antreiben können?

Ich freue mich auf deine Berichte, ich hab damals schon deinen Bau- und Schreibstil gemocht und es war schön deinen Beitrag hier zu sehen.

Willkommen und viel Spaß hier, ich les dann tapfer weiter mit.
Mein Blog
Benedikt ;)

RockinHorse

Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon RockinHorse » So 15. Apr 2018, 19:57

Hallo Benedikt,
haifisch18 hat geschrieben:...Irgendwie finde ich es hier "gemütlicher". Ob wir dich zu neuen Projekten in diesem Umfang antreiben können?

Och, Benedikt, lassen wir doch das andere Forum da, wo es ist. Aber schön, dass du mir bestätigst, dass es hier gemütlich ist.

Neue Projekte? Mal sehen, was die Zeit so mit sich bringt. Maschinenprojekte werden es sicher weniger werden, das liegt in der Natur der Sache, da ich jetzt bis auf eine Hobelmaschine meinen Maschinenpark zusammen habe. Es kommen in Kürze noch das eine oder andere Werkstattprojekt - aber dann möchte ich mit echten Holzprojekten beginnen.

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Zwackelmann
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Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon Zwackelmann » Mo 16. Apr 2018, 20:42

Hallo Hubert,

Zwei Fragen habe ich bis jetzt noch.

1) Du hast dir ja anfänglich die Mühe gemacht und die eingetragenen Kräfte
und deren Wirkrichtung zu bestimmen.
Das macht für mich nur Sinn, wenn man im Gegenzug die Konstruktion
danach auslegt.
Sprich zu berechnen ob die ganze Konstruktion den auftreten Kräften dauerhaft gewachsen ist.
Hast du?

2) Man muss jetzt keine Techniker sein, um auf den ersten Blick zu erkennen, dass der
schwächste Punkt deiner Torosionsbox die linke Seite ist, wo sich das Gehäuse stark verjüngt.
Ich hätte jetzt aus dem Bauch heraus in und um diesem Bereich das Raster der diagonalen Streben verkleinert,
um eine höhere Steifigkeit in diesem Bereich zu erhalten.
Warum hast du dein Raster nicht verkleinert.

Berechnung ?
Oder nur Mut zur Lücke? :shock:

LG Dirk

RockinHorse

Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon RockinHorse » Mo 16. Apr 2018, 22:04

Hallo Dirk,
Zwackelmann hat geschrieben:Zwei Fragen habe ich bis jetzt noch.

Aber bitte gerne, es dürfen aber auch gerne mehr sein :)
Zwackelmann hat geschrieben:Du hast dir ja anfänglich die Mühe gemacht...Das macht für mich nur Sinn, wenn man im Gegenzug die Konstruktion danach auslegt....Sprich zu berechnen....Hast du?

Lieber Dirk, darauf antworte ich mit einem ganz klaren Jain :mrgreen:

Die erste Abbildung zu diesem Thema vereinfacht das Problem auf eine zweidimensionale Ebene. Diese Vereinfachung ist sicher kritikwürdig aber unter der Einbeziehung des Funktionsprinzips einer Torsionsbox wird daraus wieder ein Schuh. Knapp und bündig ausgedrückt, verteilt die Torsionsbox eine einseitig wirkende Spannung auf beide Deckseiten. Das innere Gitter habe ich aus den Gründen gedreht, um innere Zug- und Druckspannungen optimal in den Vorzugsrichtungen beherrschen zu können.

Auf der Höhe von Punkt A bildet die Konstruktion im Querschnitt ein Kastenprofil. Solche Kastenprofile lassen sich günstig berechnen und entsprechend den überschlägigen Berechnungen hätte ich durchaus der Idee verfallen zu können, die Konstruktion etwas schlanker auszuführen. Hab' ich aber nicht. Die kritischste Zone liegt tatsächlich im Querprofil auf der Höhe von Punkt A und im Randbereich der Deckplatten ebenfalls auf der Höhe von Punkt A. Rein rechnerisch sind die vorhandenen Querschnitt mehr als überdimensioniert, um die auftretende Druckspannung ausreichend aufzufangen. Um aber nicht eines Tages von der Retardation überrascht zu werden, die schlussendlich zum Versagen des Bauteils führt, habe ich statt einer Verschlankung sogar noch eine Verstärkung vorgenommen. Auf diese Verstärkung komme ich im weiteren Verlauf des Projektes noch zu sprechen.
Zwackelmann hat geschrieben:...Ich hätte jetzt aus dem Bauch heraus in und um diesem Bereich das Raster der diagonalen Streben verkleinert, um eine höhere Steifigkeit in diesem Bereich zu erhalten...

