Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Von der Bohrmaschine bis zur Oberfäse - Testberichte, Vorstellung, Besprechung
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Mandalo
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Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon Mandalo » Sa 4. Mai 2019, 08:18

Um den tollen Baubericht des Humidorschränkchens von Klaus nicht zu verwässern, starte ich hier ein neues Thema.

Rüster hat geschrieben:Hallo zusammen,
ich staune was ihr so alles mit den diversen Höbeln macht.
Den Grundhobel hab ich das letzte mal in der Lehre vor über 30 Jahren in der Hand gehabt um den Grund einer Gratleiste aus zuarbeiten aber mit einer Oberfräse geht das doch etwas besser .... :lol:
Aber um ein Band einzulassen benötigt man neben einem Streichmaß oder auch nur der Bleistift 1-2 Stecheisen (am Besten gut scharf) und das Hämmerchen Fertig. Es gibt natürlich Experten die da ewig an einer Schablone tüfteln und die Oberfräse bemühen aber wegen 2 Bändern einlassen ist das doch ein Witz.

Mal ne andere Frage da ich über die Suchfunktion so gar nichts gefunden habe, Japanisches Werkzeug ist bei euch weniger bekannt oder wie. Gerade die Sägen und Stecheisen sind doch super Werkzeuge die ich nicht mehr missen will.

Grüße Marc


Hallo Marc,
da stimme ich dir zu 100% zu. :lol: Irgendwie sind viele der Meinung, ein Mensch der mit Holz arbeitet benötigt einen oder mehrere Hobel. Die Industrie, vorwiegend im englisch sprachigen Raum, unterstützt da diese Meinung und bietet hochpreisiges Spitzenwerkzeug an. Das weckt natürlich die Begehrlichkeit und Sammelleidenschaft vieler Holzwürmer. Wirklich benötigt wird ein Hobel in der heutigen Zeit nicht mehr, aber es macht bestimmt Spaß verschiedene Edelteile zu besitzen. Mein „Hobel“, um beispielsweise verleimte Flächen abzurichten, heißt Bandschleifer. :lol:

Aber zum anderen Thema. Ich liebäugel schon lange mit japanischen Werkzeugen. Was mich bisher von einem Kauf abhielt ist das inzwischen unüberschaubares Angebot. Es gibt viel teures und günstiges, bestimmt günstiges das seinen Zweck mehr als erwartet erfüllt, aber auf der anderen Seite bestimmt auch viel das nur auf der Schiene „...super japanisches Werkzeug“ reitet, einen hohen Preis aufzeigt, und in irgend einer japanischen Trompetenblechfirma herausgestanzt wurde.

Gern nehme ich Tipps entgegen, auch von der restlichen Forengemeinde, welche Sägen und Stecheisen wirklich überzeugen, preislich im Rahmen und nicht mehr vermisst werden möchten.
Mit nichts ist man großzügiger als mit gutem Rat!
Es grüßt euch Dieter

wood1972
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon wood1972 » Sa 4. Mai 2019, 10:06

Hallo Mandalo,
Könntest Du kurz schreiben wie genau Du das mit dem Hobeln machst?

Wood

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Mandalo
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon Mandalo » Sa 4. Mai 2019, 10:44

.
Du meinst das "hobeln" mit dem Bandschleifer? Mit hobeln hat das nichts zu tun.
Viele setzen beim Abrichten einer verleimten Fläche den Handhobel ein um Unebenheiten oder den Versatz der verleimten Hölzer zu beseitigen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen dass ich da niemals einen Hobel eingesetzt habe oder werde. Für solche Arbeiten greife ich auf einen Bandschleifer zurück. Wenn du erfahren möchtest wie ich das mache schau das verlinkte Holzwerkenvideo an, es lässt keine Frage offen:
https://m.youtube.com/watch?v=sLGC7fJd1xQ#fauxfullscreen
Mit nichts ist man großzügiger als mit gutem Rat!
Es grüßt euch Dieter

oldtimer
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon oldtimer » Sa 4. Mai 2019, 10:46

