Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

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dirk
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Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon dirk » Sa 17. Dez 2016, 13:59

Hallo,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob der "Bau" einer Holzterrasse überhaupt "Platz" in unserem Forum hat oder eher als "Themaverfehlung" durchgeht. :)
Ich erzähle dennoch mal drauflos und "schlimmstenfalls" kann der Chef (Lothar) den Kram einfach löschen. :lol:

Wie ich schonmal erzählt hatte, sind wir vor ca. 1 Jahr in ein kleines, neues Häuschen eingezogen, das unmittelbar vor dem Wohnzimmer im 1. Stock (!) eine große Terrasse (33qm) hat. Bereits während des Baus hatte ich mich mit der Frage nach dem "richtigen" Belag beschäftigt. Holz oder etwas Ähnliches sollte es sein. Wir dachten - aufgrund von Haltbarkeit und Pflege - zunächst an WPC Verbundmaterial, haben uns dann aber letztlich für "richtiges" Holz entschieden, Douglasie. Von diesem Holz erhoffen wir uns eine "gewisse" Haltbarkeit und glauben zudem, dass es sinnvoll ist, auf einheimisches Holz zurückzugreifen.

Zu dieser Zeit habe ich mich auch immer wieder mit dem "Bau" von Holzterrassen beschäftigt. Hier gibt es viele Kleinigkeiten zu beachten und je mehr ich lernte, desto mehr Zweifel erwuchsen in mir, ob ein Handwerker (sorry.... nicht dass sich hier im Forum jetzt jemand angesprochen fühlt!) denn wirklich all diese Dinge beachtet? Vermutlich absolut unnötige Bedenken!

Irgendwann musste dann die Entscheidung getroffen werden: Selber machen oder machen lassen. Besonders scharf war ich nicht auf die Arbeit, aber vorliegende Angebote riefen doch beachtliche Lohnkosten auf. Zudem nagten immer irgendwo die Zweifel, ob dann auch alles so gemacht würde, wie ich mir das vorstelle...

Also - selbst machen!

Das Holz habe ich dann, als es "losging" bei einem örtlichen Holzhändler bestellt und geliefert bekommen, Kanthölzer 45x70mm für die Unterkonstruktion; Dielen in 27 x 145 mm.

Wie jeder weiss :?: , ist das Entscheidende bei so einer Terrasse die Unterkonstruktion. Wenn die nichts taugt, nutzt einem auch die sorgfältigste Arbeit an den Dielen nichts.
Folgende Punkte sind wichtig: Kein direkter Kontakt zu (Haus-)Mauern. Staunässe woimmer möglich vermeiden. Gefälle beachten, damit Regenwasser nicht auf dem Holz stehenbleibt.

Ich hatte es insofern "einfach", dass ich eine Betonplatte hatte, auf die ich Unterkonstruktion setzen wollte. Diese hatte auch schon das nötige Gefälle. Abgedichtet war der Beton auch schon, mit Bitumen...
Leider war die "Platte" durch die Abdichtung nicht mehr eben, sondern hatte ca. alle 70cm eine "Welle" nach oben. Vermutlich wurde die "Dachpappe" verschweisst oder was weiss ich. Ist auch egal. Wichtig ist nur, dass die Platte ziemlich uneben war, und das machte es nötig, sich über Niveau-Ausgleich Gedanken zu machen.

Meine erste Idee war, den gesamten Terrassen-Aufbau so zu gestalten:
Unterlage: ISOPADS, die sehen so aus:

IMG_5869_web.png


Die gibts in verschiedenen Stärken. Dadurch kann man verschiedene Gesamthöhen erreichen.

Unterkonstruktion: 2x Kantholz 45x70mm verschraubt, Endmaß 90x70mm

Zwischenlage: Isopad, 8mm

Belag: Dielen

Insgesamt konnte ich so leicht den nötigen Gesamtaufbau von 15cm erreichen.

Begonnen habe ich dann mit dem Kürzen und Ölen der Kanthölzer. Hier war ich sehr froh, eine Kappsäge (Bosch) zu besitzen. ;-) Immer 2 Kanthölzer wurden zusammengezwungen und gleichzeitig gesägt, um identische Längen zu garantieren. Dann wurde mit Osmo Douglasien-Terrassen-Öl behandelt. Danach verschraubt.