Während der Bauzeit gab es sogar einen Kommentar, die Anzahl der diagonalen Verstrebungen zu reduzieren! Die Eigenschaft der Steifigkeit ergibt sich aus dem Funktionsprinzip einer Torsionsbox (siehe oben). D.h. die Steifigkeit liegt in den Deckplatten. Werden die Deckplatten zu dünn, reduziert sich auch die Steifigkeit. Die Deckplatten haben eine Dicke von 18 mm. Das Grundmaß des Rasters zu verkleinern wäre nicht sinnvoll gewesen, weil die Lage der Verstrebungen mit Absicht so gewählt wurde - eigentlich sollen die Verstrebungen nur den Spannungsausgleich zwischen den Deckplatten organisieren, bestimmte Verstrebungen benutze ich außerdem noch, um bestimmte Zug- und Druckspannungen zusätzlich aufzufangen (siehe zweite Abbildung im Startbeitrag).

Und zum Schluss steht auch noch eine pragmatische Entscheidung. Die Tiefe des Diagonalgitters und damit die Tiefe der Torsionsbox hätte geringer ausfallen können. Der Materialaufwand hätte sich nur geringfügig reduzieren lassen, nicht aber der Arbeitsaufwand. Und so habe ich die Entscheidung, die Tiefe des Diagonalgitters größer als notwendig zu bemessen an zwei Punkten festgemacht:

    - Die Erfahrung einer leicht unterdimensionierten Torsionsbox würde kostspieliger ausfallen, als der geringfügige Mehraufwand für das Material.
    - Die größere Tiefe bot auch noch konstruktive Vorteile, um diverse Einbauten zu berücksichtigen.

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Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon Zwackelmann » Mo 16. Apr 2018, 22:15

Hallo Hubert,

deine Beiträge sind wie die Bücher von Stephen Hawking!
Die musste ich auch mehrmals lesen um sie annähernd zu verstehen. :oops:

Aber ich glaube verstanden zu haben.

Danke für die Antwort.

Da bin ich wohl etwas pragmatischer bei meinen Bastelarbeiten und mein nichtvorhandener Bierbauch
oder besser dessen Gefühl übernimmt oft ein Großteil der Konstruktion. :mrgreen:

LG Dirk

RockinHorse

Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon RockinHorse » Mo 16. Apr 2018, 22:22

Hallo Dirk,
Zwackelmann hat geschrieben:Da bin ich wohl etwas pragmatischer bei meinen Bastelarbeiten und mein nichtvorhandener Bierbauch
oder besser dessen Gefühl übernimmt oft ein Großteil der Konstruktion. :mrgreen:

Na ja, die letzte Entscheidung ist bei mir auch eher aus dem Bauch heraus gefallen. Doch ist es oft interessant zu wissen, ob man dem Gefühl auch trauen kann, sozusagen die Hosenträger zum Gürtel an der Hose :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

RockinHorse

(4) Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon RockinHorse » Di 17. Apr 2018, 07:50

Hinweise zur Ausführung der Torsionsbox und des Diagonalgitters.

Den Zusammenbau einer Torsionsbox hatte ich zum ersten Mal bei amerikanischen Holzwerkern gesehen. Begibt man sich im Internet auf Bildersuche, dann erhält man mit dem Wortbegriff "torsion box" haufenweise amerikanische Informationen, die sich meistens aber nur auf eine einfache Bauweise beziehen. Desgleichen bekommt man bei der Suche mit dem Wortbegriff "Torsionsbox" von Goggle zunächst fast die gleichen Ergebnisse gemäß "torsion box" vorgeschlagen, erst im zweiten Anlauf gibt es Ergebnisse aus dem deutschen Sprachraum, viele der Bilder stammen auch aus meinen früheren Projekten.

