Wie einige andere Holzwürmer auch lese ich gelegentlich bei woodworker.de mit (und manchmal beteilige ich mich sogar). So wurde ich auf eine Einladung zu einem Treffen aufmerksam: Ben von der Firma Thomas Knapp Historische Baustoffe GmbH lud nach Deensen bei Holzminden ins Weserbergland ein, und zwar nicht nur die ausgebildeten Tischler, sondern ausdrücklich auch Hobbyisten, selbst wenn sie kaum aktiv sind; jeder war willkommen.
Das fand ich aus gleich drei Gründen interessant. Erstens wollte ich gerne mal eine richtige Tischlerei besichtigen. Zweitens war ich neugierig, die Menschen hinter den Forennamen kennen zu lernen. Und drittens zog es mich – unabhängig von dem Treffen – zum Paddeln auf die Weser. Die strömt nämlich normalerweise mit einer Geschwindigkeit von drei bis vier km/h, so dass man beim Paddeln weserabwärts ordentlich Strecke schafft. Also beschlossen mein Mann und ich, zu dem Treffen zu fahren, das mit einem verlängerten Wochenende zu verbinden und die Gelegenheit zum Paddeln zu nutzen.
Wir starteten am Donnerstagnachmittag, das Auto beladen mit unserem Zweier-Paddelpoot und zwei Fahrrädern. In Holzminden hatten wir uns in einem direkt an der Weser liegenden Hotel einquartiert.
Freitag früh machten wir uns mit Auto und Paddelboot auf dem Dach auf den Weg weseraufwärts bis Bad Karslhafen, wo wir das Auto abstellten und ins Boot umstiegen. Glücklicherweise führte die Weser trotz der Trockenheit der vorangegangenen Wochen genug Wasser mit einer schönen Strömung. Die 37 km bis Holzminden waren gut und flott zu bewältigen. Wenn das Ufer nur so an einem vorbeirauscht, macht das Paddeln doppelt Spaß.
Am Samstag ging es dann für mich per Rad – das Auto stand ja noch in Bad Karlshafen – nach Deensen zum Treffen. Dummerweise hatte ich einen Weg ausgesucht, der nicht nur auf Schotter durch den Wald verlief, sondern obendrein auf den ersten acht Kilometern immer nur bergauf führte. Jetzt verstehe ich, wozu man Elektroräder braucht

Dass die Männer dort in der Überzahl sein würden, hatte ich erwartet. Aber es war noch krasser: Bis zu meinem Eintreffen war es eine reine Männerveranstaltung, ich war die einzige Frau. Aber alle waren überaus nett, es gab keinerlei Macho- oder Chauvigehabe und auch keine plumpe Anmache. Überhaupt war die Atmosphäre sehr angenehm, keiner spielte sich auf, die Stimmung war locker, es bildeten sich ständig neue kleine Grüppchen, alle quatschten mit allen und wenn es etwas zu tun gab, fand sich sofort jemand, der es erledigte. Da könnten sich wirklich ein paar mehr Frauen hin trauen, zumal es auch fachlich sehr interessant war: Pedders Sägen-Vorführung habe ich leider durch meine Verspätung verpasst. Das war zwar nicht ganz so tragisch, weil er mir schon mal gezeigt hatte, wie er Sägen baut (er kommt ja auch aus Kiel und wir kennen uns schon länger), aber ich hätte mir die Vorführung dennoch gerne angesehen – es ist immer ein Vergnügen, ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Mittags führte Ben durch die Firma und ging den Weg des Altholzes nach von der Anlieferung über die Reinigung, Entnagelung, gegebenenfalls Auftrennung an der Blockbandsäge bis zur Lagerung oder Verarbeitung.
Bei der Blockbandsäge gab es sogar eine Vorführung. Eine Blockbandsäge (hatte ich zuvor noch nie gesehen) ist eine Bandsäge, bei der die Rollen rechts und links vom Werktisch stehen, das Werkstück fest auf dem Werktisch liegt und das Sägeblatt durch das Werkstück geführt wird. Wir konnten zusehen, wie Ben aus einer Bohle 2 mm dicke Furniere schnitt. Die abgetrennten Teile blieben einfach auf dem Werkstück liegen, die Säge fuhr zurück und auf ging es zum nächsten Schnitt.
Es gibt sogar eine Maschine zum Schärfen der Sägebänder, die sich, einmal eingestellt, Zahn für Zahn vornimmt.
Das Lager der aufbereiteten Hölzer ist riesig.
Beliefert werden unter anderem Firmen, die denkmalgeschützte Gebäude sanieren und rotte Balken durch Altbalken ersetzen. Beliefert werden aber auch Hobbyisten, die sich nur ein kleines Möbel aus altem Eichenholz bauen wollen. Wenn man vorher telefonisch abspricht, was man sucht, werden ein paar passende Hölzer herausgesucht und man kann nach Vereinbarung eines Termins persönlich vorbeikommen und sich aus dieser vorbereiteten Auswahl aussuchen, was man haben möchte. Natürlich gibt es auch einen Onlineshop.
Ein anderer Forist hatte ein Gerät zum Schleifen von Bohrern mitgebracht, das er uns vorführte.
Der Tag war irre schnell um, plötzlich war es schon 1:00 Uhr und die Radfahrer machten sich im Konvoi auf den Rückweg. Die Männer ließen es sich nicht nehmen, mich bis zum Hotel zu begleiten, so kam ich wohlbehütet dorthin zurück.
Mein Mann hatte den Tag genutzt, um auf dem Weserradweg zum Auto zu radeln und es für die nächste Tour weserabwärts umzusetzen.
Sonntag unternahmen wir dann eine zweite Paddeldour, dieses Mal ging es von Holzminden bis nach Hehlen. Am Montag fuhren wir voller neuer Eindrücke zurück nach Kiel. Diesen Kurztrip würden wir gerne irgendwann mal wiederholen.
Viele Grüße
Heike
P.S.: Die gezeigten Fotos hat Ben zur Veröffentlichung hier freigegeben.