Justage von Tischkreissägen - Meßuhr vs. Kombiwinkel

Tischkreissäge & Co. - Testberichte, Vorstellung, Besprechung
Sven
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Re: Woodpecker Messwerkzeuge - Qualität und Sinn oder Unsinn

Beitragvon Sven » Di 1. Nov 2016, 08:03

michaelhild hat geschrieben:Längsanschlag kann man auch gut mit einem Hartholzstück prüfen.
Den Anschlag so verschieben, dass das Holz vorne gerade so zwischen diesem und einem Zahn vom Sägeblatt durchpasst. Dann hinten probieren. Optimal ist dort etwas Luft.
michaelhild hat geschrieben:Ich würde ja eher in einen Kombinationswinkel investieren. Mit dem kann man die Parallelität zur Tischnut auch gut messen. Zwar nicht per Skala auf den 1/100tel inch oder mm, aber doch genau genug.
Und man kann ihn auch für vieles weitere einsetzen.


Hallo Michael,

da muss ich dir diesmal wiedersprechen.
Die TS 4000 ist ja keine leichte Montagesäge sondern schon ein größeres Kaliber.
Mit der Säge kann man 1/10 genau auf Breite schneiden und beim Schiebeschlitten lässt sich eine Winkelabweichung von maximal 5/100 mm auf 1 m erreichen.
Voraussetzung dafür ist aber das die Säge entsprechend genau justiert wird.
Das der Parallelanschlag nach hinten öffnend eingestellt wird ist auch nicht richtig.
Bei einer Säge bei der sich der Parallelanschlag zurückziehen lässt wird dieser parallel zum Sägeblatt eingestellt.

Gruß Sven
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Re: Woodpecker Messwerkzeuge - Qualität und Sinn oder Unsinn

Beitragvon michaelhild » Di 1. Nov 2016, 09:42

Sven hat geschrieben:da muss ich dir diesmal wiedersprechen.


Kann ich mit leben. :D ;)

Mit dem Längsanschlag hast Du natürlich recht, wenn man den zurück ziehen kann und dies auch tut, kann er ohne Probleme genau parallel eingestellt werden.
Der Genauigkeit tut es aber theoretisch keinen Abbruch, wenn der Längsanschlag leicht schräg steht, beim Schnitt kommt es auf den Abstand vom schneidenden Zahn zum Anschlag an. Problem sind halt die aufsteigenden Zähnen.

Kombiwinkel vs. Messuhr/Meßschieber.
Mit ner Uhr bzw. Skala ist es natürlich einfacher, da gebe ich Dir recht. Man sieht genau, um wieviel da was aus dem Winkel ist.
Mit dem Kombiwinkel geht es aber ähnlich genau, man hat halt nur keinen Meßwert, sondern nur ein "Gefühl". Das Gehör und die Fingerspitzen sind gefordert.
An meiner ex PK 255 habe ich ja öfters rumjustiert, bis ich gemerkt habe, es bringt nichts.
Ich hatte das so gemacht, dass ich den Kombiwinkel in der Tischnut eingelegt habe und mit der Zunge zuerst den Punkt am Sägeblatt rausgemessen habe, der sich der Tischnut am nächsten befand. An diesen habe ich die Zunge leicht angelegt und den Kombiwinkel geklemmt. Leicht heißt, dass das Sägeblatt gerade so am Kombiwinkel gekratzt hat. Mit dem Wert habe ich dann vereinfacht ausgedrückt, die andere Seite eingestellt.
Parallel ist es dann, wenn es vorne und hinten am Sägeblatt gleich stark kratzt. Klemmts mehr, ist der Abstand zu eng. Kratzts nicht mehr, ist der Abstand zu groß.
Logisch ne wissenschaftliche Methode ist das nicht und es dauert evtl. auch länger als per Messuhr, für den Heimgebrauch wird man aber, wenn man sich etwas Zeit nimmt, ein ähnlich genaues Ergebnis bekommen.
Das Sägeblatt schwingt ja etwas, von daher hört man sehr gut, einen Klangunterschied, je nachdem wie fest die Zunge an diesem anliegt.
Grüße
Micha

