Neues vom Schaukelpferd

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RockinHorse

Neues vom Schaukelpferd

Beitragvon RockinHorse » Di 11. Sep 2018, 21:15

Tja, mach' ich noch eins? Ich glaube eher nicht! Große Maschinenbauprojekte werde ich wohl nicht mehr anfassen, einen Tellerschleifer nach dem Muster von Zwackelmanns Dirk vielleicht. Mal sehen, was die Zeit so bringt. Es steht ein kleineres Möbelbauprojekt an. Und dann noch viel anderer Kleinkram, den ich so zwischendurch erledigen will. So habe ich das übernommen, was der Bastelhorst und Dieter schon seit geraumer Zeit praktizieren - dazu will ich diesen Thread verwenden.

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Einen gefrästen Ellipsenbogen benötige ich um Formverleimungen durchzuführen. Bei meinen früheren Streifzügen durch Baumärkte hatte ich Arbeitsplatten-Reststücke für kleines Geld erstehen können. Davon hatte ich kleinere Arbeitstische angefertigt, die bei Bedarf irgendwo dazugestellt werden konnten. Einen letzten solchen Arbeitstisch habe ich in den vergangenen Tagen wieder zerlegt, nachdem die mobilen Werkstatthelfer ihren Dienst aufgenommen haben. So ein Stück einer Arbeitsplatte habe ich mir ausgeguckt, um einen Ellipsenbogen zu fräsen.

Was benötigt man dazu? Einen Fräszirkel für Ellipsen! Ich hatte keinen! Aber genug Material, um fix einen herzustellen. Von dem Rundmaterial habe ich immer etwas auf Lager :mrgreen: Ich habe es in der Länge belassen, weil ich es nach dem Gebrauch wieder auf's Lager lege. Die Alu-Stücke und Profile stammen auch aus früheren Anwendungen. Wie so ein Zirkel hergestellt wird? Tante Google hilft in diesen Fällen, es gibt massenhaft Anleitungen. Man kann aber auch Fräszirkel kaufen, für viel Geld beim Sautershop und für noch mehr Geld woanders.

Gefräst habe ich nur eine Tiefe von 10...15 mm, den Rest habe ich auf der Bandsäge besorgt. Und danach mit einem Bündigfräser auf dem Frästisch.

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Oh je! Oh je! Ein befreundeter Holzwerker hatte den Motor seiner Säge ruiniert. Nicht durch Überlastung. Eine Schraube war wohl etwas zu lang und hat die Wicklung getroffen. Na ja, für gewöhnlich besitzt solch ein Motor in diesem Zustand nur noch Schrottwert. Die Kosten, den Motor neu wickeln zu lassen, reichen an den Ersatzteilpreis eines neuen Motors heran. Wobei der Ersatzteilpreis unglaublich hoch ist, interessanter wäre es, gleich eine neue billige Säge von Scheppach zu kaufen...

A pro pos Scheppach. In diesem Falle war die qualitativ mäßige Low-Cost-Ausführung des Motors ein Glücksfall. Normalerweise sind die Wicklungen getränkt. Wäre das bei dem vorliegenden Motor der Fall, dann wäre die nachfolgend gezeigte Reparatur nicht durchführbar gewesen. Insgesamt ist die Scheppach-Ausführung nicht nach der feinsten Art. Herausgeführt sind nicht alle Wicklungsenden, sondern nur die Wicklungsanfänge - der Wicklungs-Sternpunkt ist war im Wickelkopf verknüppelt. Zwei Thermostate zu 130°C waren im Wickelkopf vorhanden, das gibt zu denken, wenn die Anschlusslitzen laut Aufdruck nur bis 105°C zugelassen sind. Dazu noch eine sonderbare Schaltung, eine billiger Lüsterklemmblock im Anschlusskasten. Man bekommt eine Ahnung davon, wie eine Billigheimer billige Preise realisieren kann.

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Mit entsprechenden Materialien wurde die Wicklung wiederhergestellt. Die Verbindung der feinen Drähte erfolgte mittels feiner Hülsen, die aufgelötet wurden. Durch die Hülsen ergibt sich eine mechanische Stabilität, die auf Dauer verlässlich ist. Die Isolierung übernehmen kleine Schlauchstücke aus Glasseide-Gewebe mit einem temperaturbeständigen Kunststoffüberzug.

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Und so kommt ein Werkstatthelfer zum Einsatz, weshalb mein Werktisch nicht wegen der Durchführung des Dauerwärmetestes blockiert wurde. Für den Dauerwärmetest wurde die Wicklung über 2 Stunden mit dem Nennstrom belastet. Glücklicherweise konnte ich auf einen passenden Ringkerntrafo zurückgreifen, so dass ich nicht mit gefährlicher Netzspannung hantieren musste. Der Dauerwärmetest sollte zeigen, ob es im Bereich der Reparaturstellen zu örtlichen Überhitzungen kommt. Das war jedoch nicht der Fall.

