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Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Do 9. Mai 2019, 12:27
von Nachtuebernahme
In der chronisch viel zu kleinen Werkstatt muss man ständig irgendwelche Maschinen hin und her wuchten. Erst nutzt man den Dickenhobel, dann braucht man die Kappsäge, als nächstes den Tellerschleifer, dann den Spindelschleifer, dann wieder die Dickte usw.
Das ständige herumheben nervt und ist anstrengend. Wär es nicht toll, wenn man einen Maschinentisch mit gleich zwei Maschinen bestücken könnte?
So war mein Ausgangsgedanke.

Zur besseren Planung hab ich mich ein wenig in Sketchup versucht. Nach ein paar Video Tutorials war ich dann sogar soweit, dass ich so etwas wie eine Skizze erstellen konnte.
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Damit der Maschinentisch so stabil wie möglich wird, entschied ich mich dazu, auf Schraubverbindungen gänzlich zu verzichten und mit klassischen Überblattungen bzw. Schlitz-/Zapfenverbindungen zu arbeiten.
Überblattungen hatte ich bereits ein paar gemacht, Schlitz und Zapfen waren für mich allerdings komplettes Neuland. Da die Verbindung aber wohl nochmal stabiler als die einfache Ecküberblattung ist, wollte ich mich mal darin versuchen.

Ich war der Meinung, ich hätte noch KVH in Stärke 55x55 mm und habe damit auch geplant - es stellte sich allerdings heraus, dass ich nur noch sägerauhe Balken mit 58x58 mm auf Lager hatte. Desweiteren habe ich später festgestellt, dass die geplanten Tischdimensionen für den Dickenhobel etwas zu knapp bemessen waren. Anstatt neu zu planen habe ich kurzerhand die Bemaßung geändert.

Die sägerauhen Balken habe ich erstmal durch den Dickenhobel geschickt um sie auf einheitliche Stärke zu bringen. Leider haben meine 58er Balken nicht ganz ausgereicht, deswegen hab ich auch ein paar 58x78er Balken nehmen müssen.
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Zum besseren Anreissen habe ich mir noch schnell aus ein paar Resten Siebdruck und MPX ein Streichmass gebaut - ging schnell und ist durch die scharfe Kante der geschliffenen Unterlegscheibe deutlich genauer als der chronisch stumpfe Bleistift.
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Die Überblattung habe ich auf der Tischkreissäge per Schiebeschlitten vorgearbeitet und anschließend mit dem Stechbeitel geputzt.
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Bei der Schlitz/Zapfenverbindung war mein Problem, dass ich den Schlitz in die Stirnseite nicht an der TKS sägen wollte: das Risiko, dass der Balken kippt, war mit einfach zu groß. Was tun, sprach das Huhn? Sollte doch mit der Bandsäge auch gehen, oder? Anschlag eingestellt und losgesägt.
Was soll ich sagen: es ging. Die Reste hab ich dann einfach wieder mit dem Beitel nachgearbeitet. Die Zapfen hab ich aber wieder an der TKS gemacht.
Dann das Gestell trocken zusammengesteckt, Winkel überprüft, 16er Dübellöcher gebohrt (hatte noch einen Riffelstab in der Stärke rumliegen) und dann erst verleimt. Die herausstehenden Dübel hab ich am nächsten Tag mit der Kataba abgesägt. Den Beinen habe ich am unteren Ende noch eine kleine Fase per Einhandhobel verpasst.
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Als Achse hab ich einen M16 Gewindestab verbaut.

Die Tischplatte habe ich wie folgt gebaut:
Auf eine 15mm starke Birken-Multiplexplatte zwei 16mm dicke Pressspanplatten geleimt, mittig einen 16mm breiten Streifen freigelassen, wo später die Gewindestange reinkommt. Die Platten vorgebohrt und zusammengeschraubt, so kann sich nichts verschieben. Die Verschraubungen habe ich sicherheitshalber seitlich markiert, damit ich später hier nicht versehentlich hineinbohre. Dann habe ich die zweite MPX-Platte damit verleimt und ebenfalls zusätzlich verschraubt.
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Zwischen Rahmen und Wendeplatte habe ich beidseitig noch je eine Karosseriescheibe verbaut und die Achse mit selbstsichernder Mutter verschraubt.
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Als Arretierung der Platte habe ich vier 180er Schlossschrauben (M8) genommen, die Griffe sind aus Kantholzresten im Quick&Dirty Stil am Tellerschleifer entstanden.
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Den Dickenhobel und die KZS habe ich ausgemittelt (sowohl von den Abmaßen als auch vom Schwerpunkt her) und mit Schlossschrauben befestigt.