Hallo,

mir reichten in den letzten zwanzig Jahren zwei Japansägen, so zwischen 20 und 30 Euro. Natürlich gefallen mir Handwerkzeuge, und gerne hätte ich einen Schrank voll davon. Aber ich weiß, dass mir einfach die Geduld fehlt, um damit etwas wirklich brauchbares zu bauen. Immer, wenn ein Möbelstück geplant war, musste das schnell fertig werden. Und das ging eben nur mit elektrischen Werkzeugen. Und als Resumee für alle meine Arbeiten würde mir heute ein Bestand aus Festool CS 70 Set, TS mit Führungsschiene, OF 1010, CMS Modul, Rotex, Duplex, Dominofräse, zwei Sauger, zwei Akkuschraubern reichen, also so, wie ich einmal angefangen habe. Alles andere, was ich habe ist schöner Mumpitz.


Gruß

Volker

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Klaus
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon Klaus » Sa 4. Mai 2019, 10:50

Hallo zusammen,

@Dieter: danke für den neuen Thread :)

An japanischem Werkzeug werkeln bei mir hauptsächlich die Sägen Dozuki, Kataba, Ryoba und Kugihiki. Um japanische Stechbeitel schleich ich auch schon lange rum aber da geht es mir wie dem Dieter - ist der horende Preis der da teilweise aufgerufen wird gerechtfertigt? Aber zumindest einen Genno hab ich schon bei mir hängen :)

Edit sagt: das japanische Anreissmesser (einseitig geschliffen) wird immer wichtiger, je öfter ich es einsetze. Gerade im Zusammenhang mit dem Stechbeitel hat man gleich einen sauberen Ansatzpunkt.

Auch ein japanischer Hobel steht da auf meiner Wunschliste, da hält mich noch der Aufwand zum Einrichten davon ab. Wenn ich sowas kaufe muss es von erstklassiger Qualität mit entsprechendem Eisen sein. Da bin ich aber bei weitem noch nicht fit genug dafür.

Hier noch ein Lesetipp: https://www.lehmanns.de/shop/sachbuch-r ... schreiners

Hab ich noch nicht gekauft weil ich die "Folgekosten" fürchte ;)

Gruss, Klaus

wood1972
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon wood1972 » Sa 4. Mai 2019, 14:29

Mandalo hat geschrieben:.
Du meinst das "hobeln" mit dem Bandschleifer? Mit hobeln hat das nichts zu tun.
Viele setzen beim Abrichten einer verleimten Fläche den Handhobel ein um Unebenheiten oder den Versatz der verleimten Hölzer zu beseitigen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen dass ich da niemals einen Hobel eingesetzt habe oder werde. Für solche Arbeiten greife ich auf einen Bandschleifer zurück. Wenn du erfahren möchtest wie ich das mache schau das verlinkte Holzwerkenvideo an, es lässt keine Frage offen:
https://m.youtube.com/watch?v=sLGC7fJd1xQ#fauxfullscreen

Danke, jetzt ist der Groschen gefallen! Gute Idee.
Wood

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RudiHB
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon RudiHB » Sa 4. Mai 2019, 18:02

Hallo in das Eckige vom Runden,

in der Tat ein sehr, sehr ansehnliches Thema, bei mir aber ausschließlich beim Zuschauen auf Youtube. Die Kataba ist vorhanden, von einem Hobel bin ich Lichtjahre weg. Mit einem "europäischen" Hobel muss ich erst einmal weiter lernen, einstellen, Bewegungsablauf, Fehlersuche, schärfen usw..