Im nächsten Schritt werden PTC-Widerstände für 110°C in den Wickelkopf eingearbeitet, die Anschlusslitzen gegen solche mit FEP-Isolierung ausgetauscht und der Wickelkopf bandagiert. Nach dem Zusammenbau wird der Motor selbstverständlich einer Isolationsprüfung unterzogen.

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Während des Dauerwärmetestes wurden weitere Teile der Form für die Formverleimung hergestellt

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und zum Schluss miteinander verleimt.

Und morgen kommt die Blockware, es wird wieder spannend.
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RockinHorse

Neues vom Schaukelpferd (2)

Beitragvon RockinHorse » Mi 12. Sep 2018, 17:14

Im Augenblick gibt's mal nix neues vom Motor, der steht erst einmal hinten an, bis ich mit meinen neuerlichen Vorhaben so richtig auf du und du bin. Und so stellt sich auch der Wandel der Zeiten ein. Ganz früher ging ich zum Muffelkopp in die Holzabteilung beim Baumarkt. Das Ende einer solchen Einkaufstour war immer ein wenig Glückache und hing sehr oft von der Gefühlslage des Muffelkopps ab. Später gab's fertige Zuschnitte aus einem CNC-Zuschnittzentrum, fein säuberlich gestappelt auf einer Palette, das war allererste Sahne. In den letzten Jahren hab' ich den Zuschnitt jedoch nur noch selbst durchgeführt. Und jetzt kommt eine neue Epoche :D

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Der Mann mit dem Holz war da :mrgreen: Vorgestern hab' ich es beim Händler ausgesucht. In der riesigen Halle sah alles viel kleiner aus. Da liegt es nun, mitten im Eingang, amerikanisches Ahorn, gute 5 Meter lang und 35 mm stark. Ich hätte es auch beim Händler teilen lassen können. Ich war aber unschlüssig, welche Länge ich hätte wählen sollen. So habe ich das Holz zunächst in die Werkstatt verbracht und brav mit Zwischenhölzern gelagert. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag und dann werde ich mit der HKS das erste Teilstück ablängen.

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Von diesen Stücken gab's noch mehr, bevor mir eingefallen war, auf den Auslöser zu drücken. Mit den so präparierten Stücken habe ich einen Teil meiner Schraubzwingen bestückt.

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Eine Verleimform für Ellipsenbögen. Mit dieser Form werde ich mich in den nächsten Tagen an die Formverleimung herantrauen. Wobei ich das Grundbrett noch tauschen werde! Ich habe entgegen aller bisherigen Gewohnheiten dieses Mail keinen Plan gemacht. Es liegen nur wenige Daten fest, das sind die Ausmaße der kompletten Ellipse, die ich aus 4 formverleimten Ellipsenbögen zusammen setzen will. Und die Höhe des späteren Möbelstücks. Das jetzt angeschraubte Grundbrett war irgendein Reststück, das auch schon mal woanders verwendet wurde. Es taugt aber für den jetzt vorgesehenen Zweck nicht, das ist mir erst später aufgefallen, deshalb werde ich es tauschen.
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Re: Neues vom Schaukelpferd

Beitragvon oldtimer » Do 13. Sep 2018, 10:47

Ganz still, fast versteckt, eine wunderbare Anleitung für einen Fräszirkel, der sich zumindest für mich von dem bisher Gesehenen unterscheidet.

RockinHorse

Re: Neues vom Schaukelpferd

Beitragvon RockinHorse » Do 13. Sep 2018, 19:03

oldtimer hat geschrieben:Ganz still, fast versteckt, eine wunderbare Anleitung für einen Fräszirkel, der sich zumindest für mich von dem bisher Gesehenen unterscheidet.

Moin Volker,

ich hab' in meinem ganzen (Holzwerker-)Leben nur zwei mal einen Ellipsenzirkel benötigt. Daran gemessen ist ein Zeitpunkt des nächsten Einsatzes also noch völlig offen, warum sollte ich mir einen bonfortionösen Ellipsenzirkel bauen, geschweige denn kaufen! Wie man sieht, bin ich ohne großartige Vorbereitung zu einem perfekten Ellipsenbogen gekommen. Das Material liegt jetzt wieder am Lager :mrgreen: sollte ich jemals wieder einen Ellipsenzirkel benötigen, weiß ich wo ich hingreifen muss.

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Derhobbist
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Re: Neues vom Schaukelpferd

Beitragvon Derhobbist » Do 13. Sep 2018, 20:53

RockinHorse hat geschrieben:
oldtimer hat geschrieben:Ganz still, fast versteckt, eine wunderbare Anleitung für einen Fräszirkel, der sich zumindest für mich von dem bisher Gesehenen unterscheidet.

Moin Volker,

ich hab' in meinem ganzen (Holzwerker-)Leben nur zwei mal einen Ellipsenzirkel benötigt. Daran gemessen ist ein Zeitpunkt des nächsten Einsatzes also noch völlig offen, warum sollte ich mir einen bonfortionösen Ellipsenzirkel bauen, geschweige denn kaufen! Wie man sieht, bin ich ohne großartige Vorbereitung zu einem perfekten Ellipsenbogen gekommen. Das Material liegt jetzt wieder am Lager :mrgreen: sollte ich jemals wieder einen Ellipsenzirkel benötigen, weiß ich wo ich hingreifen muss.


