Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

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gandalf
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Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon gandalf » Do 14. Jul 2016, 23:21

Hallo,

hier eine kleine Doku meines letzten Projektes - noch nicht abgeschlossen.
Es handelt sich um eine Bonbonniere nach Willi Brokbals. Verwendete Hölzer: Kirsche eu. für den Boden (die Reste waren nicht so ansehnlich); Ahorn eu. für den Korpus und Nußbaum eu. für den Deckel. Diese Hölzer verwende ich sehr gerne. Ich finde, dass sie auch mit Handwerkzeugen sehr schön verarbeitet werden können.
Da ich erst seit einem Jahr holzwerke, war mein wesentliches Ziel, Übung zu bekommen. Und dazu bot sich reichliche Gelegenheit. Manche Arbeitsschritte würde ich heute anders ausführen. Also hat es sich für mich gelohnt. Hergestellt habe ich gleich 5 Dosen. Dann lohnt sich das Bauen all der Vorrichtungen erst richtig. Mit den vorgegebenen 9 Stunden bin ich aber nicht hingekommen; pro Dose 9 Stunden würde eher treffen :o

Gestartet habe ich mit roher Blockware, 27 mm, die ich für ein anderes Projekt benötigt habe. Einige Reste mit 800-1000 mm Länge waren noch übrig. Kirsche und Nußbaum habe ich in ca. 22mm breite Leisten geschnitten (Metabo Magnum mit Längsschnittblatt). Ahorn in der Breite von ca. 120-140 mm habe ich auf der Maschine aufgetrennt. Bei der Schnitthöhe natürlich in 2 Schritten mit einer Hilfsvorrichtung - damit die Finger weit genug vom Sägeblatt weg bleiben. Dann alles durch den Dickenhobel:
P1010006.JPG


Prüfen, ob die Dicke stimmt; 19mm in beiden Dimensionen. Hier der beste Zufallstreffer :D
P1010009.JPG


Für den Boden waren nun 5*25 Stücke zu je 15mm Länge abzulängen. Statt der Kreissäge (mit Vorrichtung) habe ich liebe meine frisch renovierte Ulmia 352 genommen:
P1010016.JPG


Für den Deckel waren 2 Längen herzustellen; 24mm und 34mm. Und zwar in der Abfolge
24, 24, 34, 24, 24
24, 24, 24, 24, 24,
34, 24. 24, 24, 34,
24, 24, 34, 24, 24
An dem Muster erkennt man, wie es nachher zusammengesetzt werden soll. Die erste Verleimung erfolgt allerdings mit Blindhölzern in 24mm statt der 34mm. Nun mein erster Versuch, Hirnholz mit dem Hobel zu putzen:
P1010023.JPG


Und dann musste für die Feinarbeit an den 34mm Stücken die provisorische Stoßlade mit einem #5 Hobel herhalten:
P1010027.JPG


Die 34mm Stücke wurden mit einem Scheibennutfräser und einer Hilfsvorrichtung geschlitzt und nun anstatt der Blindstücke eingeleimt. Da diese Stücke sehr eng passen müssen, war das mit dem Einleimen schon ein Abenteuer. Dieser Arbeitsschritt ist mir nicht gut gelungen. Speziell auf Leimreste muss man sehr acht geben - sonst wird das mit dem Ölen nachher ein Desaster:
P1010029.JPG


Die Laschen der längeren Stücke müssen in der Dicke recht genau passen:
P1010031.JPG


Im muß ja gestehen, dass ich das später noch nacharbeiten musste, weil die Passung nicht ok war. Davon habe ich aber kein Bild :oops:
Mit der geputzten Oberfläche war ich nicht glücklich. Also geschliffen bis Korn 180 - schon besser. Um eine Verrundung zu vermeiden, habe ich die Deckel zwischen 2 Leisten eingespannt, die auch bei einem mittelweichen Schleifteller das Absinken am Rand verhindern:
P1010034.JPG


Nun waren die Korpusteile exakt auf Breite zu bringen. Grob mit der Kreissäge vorgearbeitet; die Feinarbeit dann mit dem #5 Hobel:
P1010035.JPG


Anschließend am Parallelanschlag, unterstützt durch Fritz+Franz, die 45° Gehrung angeschnitten. Die Gehrung arbeite ich nicht nach, dass ist so verleimfähig. Dann an der Innenseite einen Falz eingearbeitet; hier kam die selbstgebaute Tischfräse mit einer DW625E zum Einsatz. Nun war noch eine Vorrichtung zu bauen, welche für die Vertiefung für die Laschen benutzt wurde. Die seitliche Führung wurde durch zwei Reststücke, auf Gehrung geschnitten, gewährleistet. Eine der 4 Halteschrauben habe ich entfernt. Damit war dann der Wechsel der Werkstücke einfacher möglich - immerhin 20 Seitenteile!
P1010036.JPG

P1010037.JPG


Nun mit der Falt-Klebe-Methode den Korpus hergestellt. Im Bild sieht man die bereits mit dem Stechbeitel nachgearbeiteten Laschen-Vertiefungen. Die äußere Falz an der Oberseite fehlt noch:
P1010041.JPG


Für Boden und Deckel kommt anfeuerndes Öl zum Einsatz:
P1010042.JPG


Natürlich musste der Boden noch grob mit Kreissäge und fein mit dem Hobel in den Korpus eingepasst werden.
P1010044.JPG


So sieht es dann aus; der Deckel ist hier allerdings noch nicht geölt:
IMG_0398m.jpg


Leider waren die Pasungen nicht ganz gelungen. Der Boden stand bei einer Dose mal 1,5mm, bei einer anderen mal 2,5mm vor. Also noch einmal auf den Frästisch und mit dem Falsfräser nachgearbeitet.
IMG_0403.JPG


Im Inneren wird nicht geölt; da habe ich zum ersten Mal Schellack verarbeitet. Das muss ich aber noch Besser machen. Den Ahorn habe ich mit UV-Schutz-Öl bearbeitet, damit er noicht so "vergilbt".
IMG_0404.JPG


Noch ist nicht alles fertig. Ich habe bereits nachpoliert mit einem roten Polierfilz, den ich bei langsamster Rotation auf meinen Exzenterschleifer gespannt habe. Ich werde noch mit gaaaanz wenig Finishöl und einem weißern Polierpad nacharbeiten. Fotos von der wirklich schönen Maserung der Deckel muß ich noch nachreichen. Die kommen est nach der Ölung so richtig zur Wirkung.