Aus billigem 12mm OSB hab ich noch fix 'ne Bodenplatte auf die Gestellzargen geschraubt. Außerdem habe ich an die Beine noch ein paar Bockrollen geschraubt: jetzt kann ich das Ding vorn leicht anheben und dann in der Werkstatt herumfahren.
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Ganz zum Schluss hab ich noch die Kanten mit der Oberfräse leicht entschärft und alles mit dem Exzenterschleifer bis Korn 180 geschliffen. Bei der Wendeplatte hatte ich das natürlich schon vorher gemacht... ;)

Und so sieht's im Ganzen aus:
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Der M16 Gewindestab als Drehachse stellt sich bis dato als absolut ausreichend stabil heraus.
Ich werd mir wohl noch ein/zwei solche Tische herstellen: Tellerschleifer, Tischbohrmaschine, Dekupiersäge usw nehmen sonst einfach zu viel Platz weg. Aber Hin- und Herräumen möchte ich halt nicht.

Ich hoff, euch gefällt mein kleines Projektchen!

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Do 9. Mai 2019, 13:23
von oldtimer
Es gefällt!

Schöne praktische Idee, Maschinen, die man selten benötigt so zu händeln.
Ich würde wahrscheinlich die Dickte um 90° drehen, an das Gestell noch links und rechts Klapptische montieren, um längere Auflagen für beide Maschinen zu erhalten


Gruß
Volker

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Do 9. Mai 2019, 13:45
von the_black_tie_diyer
Sehr coole Idee, gut umgesetzt!

Viele Grüße,
Oliver

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Do 9. Mai 2019, 16:25
von Achim
Tolle Idee und schön gemacht Tobias...gefällt mir :!:

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Do 9. Mai 2019, 16:52
von Klaus
Hallo Tobias,

sehr schöne Idee und richtig gut umgesetzt. Die Idee von Volker mit den längeren Aufnahmen find ich gut. Seit ich am Dicktentisch Verlängerungen hab, hobelt es sich viel entspannter weil die Teile nicht so schnell runter fallen. Zudem sind Hobelschläge die absolute Ausnahme geworden.

Gruss, Klaus

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Do 9. Mai 2019, 18:04
von Nachtuebernahme
Danke euch!

Ich hatte tatsächlich mit der Idee gespielt, klappbare Tischverlängerungen anzubringen, hab mich dann aber aus folgendem Grund doch dagegen entschieden: Meine (im Bau befindliche) Hobelbank habe ich auf exakt die Auslasshöhe der Dickte geplant, somit läuft alles aus dem Hobel direkt auf die Hobelbank.
Find ich so etwas praktischer, als wenn ich ständig über irgendwelche Verlängerungen stolper... :lol:

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Do 9. Mai 2019, 18:35
von Baumbart
Hallo Tobias,

geniale Idee mit dem Schwenktisch, man erst mal darauf kommen :D

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Sa 11. Mai 2019, 08:22
von Mandalo
Gut überlegt und schön umgesetzt!

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Sa 11. Mai 2019, 22:29
von Günter Löffler
Hallo Tobias,

tolle Idee und toller Bericht.
Schön, dass Du Dich auch bei der Konstruktion an neue Techniken ran getraut hast. So kommt man weiter!
Und das Ergebnis spricht für sich: Ein super stabiler Tisch, der Platz spart und trotzdem nicht wie so manche Lösung aus dem Schwedischen Möbelhaus einen zwar flexiblen, aber labberigen Eindruck macht. Da wirst Du sicher viel Freude dran haben. Danke schön für den tollen Bericht!

Viele Grüße,
Günter

Re: Maschinentisch in Flip-Top Bauweise (Wendeplattentisch)

Verfasst: Sa 1. Jun 2019, 08:59
von Jana
Hallo Tobias,

eine sehr praktische Lösung für das Hin-und Her-Platzproblem!
Was mich bisher von so einer Lösung abhält ist der fehlende Stauraum unter den Maschinen. Andererseits habe ich jetzt meinen kleinen Dickenhobel in einem anderen Raum geparkt. Vielleicht würde da so ein Flip-Top doch mehr Sinn machen und der Stauraum ausgelagert im anderen Raum...

Ich würde mich daher freuen, wenn du nach einer Weile noch berichten könntest wie sich der Tisch im Werkstattalltag macht.

Grüße, Jana