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Re: Woodpecker Messwerkzeuge - Qualität und Sinn oder Unsinn

Beitragvon elektroulli » Di 1. Nov 2016, 09:59

Halte ich sogar für sehr sinnvoll das in einen neuen Thread zu legen.
Jeder hat da so seine Tricks.
Überings mache ich es genau wie Du mit dem Kombiwinkel.
Reicht vollkommen, denn am nächsten Tag hat sich das Holz sowieso um ein paar hunderstel verzogen.
Ulli

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Re: Woodpecker Messwerkzeuge - Qualität und Sinn oder Unsinn

Beitragvon Sven » Di 1. Nov 2016, 11:54

Trenn mal ruhig ab :D

Ich bin einfach der Meinung das Maschinen so genau wie möglich eingestellt gehören. Ungenauigkeit bringt der Benutzer dann hinterher von ganz alleine rein.
Zum einstellen benutzt ich üblicherweise eine Messuhr, einen digitalen Messchieber, eine Fühlerlehre und ein Präzisions Flachlineal.

Der Ablauf bei mir sieht in etwa wie folgt aus:

-Mit der Messuhr prüfen ob das eingebaute Blatt einen ordentlichen Rundlauf hat.
-Das Flachlineal am Sägeblatt anlegen und vorsichtig am Blatt festspannen. Dabei darauf achten das sich das Sägeblatt nicht verzieht.
-Mit der Messuhr den Abstand zwischen Tischnut und Flachlineal am Anfang und am Ende vom Tisch prüfen. Die Ausrichtung so nachjustieren das die Abweichung annähernd null ist. Also max. 1-2 Hundertstel.
-Den Parallelanschlag mit Messuhr oder Messchieber parallel zur Tischnut einstellen. Auch hier darf der Anschlag nach hinten nur 1-2 Hundertstel öffnen und auf keinen Fall nach hinten enger werden.
Wenn das so genau eingestellt ist kann ich hinterher auch den Parallelanschlag vor das Sägeblatt zurückziehen und als Ablänganschlag benutzen.
Wenn der Parallelanschlag schon auf der Sägeblattlänge 3-4 Zehntel öffnet dann ist das auf die Tischlänge schon eine Abweichung von 1 mm.
-Als Nächstes die Tischverlängerungen und Tischverbreiterungen mit dem Flachlineal genau auf Sägetischhöhe und Ausrichtung justieren.
Dabei unbedingt darauf achten das die Führung für den Parallelanschlag exakt gerade durchläuft.
-Nun den Schiebeschlitten mit Flachlineal und Fühlerlehre so ausrichten das er in der Höhe exakt parallel zum Sägetisch läuft und etwa 1/10 mm höher steht.
-Jetzt den Schiebeschlitten so ausrichten das er parallel zur Tischnut läuft. Dafür kann man einfach die Messuhr an den Anschlagsreiter vom Schiebeschlitten stellen und die Messpitze seitlich an die Tischnut. Jetzt kann mann den Schlitten einfach vor und zurück fahren und sieht genau die Abweichung. Auch hier sind ein 1-2 Hundertstel öffnend ok und es darf nach hinten nicht enger werden.
Auf diese weise kann ich einen Winkelmesser oder eine Schmiege an die Tischnut anlegen und damit sehr exakt das Anschlagslineal für Winkelschnitte einstellen.
-Zuletzt stelle ich das Anschlagslineal nach der 5 Schnitt Methode ein bis die Abweichung auf einen Meter nur noch im einstelligen hundertstel Bereich ist. Dazu finde ich dieses Tutorial sehr gut http://hw.roesch.de/Downloads/5-Schnitt-Methode.pdf

Das ganze mag für eine Montagesäge unnötig sein aber die Säge vom Fragesteller ist massiv genug das sie sich so genau justieren lässt und diese Einstellung auch für lange Zeit hält.

