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Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: Sa 19. Apr 2025, 05:31
von Wolfgang EG
Da Interesse an einem Baubericht über den Bau des gezeigten Schminktisches besteht, möchte ich den Bericht nachreichen. Deshalb hier schon die Eröffnung, damit ich das nicht vergesse.

Hier noch mal ein Foto des (fast) fertigen Tisches. Den Hocker zu streichen habe ich nicht geschafft. Aber so standen Tisch und Hocker eben zu Weihnachten 2020 meiner Enkeltochter zur Verfügung. Die Schminkorgie konnte beginnen ...

schminktisch 2020.jpg


Ich möchte vorab betonen, dass ich mir – wieder einmal – die technischen Anregungen aus dem Internet geholt habe, quasi »gemopst« ... Aber warum das Rad neu erfinden, wenn es Andere vor mir gemacht haben.

Wolfgang

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: Sa 19. Apr 2025, 06:34
von Wolfgang EG
Teil 1: Die Beine

Meine Gedanken gingen in die Richtung: Zuerst die Beine, weil die wohl (für mich) das Komplizierteste sind. Geht das schief, dann höre ich auf und gut ist es. So meine Gedanken ... Also habe ich im Internet geschaut, wo ich Beine finde, die mir von der Ästhetik her zusagen. Also Holzbeine für den Schminktisch ... Gesucht, gefunden. Da ich die Quelle nicht mehr benennen kann, zeige ich diese Vorlagen hier nicht.

Aber der Reihe nach. Entsprechende Schablonen etc. habe ich mir mit CorelDraw erstellt, da ich zu dieser Zeit noch nichts von SketchUp wusste. Dann kam die Materialauswahl. Einfache Sache: Dachlatten. Also verleimt, auf das notwendige Maß gebracht.

bein verleimt0.jpg

bein verleimt.jpg


Die Konturen des späteren Beines habe ich per Schablone aufgebracht. Dann habe ich die Schlitze für die Zargen eingestemmt. Dabei half mir mein Anbaugerät für die Tischbohrmaschine sehr.

bein schlitz.jpg

schlitz stemmen.jpg


Weil: Wenn ich die Schlitze erst nach dem Ausschneiden der Kontur stemme, fehlt mir eine richtige Auflage, damit nichts kippelt. Also, nach diesen – im Zeitraffer vorgestellten – Arbeiten stand er vor mir, rank und schlank – meine erster Beinrohling.

bein fertig.jpg


Danach ging das eigentliche Dilemma los. Ausgeschnitten mit der Bandsäge (ALKO Pro BS 550), war die Schnittqualität eher so lala. Wie soll ich nun wiederholgenau drei weitere Tischbeine fertigen? Also wieder im Internet gesucht nach Hilfsmitteln. Und gefunden ... Gebaut, ausprobiert – und verworfen. Ich konnte nicht so genau bauen, dass an der Oberfräse im Wechsel deckungsgleich gefräst wurde.

vorrichtung.jpg


So, hier breche ich erstmal ab. Muss mich sammeln ...

Wolfgang

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: Sa 19. Apr 2025, 09:26
von Wolfgang EG
Noch zum Teil 1: Beine

Zum besseren Verständnis, so sollte der Tisch mal aussehen. Erstellt mit CorelDraw:

tisch.jpg


Ebenso die Zeichnungen für die Beinschablonen:

bein links.jpg

bein rechts.jpg


Hier mal ein Bein(rohling) in der gebauten Lade:

bein in lade.jpg


Was letztlich den Anlass gab, die Lade nicht mehr zu nutzen, waren die vielen Fräserspuren und Ausrisse im Holz.

fräserspuren.jpg

fräser.jpg


Deshalb habe ich wieder auf die Bandsäge zurückgegriffen und eben langsam und genau(er) ausgesägt:

stichsäge.jpg


Letztlich lagen alle vier Beine vor mir. Geschliffen mit einem Bandschleifer AEG 100 mm ... Aber nicht so genau. Deshalb bot das für mich den Anlass, später einen Zylinderschleifer anzuschaffen. Damit gehen Rundungen einfacher zu schleifen. Man sieht aber, dass Abweichungen in der Krümmung aufgetreten sind. Ausrede: Mir saß die Zeit im Nacken ...

ein fertiges bein.jpg

beine ungeschliffen.jpg

beine geschliffen.jpg


Soweit erst einmal zu den Beinen. Wenn ihr Fragen habt oder das eine oder andere Detail sehen wollt, einfach melden.

Wolfgang

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: So 20. Apr 2025, 08:13
von Claus P
Die Beine sind wirklich toll geworden. Die sind wirklich das Sahnehäubchen von dem Schminktisch. Ich hätte mir auch eine Frässchablone angefertigt und wäre damit auf die Tischfräse gegangen mit einem Hobelkopf.
Bandsäge ist auch okay.

