Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

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BeKa
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Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon BeKa » Do 27. Mai 2021, 00:05

Geschätztes Forum, guten Abend / guten Morgen!

Bernhard aus Österreich hier.
Bin Uhrmacher, lebe im Speckgürtel Wien's, bin 1991 geboren & mein Herz schlägt für edle Zeitmesser als auch für schöne Antiquitäten.
Daher habe auch einige schöne Stücke zu Hause.
->Einbrechen lohnt nicht, haben einen Hund. ;)

Ein wenig kenne ich mich in der Holz-Restauration aus, aber eher Basiswissen, meine Fragen findet ihr unterhalb.

Nun habe ich einen "neuen alten" Ersatzteilschrank welcher früher wohl zur Verwahrung von Akten & Dokumenten genutzt wurde.
Einen schönen, alten Rollo-Schrank / Rollladenkasten der Firma "Svoboda":

Rollo-Kasten.jpeg
Rueckseite.jpeg
Svoboda-Logo.jpeg
Defekt_Links.jpeg
Defekt_Rechts.jpeg


Die Firma Svoboda war seinerzeit eine der größten österreichischen Büromöbelhersteller & wurde 1911 in Sankt Pölten (Niederösterreich) gegründet.
->gibt es so leider nichtmehr.

Da die Jutebahnen teils gerissen sind, möchte ich sie erneuern.

Bin gerne für Tipps offen & mein Plan wäre wie folgt:
.) Ausbau der Rollo-Wände (je 2cm-Leisten)
.) Bau einer Führungsschiene
.) Die Leisten in besagter Schiene mit Schraubzwingen zusammendrücken
.) Alte Jute-Stoffreste entfernen, jedoch bleiben Leim-Reste übrig *
-Über die bestehenden Bahnen würde ich keinen Stoff darüberkleben, sprich, nicht doppelt beklebt.
.) Statt den fünf Jute-Bahnen einen großen, über die gesamte Breite erstreckenden Jute-Streifen mit "Planatol Elasta N" unter Spannung aufleimen **
.) Einbau der Rollo-Wände
.) Schrank mit Seifenwasser reinigen & mit Möbelöl einlassen
.) Sich an dem restaurierten Schrank erfreuen

Meine Fragen:

*Sollte ich die alten Jute-Reste wegschleifen/kratzen, oder hält die neue Jute auf den alten bestehenden Rest-Jute-Bahnen als Untergrund besser?
-> Am schönsten lösen sich die Bahnen, wenn man den alten Leim mit einem befeuchteten Tuch unter einem heißen Bügeleisen erhitzt & "runterbügelt".
**Verzwickt sich das Rollo ev. mit einem breiten Jutestreifen, da bei fünf dünneren Bahnen ev. mehr Flexibilität herrscht?
-> Sprich, einen über die gesamte Breite erstreckenden Jute-Streifen (besserer Staubschutz), oder lieber wie bisher fünf schmälere Streifen?
-> eher feinere oder gröbere Jute oder gar "Bäckerleinentücher"?

Der aktuelle Status ist:
.) Alte Jute-Stoffreste entfernen, mit oder ohne Leimreste?
...Bilder folgen...
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Beste Grüße, Euer,

Bernhard

*Meine Meinung steht fest, verwirren Sie mich bitte nicht mit Tatsachen!" ;)

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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon BeKa » Do 27. Mai 2021, 00:10

Noch ein paar Bilder:

Fuehrungsschienenbau.jpeg
Aufgelegtes_Rollo.jpeg


Besonders toll finde ich, dass sich die Rollos gegenseitig stützen & somit kein eigenes Gewicht iwo angebracht wurde.
Den Schrank schätze ich übrigens aus ca. 1920, Eure Meinung?

