Für die Renovierung meines Werktisches musste ich die Horizontalfräse abbauen. Eigentlich war die Horizontalfräse schon seit dem Bau der Bandsäge teilweise demontiert, nicht so richtig demontiert, denn einsatzfähig wäre sie schon noch gewesen, der Schlitten mit der Fräse stand nur abseits. Mit dem Neubau des Werktisches wurde schließlich der alte Werktisch demontiert und damit wurde die Horizontalfräse erst einmal gänzlich an die Seite gestellt.
Mit dem neuen Werktisch wird das nun anders. Ich sage bewusst Werktisch, denn für eine Werkbank gibt es sicher eine Begriffsdefinition, unter die ich mit meinem Werktisch wahrscheinlich nicht falle. Und mein neuer Werktisch hat natürlich auch die Ambition, wieder zu meinem Bearbeitungszentrum zu werden.
So habe ich bereits für den Anbau meiner Horizontalfräse entsprechende Vorbereitungen getroffen. Am besten ist es, wenn ich die alte Horizontalfräse in Aktion mal vorstelle. Und nach dieser Vorstellung starte ich einfach mal mit dem Gemenge aus Altem und aus Neuem.
Bei mir entstand der Bedarf für eine Horizontalfräse zur Herstellung von Torsionsboxen. Die Kanten der Torsionsboxen wollte ich verschachteln ähnlich wie man dies durch Fingerzinken erzeugen könnte. Aber Fingerzinken mit üblicher Breite von ca. 10 mm auf eine Länge von 1 Meter würde einen gewaltigen Arbeitsaufwand bedeuten, selbst wenn die bekannte Vorrichtungen benutzt würden und bei deren Verwendung aber auch nicht sichergestellt war, ob die notwendige Präzision erreicht werden würde. So schieden alle mir bekannte Methoden und Vorrichtungen aus.
Der Horizontalfrästisch von Guido Henn "Drei Achsen für noch mehr Fräs-Spaß!" hätte schon mal ein Hinweis auf einen möglichen Lösungsansatz sein können. Die universelle Verwendbarkeit gab's aber trotzdem nicht, die Grenzen waren einfach zu eng. Ich hatte daher verschiedene Ideen entwickelt, die ich so zu dem nachstehend abgebildeten Konstruktionsentwurf zusammengefasst hatte.
Eigentlich entsprechen die Richtungen Y und Z nicht der Norm und müssten gegeneinander vertauscht werden. Ich bleibe aber bei dieser falschen Darstellung, um bei Übernahme alter Textpassagen nicht jede Textstelle suchen zu müssen.
Ein paar Daten:
- Verfahrweg in der X-Achse 1250 mm (netto)
Verfahrweg der Fräserzustellung (Y-Achse) ca. 150 mm
Verfahrweg der Z-Achse ca. 210 mm
Nicht mehr aktueller Zustand vor Beginn des Umbaus. Diesen Zustand wollte ich noch einmal dokumentieren, bevor es ans Eingemachte ging. Das sind die Ziele des Umbaus und der Erweiterung:
- - Revision des Festlager- und Loslagersystem bei allen IGUS-Gleitführungen.
- Austausch der Klemmschienen für die Anschlagnocken.
- Erweiterung der Z-Achse.
- Verbesserung der Elektrik.
- Anbau einer Beleuchtung.
- Anbau einer Absaugung.
Mit der Basisbox ging's dann auch gleich los. Die Basisbox ist die erste Torsionsbox, die ich überhaupt gebaut habe. Die zusammen geschnittenen Bilder vermitteln ein wenig den Eindruck des damaligen Entstehungsprozesses. Und auch der damalige Zustand der Werkstatt hat sich stark verändert, der im Hintergrund sichtbare Frästische, ja diesen Frästisch gibt's heute nicht mehr, doch das ist eine andere Geschichte

Nicht nur der Bau der Torsionsbox war ein neues Kapitel für mich sondern auch die Anwendung der Gleitführungen von IGUS. So wie auf dem mittleren Teilbild vermittelt, waren auf beiden Seiten runde Gleitführungsschienen verbaut. Auch der Einbau der Lager erfolgte so wie im Bild angedeutet, was nicht grundsätzlich verkehrt ist, wenn man mal von der Schwierigkeit absieht, die Achsen beider Führungsschienen im Raum absolut parallel ohne jegliche Abweichung zu montieren.
Das macht den Unterschied aus. Links (vorne) ist eine runde Führungsschiene verblieben, während rechts (hinten) eine Führungsschiene mit quadratischem Profil eingebaut wurde. Auf der vorderen runden Führungsschiene laufen Gleitlager mit geringstem Spiel, welche nach dem Festlager- und Loslagerprinzip als Festlager fungieren, d.h. das Spiel in Y- und Z-Richtung ist auf ein Minimum reduziert. Auf der hinteren eckigen Führungsschiene laufen Gleitlager, die in Z-Richtung ebenfalls kein Spiel aufweisen, dafür aber in Y-Richtung eine Abweichung der Parallelität mit ±0,5 mm ausgleichen können.
Ein weitere Punkt war der Austausch der Klemmschienen für die Anschlagnocken. Die im oberen Bild sichtbaren Klemmschienen haben ein anderes Profil.
Das Profil der ursprünglichen Klemmschiene wurde aus einem Rechteckrohr mit den Maßen 20x10x2 mm hergestellt. Die Nutsteine wurden aus Aluminium (15x5 mm) gefertigt. Die geringe Dicke des Materials hatte schon mal öfters einen Ausfall des Gewindes zur Folge, was ausgesprochen ärgerlich ist, wenn das ein Ausfall mitten in einer justierten Anordnung ist.
Für meine T-Nutschienen habe ich mich mittlerweile auf Rechteckrohr mit den Maßen 20x15x2 mm eingeschossen. Das lässt sich gut einfräsen und die Nutsteine haben eine gehörige Dicke, die auch M8-Gewinde erlauben. Bei dem Umbau der Horizontalfräse habe ich älteres Material verwendet, was es mal verbilligt gab und ursprünglich von alfer stammt, hat aber eine dämliches Maß von 19,5x19,5x2 mm. Für den Umbau war es aber gerade gut genug, weil die Schienen nur aufgeschraubt und nicht eingelassen werden.
So war der alte Längsschlitten ursprünglich mal geplant worden. Im Laufe der Zeit wurde er mehrfach modifiziert ...
... und das war der letzte gültige Zustand. Eine Möglichkeit, den Schlitten durch Änderung komplett wieder zu verwenden, hat sich leider nicht ergeben. Alle verwertbaren Teile wurden jedoch abgebaut. Von der MPX-Platte habe ich noch einige verwertbare Streifen heruntergeschnitten.
Der neue Längsschlitten. Der Bau des neuen Längsschlittens war erforderlich geworden,
- - um das Festlager- und Loslagerprinzip zu realisieren
- und wegen des Austauschs der Klemmschienen für die Anschlagnocken.
Außerdem habe ich die bisherige hölzerne Konstruktion des Anschlagschiebers durch eine stabilere aus Aluminium ersetzt. Die wird dazu führen, dass die Einhaltung der notwendigen Präzision zukünftig etwas leichter fallen wird. Den neuen Längsschlitten habe ich im Stile der alten Farbgebung mit einer Aqua Combi-Clou Lack-Lasur behandelt. Ein entsprechender Farbrest war selbst noch nach 3 Jahren im gebrauchsfähigen Zustand vorhanden.