Alles mit Strom...

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Svenson6
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Re: Alles mit Strom...

Beitragvon Svenson6 » So 13. Jul 2025, 23:00

Ganz anderes Thema für den "Strom-Thread", ich komme mal mit Schwachstrom um die Ecke.

Als ich während meines Studiums ein Praktikum bei Rollei in Braunschweig absolvierte, bekam ich dort eine alte Werksuhr geschenkt. Das ist eine so genannte Nebenuhr (auch Tochteruhr genannt). Bedeutet, dass sie kein eigenes Uhrwerk hat, sondern einmal pro Minute einen kurzen Impuls von 24 V bekommt – dann springt sie eine Minute weiter. Diesen Impuls bekam sie von einer Hauptuhr (auch Mutteruhr genannt).

Sowas gab es und gibt es in Bahnhöfen, Schulen, Behörden oder eben in Fabriken. Stellt man sicher, dass die Hauptuhr richtig geht, gehen auch alle Nebenuhren richtig. So eine Hauptuhr bestand früher üblicherweise aus einer elektrisch angetriebenen Pendeluhr – ein ziemlicher Kasten.

Sowas hatte ich natürlich nicht herumliegen, daher begann ich damals, mir eine Schaltung auszudenken, die als Hauptuhr fungieren konnte. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, also tüftelte ich selber etwas aus. Meine Steuerung teilte die 50 Hz der Netzfrequenz soweit herunter, dass eine Frequenz von 1/60 Hz dabei herauskam. Noch eine Treiberstufe, und dann funktionierte das tatsächlich. Die Uhr kam bei uns in der WG in die Küche und zeigte fortan die Zeit an. Sogar ziemlich genau, denn die Netzfrequenz ist sehr stabil.

Das ging eine ganze Weile lang gut, bis die Uhr anfing nachzugehen. Im Innern befindet sich eine Spule, die einen aus Eisen bestehenden Anker anzieht, und der hat sich im Laufe der Zeit magnetisiert und begann quasi zu "kleben". Ich fand heraus, dass eine professionelle Mutteruhr die Polarität des Impulses jeweils abwechselnd umdreht, um genau dieses Magnetisieren zu vermeiden. Das konnte meine Schaltung aber nicht, und somit hing die Uhr jetzt fast 25 Jahre in meinem Arbeitszimmer über der Tür und stand still.

Mittlerweile gibt es aber das Internet, wie ich feststellen musste, und natürlich gibt es in irgendeinem bayrischen Dorf einen Freak, der selbstentwickelte Schaltungen verkauft, die genau das können, was ich brauche: eine Hauptuhr simulieren. Zu finden unter https://www.nebenuhrsteuerung.de, falls jemand sowas mal braucht. Was ich zugegebenermaßen bezweifele.

Der Typ denkt die Dinge wirklich zu Ende. Natürlich kann seine Steuerung die Impulsumkehr. Sie verfügt aber auch über einen DCF77-Empfänger, der das offizielle Zeitsignal empfängt. Damit geht sie schon mal sehr genau. Sie verkraftet aber sogar Stromausfälle. Wenn das passiert, schreibt sie mit letzter Kraft die aktuelle Uhrzeit in einen nichtflüchtigen Speicher. Erwacht sie wieder zum Leben und hat das Zeitsignal wieder empfangen (das dauert etwa 5 Minuten), holt sie die verpassten Impulse nach und stellt die Uhr damit wieder richtig. Wow!

Ich bin jedenfalls begeistert, dass das gute Stück wieder funktioniert. Nur an das laute „Klick! Kluck!“, das sie jede Minute von sich gibt, muss ich mich noch gewöhnen.

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Die alte Steuerung aus den Neunzigern, eingebaut in ein Steckergehäuse

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Innen alles schön auf Lochrasterplatine aufgebaut

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So sieht das „Uhrwerk“ von innen aus.

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Inbetriebnahme der neuen Steuerung, funktionierte auf Anhieb. (Nur das Zeitsignal kommt im Keller nicht an.)

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Noch ein Gehäuse besorgt – und fertig. Das rote Dings oben ist der DCF77-Empfänger.
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Viele Grüße von
Sven S. aus W. bei H. an der L.


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