Schönen Abend & gute N8! :)
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Beste Grüße, Euer,

Bernhard

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Baumbart
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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon Baumbart » Do 27. Mai 2021, 04:53

Moin Bernhard,

wenn sich die alten Jutestreifen mit dem Bügeleisen und Wasser entfernen lassen, scheint es mir so als wären die Streifen mit Knochenleim verklebt worden. Wenn du mit dem Bügeleisen die Bahnen ablösen kannst würde ich sie auf jeden Fall entfernen und dann den neuen Stoff auch wieder mit Knochenleim verkleben.

Klaus hat hier auch schon ein Rolladenschrank gebaut nutz Mal die Suchfunktion und ließ dir den Beitrag durch, vielleicht hilft er dir bei weiteren Vorgehen.
Gruß Christian
Sauberes Werkzeug, saubere Arbeit :lol:

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Klaus
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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon Klaus » Do 27. Mai 2021, 12:49

Servas Bernhard,

wie schon von Christian angedeutet hab ich hier viewtopic.php?f=44&t=2352 mal mit Rolladen experimentiert und bin damit bis heute recht zufrieden. Schön, das sich ein anderer auch mal des Themas annimmt :)

Die einzelnen Jutebahnen wurden damals wahrscheinlich deshalb so schmal gehalten weil es weniger Material braucht aber vor allem viel einfacher aufzubringen ist. Vor allem, wenn wirklich Knochenleim verwendet wurde. Ich hab bei mir auch Planatol verwendet, laut vielen Berichten im Internet soll aber auch normaler Weissleim gut gehen. Mein Eindruck ist, früher wurde da für die Bahnen alles genommen, was gerade da war und auch einfach passend gestückelt. Ich hab auch mit verschiedenen Stoffen experimentiert - solange der Stoff grundsätzlich geeignet ist hab ich keine Unterschiede in der Funktion feststellen können. Wie es mit der Haltbarkeit aussieht müssen zukünftige Jahrhunderte zeigen ...

Bei der Verleimung bin ich ja umgekehrt vorgegangen. Also ich hab die Stoffbahn auf eine beschichtete Platte gespannt, den Leim mit der Rolle aufgetragen und dann die Holzstreifen aufgelegt. Der Planatol klebt wie der Teufel, trotzdem dann noch eine Nacht mit etwas Druck trocknen lassen. Das ist gleich auf der ersten Seite im erwähnten Thread gezeigt.

Gruss und viel Erfolg
Klaus

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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon oldtimer » Do 27. Mai 2021, 13:38

Klaus hat geschrieben:Der Planatol klebt wie der Teufel,

:lol: :lol:


Klaus hat geschrieben: trotzdem dann noch eine Nacht mit etwas Druck trocknen lassen.

Besser sogar einige Kilos drauf stapeln. Ich habe bei Planatol die große Presse immer richtig fest angeknallt. Sonst krümmt sich das Material schnell.

BeKa
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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon BeKa » So 30. Mai 2021, 23:36

Guten Abend in die Runde!

vielen Dank für Eure Antworten. :D

Baumbart hat geschrieben:Moin Bernhard,

wenn sich die alten Jutestreifen mit dem Bügeleisen und Wasser entfernen lassen, scheint es mir so als wären die Streifen mit Knochenleim verklebt worden. Wenn du mit dem Bügeleisen die Bahnen ablösen kannst würde ich sie auf jeden Fall entfernen und dann den neuen Stoff auch wieder mit Knochenleim verkleben.

Klaus hat hier auch schon ein Rolladenschrank gebaut nutz Mal die Suchfunktion und ließ dir den Beitrag durch, vielleicht hilft er dir bei weiteren Vorgehen.