Was hast du da für einen speziellen Zapfenstemmer? Den hab ich schon öfter gesehen. Ist das ein Bohrmaschineneinsatz oder eine komplette Stemmmaschine. Innen dreht sich ein Bohrer und außen drückt man nur das Material in den Bohrer hinein. Für kleine Löcher oder Zapfen ideal. Kannst du dazu mal was sagen.

Vielen Dank.

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: So 20. Apr 2025, 08:21
von oldtimer
Sehr schöner Baubericht. Danke.
Über den Vorsatz zur TBM interessiert mich auch.

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: So 20. Apr 2025, 09:13
von Wolfgang EG
Der Zapfenstemmer ...

Irgendwann hatte ich genug vom Stemmen mit dem Stemmeisen. Da die Feinmotorik der Hände nachlässt, war das Stemmen immer ein Gewaltakt. Irgendwo habe ich dann eine Werbung für diesen Stemmvorsatz gefunden. Ehrlich, ich war skeptisch, habe mich aber dann entschieden, so ein Teil zu kaufen.

Beim Schminktisch hat sich das schon gut gemacht. Die Stemmarbeiten gingen fix vonstatten. Im Set sind vier unterschiedliche Meißel vorhanden, und es können im Internet auch noch andere Größen gekauft werden. Das Teil ist natürlich NICHT mit einem professionellen Stemmer vergleichbar, auch wenn es suggeriert wird. Da liegen noch Welten zwischen. Für mich reicht's ... Es sind Adapterringe für unterschiedliche Spannhälse vorhanden.

20190322_164729.jpg

20201211_141335.jpg

20190322_154957.jpg


Die Qualität der Stemmungen in Kiefer/Fichte geht so. Sauberer wird es in Laubholz.

20190322_163214.jpg


Mittlerweile werden die auch für Handbohrmaschinen beworben. Kann ich mir schlecht vorstellen. Kaufempfehlung? Kommt auf den vorgesehenen Einsatzzweck an, für professionelles Arbeiten definitiv nicht.

Wolfgang

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: So 20. Apr 2025, 09:36
von Claus P
Hallo Wolfgang,

vielen Dank. Der Aufsatz sieht recht einfach aus. Jetzt kann ich mir darunter auch etwas vorstellen. Der wird ja nur auf die Pinole von der Ständerbohrmaschine geschraubt. Eigentlich ganz einfach.
Ein Profi- Gerät an der Stelle würde ich mir wahrscheinlich auch nicht zulegen. Dafür nutze ich den Stemmer zu selten und wenn hätte ich ja meine Langlochbohrmaschine auch noch. Aber speziell für kleine Zapfenlöcher ist der Aufsatz sehr praktisch. Dafür würde ich ihn gerne einsetzen.

Ich schau mal, wenn mir bei Gelegenheit was über den Weg läuft, bekommt meine Werkstatt sporadisch Zuwachs.

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: So 20. Apr 2025, 11:04
von Klaus
Servus Wolfgang,

vielen Dank für den ausführlichen Bericht zur Herstellung der Beine. Beim Holz hast Du es Dir ja nicht einfach gemacht, dass die Dachlatten beim Fräsen ausreissen überrascht nicht ;) Merkt heute noch jemand, dass die Beine nicht genau gleich sind - sehr wahrscheinlich nicht. Das ist immer nur ein Problem für uns, die da ganz genau hinschauen :mrgreen:

Weil ich keine Zeit habe zu Faul bin um Zapfenlöcher von Hand auszustechen hab ich mir mal sowas angeschaut: https://www.holz-metall.info/Stemm-Masc ... f2e316e65e. Allerdings kann ich da den Platzverbrauch für die paar Stemmarbeiten nicht rechtfertigen.

Gruss, Klaus

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: So 20. Apr 2025, 11:07
von michaelhild
Platz?
Das schreit ja nach ner Domino DF-700.
Zapfenlöcher bis 70 mm tiefe sind kein Problem.

Re: Wie ein Schminktisch für meine Enkeltochter entsteht.

Verfasst: So 20. Apr 2025, 11:16
von Klaus
michaelhild hat geschrieben:Platz?
Das schreit ja nach ner Domino DF-700.
Zapfenlöcher bis 70 mm tiefe sind kein Problem.

Ja, da juckt's mich schon lange in der Fingern. Die DF500 reicht mir für vieles aus, aber für Tischbeine und ähnliches ist die halt dann doch nicht gebaut. Mal schauen, ob es die noch in den Rentenfundus schafft 8-) Allerdings geht mir inzwischen sogar der Platz für die Systainer aus.