Die Amis werkeln bei der einfachsten Ausführung mit Streben, die nur in einer Richtung durchlaufend sind. Die querlaufenden Streben werden gestückelt! Dazu kommt noch, dass die Streben nur stumpf mit den Deckplatten verleimt werden, so dass also nur die Dicke der Streben bei der Leimfuge eine Rolle spielt.

Ich habe für mich das Anwendungsprinzip weiter entwickelt:
    - Die längs- und querlaufenden Streben werden verschachtelt, so dass zumindest der halbe Strebenquerschnitt auch auf Zug belastet werden kann.
    - Die inneren Seiten der Deckplatten werden genutet, damit wird die Leimfuge für eine Strebe verdoppelt.
    - Die Deckplatten und die Seitenprofile werden miteinander durch Zinken verzahnt.
Diese Maßnahmen verstärken die Steifigkeit der Torsionsbox.

Wenn also bei den Deckscheiben einer Torsionsbox die Nuten parallel zu den Kanten verlaufen, dann ist das Herstellen der Nuten nicht mit sonderlichen Schwierigkeiten verbunden. Für die Herstellung der diagonal verlaufenden Nuten hatte ich mir ein besonderes Verfahren ausgedacht.

Prinzipiell orientiert sich jede zu fräsende Nut an zwei parallel verlaufenden Linien. Eine davon ist deckungsgleich mit der Mittelinie, die durch die Nut läuft. Auf der anderen Linie werden die Bohrungen niedergebracht, die während des Fräsvorgangs zur Fixierung der Gleitschiene mittels Stiften verwendet werden. Diese Bohrungen müssen in den Deckplatten zur gleichen Zeit hergestellt werden, damit sichergestellt wird, dass sich die späteren Gittermuster auf den Innenseiten der Deckplatten zu 100% deckungsgleich gegenüberliegen.

DSC_3603s.jpg

Hilfsbohrungen für die Fixierung der Gleitschiene während des Fräsvorgangs. Der regelmäßige Abstand dieser Bohrungen entspricht der Länge einer Diagonalen des Rasterquadrats! Damit wird a) der exakte Winkel von 45° erreicht und b) haben alle Diagonalen den gleichen perfekten Abstand.
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Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon Threedots » Di 17. Apr 2018, 10:21

Hallo Hubert,

schön, dass Du uns hier den Bau Deiner Bandsäge auch vorstellst. Das ist richtig großes Kino und hebt sich deutlich von dem Gefrickel ab, was sich der Bastel-Wastl auf Youtube abhält.
____________
LG

Roland

RockinHorse

Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon RockinHorse » Di 17. Apr 2018, 18:04

Moin Roland,
Threedots hat geschrieben:schön, dass Du uns hier den Bau Deiner Bandsäge auch vorstellst.

Das hat sich durch Zufall so ergeben, weil ich eine Frage zu einem Bandsäge-Thema beantwortet habe.

Ich übernehme aber nicht den schon existierenden Bericht 1:1 nach hier. Ich ziehe einzelne Teilaspekte zu geschlossenen Beiträgen zusammen oder mache Ergänzungen, wo es mir heute notwendig erscheint. Schön wäre es natürlich, wenn jemand den Mut aufbringen würde, einen Nachbau zu starten. Mit meiner Unterstützung könnte er/sie rechnen.

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Re: Ein Abenteuer der anderen Art: Der Bau einer Bandsäge.

Beitragvon Threedots » Di 17. Apr 2018, 22:12

Hallo Hubert,

das könnte schon ein Ansporn zum Nachbau sein, und mit Deiner Hilfe wird's gewiß klappen - wären da nicht die CNC-Fräse, die endlich in Betrieb genommen werden will und die damit einhergehenden Modellbauprojekte. Zurzeit snd das genau drei RC-Flugmodelle. Und neben dem Schreinern mit Balsa- und Sperrholz will ich die Flieger dann auch mal in ihr Element entlassen ...
____________
LG

Roland


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