Mit aktuellen CAD Programmen eh kein Problem mehr.

Gibt gute Freeware, wo man Splines zeichnet und dann überträgt.

Dann kann der Formenbau losgehen.

Ich habe übrigens Hochachtung vor den Klavierbauern.

Die müssen ja richtig komplizierte Bögen für Flügel herstellen.
Muss man verrückt sein, um hier zu arbeiten?
Nein, aber es hilft ungemein!

RockinHorse

Re: Neues vom Schaukelpferd

Beitragvon RockinHorse » Do 13. Sep 2018, 21:32

Der Hobbyist ohne Vornamen hat geschrieben:
Mit aktuellen CAD Programmen eh kein Problem mehr.

Siehst du irgendwo ein Problem, das ich nicht habe :lol: :lol: :lol:

Gibt gute Freeware, wo man Splines zeichnet und dann überträgt.

Ach! Und wie kommt die Freeware auf die Fräse?
Was ist dann der Vorteil gegenüber der Zwangsführung für die Fräse?

RockinHorse

Neues vom Schaukelpferd (3)

Beitragvon RockinHorse » Do 13. Sep 2018, 22:18

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Der Stoff für traumhaft verleimte Ellipsenbögen. Soweit ich mich sachkundig gemacht habe, soll normaler D3-Weißleim für Formverleimungen nicht wirklich geeignet sein. Die Elastizität des D3-Weißleims soll, so die Aussagen der Spezialisten, das Kriechen der einzelnen Formschichten überhaupt erst ermöglichen. Man könnte mit Kaurit und Härter experimentieren, dazu fehlt mir aber der Mut. Für meine Zwecke erhoffe ich mir mit meiner Wahl von SOUDAL Pro 40P die besten Ergebnisse.

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Der erste Besäumschnitt. Nicht dass jetzt die Experten die Sicherheit wegen der fehlenden Schutzhaube bemängeln. Die bisherige Schutzhaube war am Spaltkeil befestigt, was nicht störend war, solange keine verdeckten Schnitte gemacht wurden, was in der letzten Zeit zunehmend der Fall war. Eine neue Haube inkl. einer Aufhängung von oben ist in der Planung.

Eine kleine Zwinge, die ich für diesen Einsatz umgerüstet habe, hatte heute dann auch gleich eine Premiere. Die Zwinge bekommt morgen noch eine Schwester.

DSC_4581s.jpg

Der erste Biegeversuch. Für diesen Biegeversuch habe ich eine Leiste bei einer Stärke von 6 mm heruntergeschnitten, das hat sich dann als nur schlecht praktikabel herausgestellt. Der Druck auf die Fasern im Bereich der stärkeren Krümmung des Ellipsenbogens ist sehr extrem und die Fasern neigen zum Brechen. Der nächste Versuch wird bei 4 mm liegen. Außerdem muss ich mir etwas mit der Handhabung beim Spannen überlegen. Auf dem Foto sieht das alles ganz gut aus, aber während der Prozedur ist das zu aufwendig. Beim echten Vorgang mit 4-mm-Leisten müssen 7 Leisten ratz-fatz mit PU-Kleber eingestrichen sein und in die Form gepresst werden - mehr als 15 Minuten darf dann das nicht in Anspruch nehmen.
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Re: Neues vom Schaukelpferd

Beitragvon haifisch18 » Do 13. Sep 2018, 22:19

Was ist das Problem mit deiner Grundplatte? Haftet der Leim dort an?
Wenn du Siebdruck mit der glatten Seite nach oben machst, geht Weißleim wieder ab wenn er trocken ist.
Mein Blog
Benedikt ;)

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Re: Neues vom Schaukelpferd

Beitragvon RockinHorse » Do 13. Sep 2018, 22:30

haifisch18 hat geschrieben:Was ist das Problem mit deiner Grundplatte? Haftet der Leim dort an?

Moin Benedikt,

nöö, kein Problem mit dem Weißleim, u.a. deswegen, weil ich keinen Weißleim verwenden werde (siehe meine Vorrede ganz zu Beginn - es kommt SOUDAL Pro 40P zum Zug). Ich hab nur eine Offenzeit von 15 Minuten für alles!!!! Bei Weißleim wäre es sogar noch weniger. In den 15 Minuten muss alles passieren... Und dabei ist das Spannen der Schraubzwingen der längste Akt :shock: :shock: :shock:

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Mandalo
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Re: Neues vom Schaukelpferd

Beitragvon Mandalo » Do 13. Sep 2018, 22:40

Ich glaube ich habe mein Lebtag noch nie nicht etwas formverleimt. :?
Von daher bin ich ein Aufmerksamer Leser!
Mit nichts ist man großzügiger als mit gutem Rat!
Es grüßt euch Dieter


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