Danke Baumbart für die Info. :)


Ahoi Klaus,
Klaus hat geschrieben:wie schon von Christian angedeutet hab ich hier viewtopic.php?f=44&t=2352 mal mit Rolladen experimentiert und bin damit bis heute recht zufrieden. Schön, das sich ein anderer auch mal des Themas annimmt


Grazie für den Link.
Habe zwar die Such-Funktion genutzt, aber anscheinend falsch gesucht, oder den Beitrag überlesen.
Bin ihn bereits überflogen, -Hut ab, geiles Projekt! :D

Klaus hat geschrieben:Die einzelnen Jutebahnen wurden damals wahrscheinlich deshalb so schmal gehalten weil es weniger Material braucht aber vor allem viel einfacher aufzubringen ist. Vor allem, wenn wirklich Knochenleim verwendet wurde. Ich hab bei mir auch Planatol verwendet, laut vielen Berichten im Internet soll aber auch normaler Weissleim gut gehen. Mein Eindruck ist, früher wurde da für die Bahnen alles genommen, was gerade da war und auch einfach passend gestückelt. Ich hab auch mit verschiedenen Stoffen experimentiert - solange der Stoff grundsätzlich geeignet ist hab ich keine Unterschiede in der Funktion feststellen können. Wie es mit der Haltbarkeit aussieht müssen zukünftige Jahrhunderte zeigen ...

Bei der Verleimung bin ich ja umgekehrt vorgegangen. Also ich hab die Stoffbahn auf eine beschichtete Platte gespannt, den Leim mit der Rolle aufgetragen und dann die Holzstreifen aufgelegt. Der Planatol klebt wie der Teufel, trotzdem dann noch eine Nacht mit etwas Druck trocknen lassen. Das ist gleich auf der ersten Seite im erwähnten Thread gezeigt.


Super, vielen Dank, habe ich mir eh gedacht, dass früher "gespart" wurde.
Habe bereits dieses Planatol zu Hause & werde es nutzen, sehe es ähnlich, es dürfen sich dann meine Erben damit abärgern. ;)

Na ich bin gespannt, wie das dann hinhaut & funzt mit dem Aufleimen.
Werde nun einen breiten Streifen aufkleben, da dieser dann doch auch als Staubschutz dient. :D


Klaus hat geschrieben:Klaus hat geschrieben:
trotzdem dann noch eine Nacht mit etwas Druck trocknen lassen."

oldtimer hat geschrieben:Besser sogar einige Kilos drauf stapeln. Ich habe bei Planatol die große Presse immer richtig fest angeknallt. Sonst krümmt sich das Material schnell.


Da ich grad keine richtige Presse zur Hand habe, dachte ich mir, ich lege über die aufgeklebte Jute Backpapier, damit die Jute auf den Holzleisten haften bleibt & nicht an den Gewichten welche Eisenbahnschienen & Pflastersteine sind. . :D

???
Soll ich die einzelnen Leisten mit Schraubzwingen zusammenpressen & dann die Jute drüberspannen, oder ist dies zuviel Druck?
Ist Planatol recht mühsam zum Verarbeiten?
???

Danke nochmal für die Antworten, sehr interessant & lehrreich! :D

Bleibt gesund & ich halte Euch am Laufenden, herzlichste Grüße aus Österreich!
Beste Grüße, Euer,

Bernhard

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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon oldtimer » Mo 31. Mai 2021, 09:25

Hallo,

eher Buchbinderleinen mit aufkaschiertem Papier besorgen, die Papierseite dann mit verdünntem (10% Wasser) Planatol partiell bestreichen, so daß 5 - 10 Lamellen aufgelegt werden können, mit einem entsprechend breiten Plattenstreifen (MPX etc.) belegen und leicht beschweren (Fäustel etc.), und darauf liegen lassen, dann den nächsten Streifen, usw.
Wenn alles durch ist, alle Hilfsmittel abnehmen, eine entsprechend große Platte auflegen und Gewicht verteilt auf der Platte auflegen, 30-40 kg.

Alternativ kannst Du auch verdünnten Weißleim nehmen, Planatol ist ja ähnlich.