Leider habe ich von diesen Arbeiten keine Fotos, aber hier kann man schon erkennen, was ich gemacht habe:

IMG_5092_web.png


Die Kanthölzer habe ich, nachdem ich sie 2er-weise miteinander verschraubt hatte, zu einer Art Rahmenkonstruktion verbunden. Dafür habe ich Taschenbohrungen verwendet.
Nachdem die ersten Teile der Konstruktion fertig waren, wurde mir klar, dass die Idee mit den Iso-Pads nicht ganz so ideal ist, denn wenn der "Druck" von oben nicht ausreicht, können die Pads mit der Zeit "wegrutschen".
Daher habe ich umdisponiert - obwohl ich schon eine gewisse Menge an Pads dahatte - und Terrassen-Stellfüße verwendet. Die Vorteile: Einfachere Niveau-Regulierung auch unter Last. Weniger potentielle Staunässe als zwischen Pad und Holz.
Nachteil: Teuerer.

Die Unterkonstruktion hat ziemlich Zeit gefressen, war ich doch alleine dran und es war einfach eine Menge Holz...

Die Rundum-Verkleidung der Unterkonstruktion habe ich auch mit den Dielen gemacht. Dafür mussten sie etwas von ihrer Breite (145mm) gestutzt werden. hier habe ich mit meine kleinen Bosch GKS 10,8V beidseitig mit Gehrung gesägt und dadurch eine Art Abtropfkante produziert. Hier kann man nachlesen, wie sich die kleine Akku-Säge dabei geschlagen hat. :D

Irgendwann war die Unterkonstruktion dann soweit fertig und ich konnte mit dem Belag beginnen.

Inzwischen hatte ich auch hier umdisponiert und die Idee mit den Isopads fallengelassen. Ich wollte nämlich nicht von oben durch die Dielen bohren, auch wenn das schneller und einfacher gegangen wäre. Mein Holzhändler hat mit die sogenannten Clipper empfohlen:

IMG_5867_web.png


Diese werden von unten an die Dielen geschraubt und dann "nur noch" - ähnlich Nut und Feder - ineinandergesteckt.

IMG_5088_web.png


Das funktioniert sehr gut und man kann auch im Nachhinein noch einigen Millimeter nach links oder rechts korrigieren.
Auch hier ist die Gefahr von Staunässe geringer als bei der Verwendung von Pads.

Was mir bei der Verlegung der Dielen sehr geholfen hat, waren diese Zwingen:

IMG_5862_web.png


IMG_5863_web.png


IMG_5864_web.png


Diese Zwingen haben anstelle von normalen Auflagen dünne, verlängerte Kunstoff-Auflagen, die zwischen die Dielen gesteckt werden können. Sehr praktisch.
Qualitativ können diese Zwingen nicht mit Bessey mithalten, sind aber dennoch teuerer. Ärgerlich, aber für diese Anwendung dennoch die richtige Entscheidung.

Im Dezember (!) ging es dann so langsam an die Fertigstellung. Soweit war ich gekommen:

IMG_5856_web.png


IMG_5857_web.png


Nur eine kleine "Ecke" war noch übrig:

IMG_5858_web.png


So sehen die Stellfüße aus:

IMG_5859_web.png


Blick von oben auf die Verkleidung der Unterkonstruktion:

IMG_5860_web.png


Die restlichen Dielen wurden gekappt...

IMG_5794_web.png


...geölt...

IMG_5802_web.png


und dann verlegt. Hier ein paar Fotos, auf denen man sieht, wie die Clipper eingesetzt werden:

IMG_5861_web.png


Dann werden die Dielen gedreht und eingeschoben...

IMG_5866_web.png


Jede weitere Diele wird genauso "behandelt" und mit den Zwingen dann an die bereits fixierten herangezogen:

IMG_5868_web.png


Eine Besonderheit gibt beim Einsatz der Clipper immer am Anfang und am Ende einer Fläche. Hier muss man die Clipper so kürzen, dass sie nicht überstehen und dann von unten durch die Diele bohren (zur Markierung). Dann wird von oben gebohrt und gesenkt und ausnahmsweise doch von OBEN verschraubt. Das liegt daran, dass es am Rand keine Unterkonstruktion mehr zum Hineinbohren mehr gibt.

Eine weitere Besonderheit ergibt sich, wenn - wie bei mir - die Breite der "letzten" Diele nicht exakt passt, sondern zuviel übersteht:

IMG_5871_web.png


Man kann hier *nicht* einfach die letzte Diele Absägen, da dadurch die Auflagefläche stark verringert würde und in der Folge kaum noch Möglichkeiten wären, die (schmale) Diele zu befestigen. Daher säge ich wie auch hier schon...