Bis denne
Reinhard
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gandalf
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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon gandalf » Do 14. Jul 2016, 23:26

Blöd ...
... wie man sehen kann, ist das Bild des Dickenhobels doppelt und das Bild mit dem Meßschieber taucht nochmals an Anhang auf. Beides ist für mich im editierbaren Beitrag nicht zu finden und somit nicht zu löschen. :oops:
Wer mir bei der Korrektur helfen kann, ist herzlich willkommen. ;)
Reinhard

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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon michaelhild » Fr 15. Jul 2016, 07:23

Ich habe da mal gezaubert. :)
Grüße
Micha

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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon Bavarian-Woodworker » Fr 15. Jul 2016, 07:34

Hallo Reinhard,

sehr schönes Projekt und reichlich bebildert. So lieben wir das hier... :P
Bin schon auf die restlichen Bilder gespannt.

Dein Problemchen mit den Bildern hab ich gefixt...

Servus, der Lothar
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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon Sven » Fr 15. Jul 2016, 19:43

Sehr schön. Sieht richtig gut aus.

Gruß Sven
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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon gandalf » Fr 15. Jul 2016, 23:41

michaelhild hat geschrieben:Ich habe da mal gezaubert. :)

Danke. Michael. Kannst Du bitte noch das drittletzte Bild wieder 90° nach rechts drehen? Oder kann ich das selbst?
Heute habe ich eine weitere Schicht Schellack innen aufgetragen. Der Rest wurde mit dem Bau von Werkstatt-Halterungen zugebracht.
Gruß
Reinhard

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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon gandalf » Fr 15. Jul 2016, 23:45

Bavarian-Woodworker hat geschrieben:Hallo Reinhard,

sehr schönes Projekt und reichlich bebildert. So lieben wir das hier... :P
Bin schon auf die restlichen Bilder gespannt.

Dein Problemchen mit den Bildern hab ich gefixt...

Servus, der Lothar

Lothar,
auch an Dich einen herzlichen Dank. Sobald das Finish-Öl drauf ist, werde ich weitere Bilder einstellen. Nach Angaben des Herstellers soll man aber durchaus geraume Zeit damit warten.
Also kommen weitere Werkstattprojekte dran. Ich habe noch weitere 20 Zwingen unter die Decke meiner Werkstatt gehängt, da ich chronischen Platzmangel auf meinen ca. 10-12 qm habe. Als nächstes muß noch der Umluft-Staubfilter fertig werden.
Dann soll das Gästezimmer mit Zirbe verschönt werden. Bett, Schrank und Kommode sollen gebaut werden. Nur wird die Holzbeschaffung nördlich des Weißwurstäquators schwierig ...
viele Grüße
Reinhard

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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon michaelhild » Sa 16. Jul 2016, 09:36

gandalf hat geschrieben:Danke. Michael. Kannst Du bitte noch das drittletzte Bild wieder 90° nach rechts drehen? Oder kann ich das selbst?


Bitte schön.

Kannst Du aber auch selbst. Das war jetzt keine Forenfunktion, sondern ich habe das Bild richtig gedreht gespeichert und neu hochgeladen.
Grüße
Micha

Was man tut, kann man auch gleich richtig machen.
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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon Mario » Do 4. Aug 2016, 18:17

Hallo Reinhard,
jetzt bin ich auch endlich mal auf Dein Projekt gestoßen. Ja, gefällt mir sehr gut. Hoffe, dass Du bald nen paar Bilder vom fertigen Projekt zeigen kannst.
Außerdem würde ich mich auch sehr für Bezugsadressen des von Dir angesprochenen Zirbenholzes interessieren. Da bin ich auch mal gespannt, ob Du da ne gute Lösung für findest.

Grüße, Mario!

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Re: Restverwertung nach Willi Brokbals: Bonbonniere

Beitragvon gandalf » Mo 8. Aug 2016, 21:17

So,
nun ist genug Zeit zum Trocknen verstrichen.
Vor der finalen Ölbehandlung habe ich alle Flächen mit einem Polierfilz bearbeitet. Dabei war der Exzenter auf langsamste Geschwindigkeit gestellt. Bei den kleinen Werkstücken war es am einfachsten, diese in der Hand zu halten und "in der Luft" zu polieren.
Das Finish Öl habe ich mit der Pipette sehr vorsichtig aufgetragen - nur 1 Tropfen pro Fläche! Dann mit einem dünnen, weißen Polierpad verteilt und "einmassiert". Nach 30 Minuten mit einem dicken Polierfilz (wollte ich mal ausprobieren) auspoliert. Trotz sparmsten Auftrags fühlte sich am nächsten Tag das Ganze noch zu "klebrig" an. Also nochmals auspoliert und ein paar Tage trocknen lassen.
Jetzt fühlt es sich wirklich samtweich/glatt an - sehr schön. Auf den Bildern ist der EIndruck nur schwer vermittelbar.

DSC05482.JPG


DSC05483.JPG


DSC05484.JPG


DSC05485.JPG
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