Natürlich geht einem bei den Verbindungen, die mit den einzelnen Werkzeugen hergestellt werden, einfach das Herz auf. Übung macht auch hier den Meister. Der Anfang wird weiter mit den Sägen gemacht. Das klappt bei gewissen Aufgaben sehr gut. Allerdings muss man wissen, wann ein Werkzeug seine Wirkung nicht entfalten kann. Vom Umgang mit demselbigen mal abgesehen,

Bei Ihm hier sieht das so verdammt einfach aus (war heute in meiner Youtube-Vorschlagsliste, die lesen hier mit... :twisted:):

https://www.youtube.com/watch?v=iRVdfjSPFDQ

Mangels Werkzeug, Erfahrung und allem, was aktuell zu einer Nutzung führen würde, bin ich hier eher zum Mitlesen eingeteilt.
Viele Grüße
Rudi
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Ich hab schon ganz andere Sachen in den Sand gesetzt...

Tommy1961
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon Tommy1961 » Sa 4. Mai 2019, 19:38

RudiHB hat geschrieben:Hallo in das Eckige vom Runden,
...
https://www.youtube.com/watch?v=iRVdfjSPFDQ

Mangels Werkzeug, Erfahrung und allem, was aktuell zu einer Nutzung führen würde, bin ich hier eher zum Mitlesen eingeteilt.


Hallo in die Runde,

kann wenig bis nix zu Japanischem Werkzeug sagen, aber beim betrachten des Videos sind mir die tollen Sicherheitsschuhe aufgefallen.

Echt tolle Dinger, sind das.

Aber die "Fingerfertigkeit" bei den Holzverbindungen sind immer wieder einen Blick wert.

Gruß

Tommy

Günter Löffler
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon Günter Löffler » So 5. Mai 2019, 23:14

Hallo zusammen,

meine Erfahrungen mit japanischen Werkzeugen waren bisher absolut positiv. Das beruht unter anderem auf der Stahlart, aber auch auf der individuellen Qualität und Zuverlässigkeit.
In der Küche habe ich z.B. ein preiswertes Universalmesser aus einfach gefaltetem blauen Papierstahl. Daneben gibt's einige Messer aus hoch legierten Stählen namhafter deutscher Hersteller. Benutzt wird instinktiv immer nur das japanische Messer, wenn nicht die Geometrie mich auf einen anderen Messertyp zwingt.
Die Gründe dafür sind:
- die japanische Form der "Werkzeugs" ist erheblich ergonomischer
- das japanische Messer ist leichter schärfbar
- das japanische Messer hält die Schärfe länger
- das japanische Messer ist nach dem Schärfen schärfer als das deutsche Messer

Ähnlich verhält es sich bei den Handwerkzeugen in meiner Holzwerkstatt:
Die japanischen Sägen in Einsteigerqualität tun bei mir einen guten Dienst. Seit ich diese Sägen habe sind alle anderen Handsägen abgemeldet und die el. Stichsäge fast arbeitslos.
Was die Stahlsorte angeht, habe ich zum direkten Vergleich einen Putzhobel von Dick und einen 62er Dick. Den 62er habe ich ich mit dem japanischen Hobelmesser gekauft. Diese Ausführung war 20 € (also ca. 10%) teurer als die Standardausführung. Im nach hinein hat sich diese Entscheidung als absolut richtig erwiesen. Alleine das einfachere Schärfen wäre mir die 10% Preisaufschlag wert. Die Schärfe merkt man beim 62er z.B. beim Stirmholzhobeln extrem. Einen direkten Vergleich zu den modernen Hochdruck gesinterten Stähen (PM...) habe ich nicht. Die vermeintlichen Nachteile (spröder) der japanischen Stähle waren in meiner bisherigen Praxis nie ein Problem.
Meine Stemmeisen kommen bisher aus Europa. Die tun ihren Zweck. Besser geht natürlich immer. Beim letzten Projekt waren die nach 4 Std. stumpf und mussten geschärft werden. Hat keinen Spaß gemacht, aber da würde ich eher Geld in ein Schärfgerät investieren als die Preise für die japanischen Stemmeisen zahlen. Haben würde ich die natürlich schon gerne ;-)
Und sonst? Stahl-Lineale: Japan, Anreißmesser: Japan, Druckbleistift: selbst bei solchen Gegenständen merkt man, dass die Gedanken der Konstrukteure mehr beim Anwender sind , und nicht ausschließlich beim hauseigenen Vertrieb...