IMG_5861-Auschnitt_web.png


...die "vorletzte" Diele ab. Da gibt es genug Möglichkeiten der Befestigung. Die letzte Diele hat dann die komplette Breite und die Verschraubung ist kein Problem mehr.

So in etwa werde ich die Diele sägen:

IMG_5872_web.png


Nach dem Sägen werden die Kanten gerundet und alle Schnitt- und Fräsflächen nachgeölt. Das zeige ich Euch demnächst...


Herzliche Grüße
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Dirk.

Steffen
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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon Steffen » Sa 17. Dez 2016, 14:29

Hallo Dirk.

Super saubere Arbeit und gefällt mir echt gut. Weiter so.
Grüße aus Trier
Steffen

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Harald
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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon Harald » Sa 17. Dez 2016, 14:38

Hallo Dirk,

sehr schöner Baubericht.
Vielleicht kann ich mir hier etwas abkucken.
Bei mir steht auch noch irgendwann eine Terrassenerneuerung an. Die alte ist morsch und in die Kanthölzer der Unterkonstruktion läßt sich ein Schreubendreher teilweise mehrere Zentimeter stecken.

Gruß
Harald

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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon Bavarian-Woodworker » Sa 17. Dez 2016, 14:40

Hallo Dirk,

es ist Holz, es steht in der richtigen Kategorie - Du hast es sehr schön beschrieben und die Bilder sind auch toll. Warum also sollte ich sowas löschen wollen?

Mir gefällt Deine Terrasse sehr gut. Danke für's zeigen.

Servus, der Lothar (der sich mehr solche Randgruppen-Projekte wünscht)
Bild
<<< never touch your holster unless you have a chance to draw... :lol: >>>

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Mandalo
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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon Mandalo » Sa 17. Dez 2016, 15:03

Sehr sauber gearbeitet und ein schöner Baubericht. Das passt doch voll ins Holzwurmforum!? In unseren Adern fliesst doch das (Hobby-)Handwerkerblut, da interessiert doch fast alles was mit "selbermachen" zu tun hat.
Mit nichts ist man großzügiger als mit gutem Rat!
Es grüßt euch Dieter

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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon elektroulli » Sa 17. Dez 2016, 15:20

Hallo Dirk,
super gemacht. Saubere Arbeit. Hast Dir sehr viel Mühe gemacht, aber ich bin sicher das Du durch die Langlebigkeit dafür entschädigt wirst.
Du haust hier einen Projektbericht nach dem anderen raus, und wer nicht genau hinschaut und oberflächlich mitließt könnte meinen, Du arbeitest rund um die Uhr und arbeitest an 10 Objekten gleichzeitig.
Ulli

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dirk
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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon dirk » Sa 17. Dez 2016, 17:12

Dank Euch allen für das positive Feedback!

@Ulli: Der *aufmerksame* Leser merkt aber, dass ein Teil meiner Bauberichte "Nacherzählungen" sind. Aber stimmt schon, in letzter Zeit habe ich Einiges "rausgehauen", wird demnächst vermutlich wieder etwas weniger...

...eine weitere "Nacherzählung" habe ich noch inpetto... und zwar den Bau einer Vollholz-Bank ohne (!!!) Werkzeug. Abgesehen von einem Akku-Schrauber, den ich jetzt aber nicht mitzähle ;-)

Mal sehen, wann ich dazu komme...


Herzliche Grüße
Dirk.

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dirk
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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon dirk » Sa 17. Dez 2016, 17:13

Hi Harald,

Harald hat geschrieben:Hallo Dirk,

sehr schöner Baubericht.
Vielleicht kann ich mir hier etwas abkucken.
Bei mir steht auch noch irgendwann eine Terrassenerneuerung an. Die alte ist morsch und in die Kanthölzer der Unterkonstruktion läßt sich ein Schreubendreher teilweise mehrere Zentimeter stecken.

Gruß
Harald


Wenn es soweit ist und Du Fragen hast... nur zu!

Herzliche Grüße
Dirk.

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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon tmaey » Sa 17. Dez 2016, 18:11

Hallo Dirk,
sehr schöner Baubericht und ein sehr schönes Ergebnis. Echt klasse.

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aundb
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Re: Holzterrasse - einige Überlegungen und Tipps...

Beitragvon aundb » Sa 17. Dez 2016, 20:59

Hallo Dirk,

dein Baubericht war jetzt mal echt großes Kino :!:
Die Klipper vereinfachen den Bau ja wikrlich ungemein.
Die meisten die ich kenne haben ihre alle verschraubt.
Grüße aus der Pfalz
Achim

**Cum insantientibus furere necesse est.** ;) :D


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