Gruß
Volker

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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon Klaus » Mo 31. Mai 2021, 11:06

BeKa hat geschrieben:Da ich grad keine richtige Presse zur Hand habe, dachte ich mir, ich lege über die aufgeklebte Jute Backpapier, damit die Jute auf den Holzleisten haften bleibt & nicht an den Gewichten welche Eisenbahnschienen & Pflastersteine sind. . :D


Also ich bin eher so vorgegangen wie Volker oben schreibt. Also den Stoff aufspannen, abschnittsweise(!) Leim mit einer Rolle auf den Stoff auftragen, Lamellen auflegen. Damit kannst Du Dir irgendwelche Schraubzwingen sparen, die die Lamellen zusammen halten. Gewichte hab ich erst aufgelegt, nachdem alle Lamellen plaziert waren. Wichtig ist, gut vorbereitet zu sein. Werkzeug, Leim und Lamellen griffbereit und dann zügig arbeiten. Als Unterlage hab ich eine beschichtete Spanplatte genommen, da haftet kein Kleber dran. Auf die Lamellen kommt kein Leim, braucht also auch keine Trennschicht vor dem Beschweren. Ist aber alles soweit im Thread von mir beschrieben.

BeKa hat geschrieben:Soll ich die einzelnen Leisten mit Schraubzwingen zusammenpressen & dann die Jute drüberspannen, oder ist dies zuviel Druck?
Ist Planatol recht mühsam zum Verarbeiten?


Die Leisten dürfen an den Schmalseiten ja nicht zusammen kleben, also eher nicht pressen (wäre sowieso recht schwierig zu machen). Planatol ist genauso "mühsam" wie Weissleim zu verarbeiten, riecht aber besser :)

Gruss und gutes Gelingen
Klaus

Der_Oesi
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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon Der_Oesi » Fr 4. Jun 2021, 07:37

Ich setzt mich da mal gespannt dazu und bin gespannt, was aus dem Schrank vom Hersteller mit dem typisch österreichischen Namen "Svoboda" so wird.

Btw - woher aus lower austria kommst du? (zu Erklärung der Neugierde: Der :Ösi ist Exilwaldviertler)


Herzlichst,

Der :Ösi

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Re: Holz Rollokasten / Rolloschrank / Rollladenkasten "Svoboda"

Beitragvon BeKa » So 19. Sep 2021, 20:50

Guten Abend geschätzte Forianer,

endlich ging heute wieder etwas weiter & ich bin auf das morgige Resultat gespannt.
(Im schlimmsten Fall hälts nicht, oder auf der falschen Seite klebt der Stoff & wir beginnen von Neuem...)

Viel Freude & Vergnügen beim Foto-Update (bin auf Eure Reaktion gespannt & ahne schlimmes ;) ) ->

1Faden_gesucht.JPG

Den Faden mit einer Nadel gesucht

2Faden_gezogen.JPG

um ihn zu ziehen & so eine Führung für

3Jute_geschnitten.JPG

die Schere zu haben & den Stoff an zu passen

4Schloss_geschmiert.JPG

Das Schloss mit Kriechöl (bekannter Hersteller) geschmiert

5aLamellen_zusammengezogen.JPG

Die Lamellen mit einem Spanngurt zusammengezogen

5bLamellen_zusammengezogen.JPG

& dann mit Leistchen fixiert

Ja, da mir mein Dad geholfen hat & er mir erklärte, "wir machen das jetzt so", wollte ich ihm -als folgsamer Sohn- nicht widersprechen. ;)
...hoffe, das hält so, geht morgen leicht runter & die Lamellen verkleben nicht zu sehr!

Es war dann doch ein "Familienprojekt", da meine Mutter (sie hatte davor Obst geschnitten, daher die leicht verunreinigten Hände^^) die Jute bearbeitete & ich mit meinem Vater den Leim & die Jute aufgetragen habe.

Den Leim haben wir nicht verdünnt.
Das habe ich komplett vergessen, dafür aber dünn aufgetragen.

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