Viele Grüße,
Günter

Rüster
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Re: Japanisches Werkzeug - was man nicht mehr missen möchte.

Beitragvon Rüster » Mo 6. Mai 2019, 14:43

Hallo zusammen,

meine japanischen Werkzeuge hab ich in einem eigenen Werkzeug Kistchen untergebracht.

IMG_20190506_103638.jpg


Irgendwie hat alles grob so ende der 90er begonnen ich meine 96-97 da kam das mit den Japansägen auf und irgendwie wurden sie sehr gelobt und dann mussten da natürlich auch welche her.
Jetzt war das selbstverständlich eine mega Umstellung da die Japaner ja auf Zug arbeiten und was man sonst so hatte Feinsäge, Gestellsäge eher auf Schub .
Klaro die Gestellsägen Blätter hat man selber umgeschliffen auf Dreiecke (Schub und Zug) um besser und schneller zu sein…
Aber das ist Kinderfasching im Vergleich zu einer Ryoba.

Die gab es plötzlich Längs / Querschnitt getrennt alle möglichen Zahnungen und auch Schnittstärken mit entsprechender Leistung.
Den Umgang musste man allerdings auch erst einmal Üben aber dann war man schneller als mit jeder Europäischen Handsäge.

IMG_20190506_103944.jpg



Das es da mittlerweile auch Astsägen und alles Mögliche gibt brauch ich bestimmt nicht erwähnen.

Bei den Sägen gibt es Industrie Ware und die funktioniert sehr gut man behält den Griff und bestellt sich nur noch das Wechselblatt.

Mit den Stecheisen ist die Wahl etwas schwerer da kann ich eure Argumente und auch Bedenken gut verstehen. Mir hatten es seiner Zeit solche netten „Dinger“ mit Ebenholz Griff angetan mit Damast Klinge, Ankerketten aus der Ming Zeit + Weißer Papierstahl vom highend Großmeister im Hinterhof auf Holzkohle geschmiedet…

Tja und immer zu Weihnachten hat man sich ein Eisen gegönnt weil ein ganzer Satz um Gotteswillen :shock: unbezahlbar.
5 Stück wurden es in Summe dann Starb der japanische Großmeister und diese Serie gibt es nicht mehr.

IMG_20190506_103718.jpg



IMG_20190506_103744.jpg



Das Affenteure Zeug kam immer ungeschliffen und es musste erst mal richtig auf dem Wasserstein bearbeitet werden, Stunden lang
...aber das half um schon eine gewisse Bindung zum Werkzeug auf zubauen hihih
Auf der Maschine darf man sowas niemals schleifen den sollte es zu warm werden verändert sich das Gefüge und aus die Maus.
Schlimm ist auch wenn mal ne Scharte drin ist den da ist auch wieder Handarbeit angesagt.

Was dagegen der absolute Hammer ist, ist die grandiose Schärfe und auch die Schnitthaltigkeit.
Bei Arbeiten in Massivholz macht es damit richtig Spaß.
Diese Art Eisen werden mit Metall Hämmern geschlagen sehen sehr zierlich aus aber die Funktion ist überzeugend damit geht so Stecheisen ins Holz das es eine wahre Freude ist.

IMG_20190506_104009.jpg


Aber auch hier braucht der Umgang etwas Übung.

Der japanische Hobel wird natürlich auch gezogen und nicht gestoßen auch das erfordert enorme Übung wobei mich das nicht wirklich so überzeugt hat deshalb gab es da nur ein Messer zu welchem ich selbst ein Hobelkasten bauen musste.

IMG_20190506_103832.jpg



Soweit so gut

Grüße Marc
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