Gruß Sven
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Re: Woodpecker Messwerkzeuge - Qualität und Sinn oder Unsinn

Beitragvon Mandalo » Di 1. Nov 2016, 12:07

Hallo Sven,
klasse Beitrag! Das überzeugt, so wird's gemacht! *Daumenhoch*
Mit nichts ist man großzügiger als mit gutem Rat!
Es grüßt euch Dieter

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Re: Justage von Tischkreissägen - Meßuhr vs. Kombiwinkel

Beitragvon michaelhild » Di 1. Nov 2016, 13:30

So wie Sven das macht, ist das natürlich 1a mit Sternchen. Besser macht das sicher kein Hersteller.
Die Mühe das Sägeblatt zu verlängern, habe ich mir bei der PK nie gemacht. :oops:
Grüße
Micha

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Re: Justage von Tischkreissägen - Meßuhr vs. Kombiwinkel

Beitragvon Mandalo » Di 1. Nov 2016, 14:24

Ich auch nicht, ist aber eine klasse Idee!
Mit nichts ist man großzügiger als mit gutem Rat!
Es grüßt euch Dieter

seemann

Re: Woodpecker Messwerkzeuge - Qualität und Sinn oder Unsinn

Beitragvon seemann » Mi 1. Nov 2017, 09:36

Sven hat geschrieben:https://www.wabeco-remscheid.de/rund-um ... ssuhr.html
So etwas benutze ich für alle möglichen Einstellarbeiten an meinen Maschinen.
Gruß Sven


Hallo Sven,
der Link ist leider nicht mehr gültig. Kenne mich mit Messuhren überhaupt nicht aus. Welche Uhr mit Stativ empfiehlst Du?
Vielen Dank schon mal!

streichholz
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Re: Justage von Tischkreissägen - Meßuhr vs. Kombiwinkel

Beitragvon streichholz » Mi 1. Nov 2017, 10:26

Hallo Michael,

ich antworte mal auf Die an Sven gestellte Frage.
Erstmal allgemein.
-Zum Einstellen ist eine analoge Messuhr mit Zeiger besser geeignet als digital (und auch für den Geldbeutel :p).
-Ein möglichst großer Durchmesser macht das ablesen leichter.
-Ein Stativ mit Zentralklemmung ist deutlich angenehmer als eines, wo jedes gelenk geklemmt werden muss.

Die Messuhren bei Amazon:
Standard
Zentralklemmung

Wobei Dir vermutlich ein Magnetstativ nicht viel bringt. Der Gelenkarm ist dort aber mit nem Standardgewinde einfach nur reingeschraubt.

Wenn Du ein bisschen was "besseres" haben möchtes würde ich bei Käfer und Mahr oder Helios, Tesa, Mitutoyo schauen.
Auch Starrett hat schöne Messuhren.
Die besseren Stative gibt's dann bei Fisso und Manfrotto. Es braucht ja nichz unbedingt die bunten.

Grüße
Martin

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Re: Justage von Tischkreissägen - Meßuhr vs. Kombiwinkel

Beitragvon oldtimer » Mi 1. Nov 2017, 10:47

Hallo Sven,

ein schöner Beitrag, der zumindest dazu dient, mein eigenes Einstellverhalten zu reflektieren.

Was mir jetzt aber allerdings nicht einleuchtet, wieso die Tischnut als Referenz genommen wird, bzw. bei welcher Säge?
Hätte ich dies an der CS 70 so gemacht, wäre allein bei jedem Sägeblattwechsel die Wahrscheinlichkeit einer Abweichung gegeben. Bei der CS wird für den Sägeblattwechsel die Einlegeplatte mit der Tischnut entnommen. Weiterhin ist die CS eine Unterflurtischsäge.

Bei meiner FKS ist die Tischnut im Schiebeschlitten (das war ebenso bei meiner Altendorf WA 6). Da dient zur Ausrichtung dann das Sägeblatt als Referenz. Ebenso beim Ausrichten des Parallelanschlags.
Hier wäre dann natürlich Dein Vorschlag mit dem Flachlineal ein sehr guter Ansatz.

Persönlich halte ich die Tischnut eher für das schwächste Teil als Reverenzline. Ein in der Tischnut geführter Winkelanschlag wird doch auch eher am Sägeblatt ausgerichtet?
Vielleicht habe ich auch jetzt nur ein Verständnisproblem?

Gruß
Volker


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