Zum Hintergrund:
Ich bin Mitglied in einem Akkordeonorchester und unser Dirigent wird nach fast 40 Jahren die Leitung des Orchesters abgeben. Ein Abschiedsgeschenk war gefragt, wie so oft ist guter Rat in so einer Situation teuer. Ich weiß nicht mehr zu 100 Prozent, wie ich auf die Idee gekommen bin. Allerdings meine ich mich zu erinnern, bei Youtube einige Videos über die Herstellung von Schneidebretter mit Klaviertastatur-Optik geschaut zu haben. Mehr oder weniger zeitgleich diskutierten wir dann im Verein über ein Geschenk mit "Foto-Bezug" (z.B. ein Foto-Buch). Die für die beiden Themen zuständigen Synapsen müssen einen Kurzschluss gehabt haben, denn irgendwie entstand die Idee, beides zu kombinieren: Ein Bilderrahmen in Form eines Akkordeons sollte es werden.
Ich machte mich heimlich still und leise an's Werk. Da das Projekt viele Premieren für mich beinhaltet, wollte ich erst einen gewissen Fortschritt erreichen, bevor ich meine Idee im Verein "veröffentliche".
Los ging es mit dem für mich fraglichsten Teil - der Tastatur. Von den Schneidebrettern hatte ich mir die Methodik abgeluchst und machte mich ans Klötzchen sägen. Für die Herstellung waren 3 Klötzchenbreiten notwendig: breite Weiße, schmale Weiße, schmale Schwarze und noch dünne furnierartige Streifen um die weißen Klötzchen voneinander zu trennen. Die weißen Tasten habe ich aus Ahorn gefertigt, "schwarz" ist Eiche.
Im Prinzip wird die Tastatur nacheinander aus verschiedenen Baugruppen zusammengesetzt. Es ist ein sich wiederholendes Muster von 3 weißen / 2 schwarzen bzw. 4 weißen / 3 schwarzen tasten. Jede Dieser Gruppen ist dann "in sich" nochmal zweigeteilt. Es gibt den vorderen Teil, in dem nur die weißen Tasten zu sehen sind und einen hinteren Teil, wo sich schwarz und weiß den Platz teilen. Im folgenden Bild sieht man hoffentlich das Prinzip etwas.
Unter der Zwinge liegt ein bereits verleimter "vorderer Teil". in den Zwingen werden gerade die vorderen und hinteren Teile miteinander verheiratet. Links liegen bereits die fertig verleimten Grüppchen.
Anschließend wurden dann zunächst Paare aus Zweier und Dreier-Paket verleimt. Die fertigen Pakete wurden dann aneinandergesetzt, wovon ich leider kein Bild habe
Anschließend musste die unebene Fläche begradigt werden. Vor allem die Furnierstreifen hatten einen deutlichen Überstand. Das habe ich mit meiner DIY-CNC-Fräse gelöst (MPCNC - für die interessierten).
Hier der erste Teilerfolg - die Tastatur ist fertig. Im Nachhinein habe ich mich geärgert, nicht mehr auf die Holzdefekte geachtet zu haben. Die Wurmlöcher (?) hätte ich bei etwas sorgfältigerer Auswahl aussortieren können.
Von den nächsten Schritten hab ich nur Videos, falls man die auch hochladen kann, kann ich gern noch etwas zeigen. Die restlichen Rahmenteile wurden ebenfalls auf der CNC gefräst. Hier sieht man die Teile bei einer ersten losen Liegeprobe. Am spannendsten war hier sicherlich die Bass-Seite. Die Bohrungen für die Bassknöpfe wurden ebenfalls gefräst. Als Knöpfe habe ich 6mm Buchenrundstäbe auf der Bandsäge abgelängt und mit Sekundenkleber befestigt
Der Moment der Wahrheit, der Rahmen wird verleimt. An den Verbindungsstellen habe ich nochmal 6mm Dübel eingesetzt
Anschließend wird die Tastatur angeleimt
Hier noch ein Bild des fertige Ergebnisses. Es ist im übrigen eine halbwegs maßstabsgetreue Abkupferung meines eigenen Instruments. Die Tastenbreiten hab ich an meinem Instrument gemessen und auf die Größe des Rahmens runtergerechnet. Ebenso stimmt die Anzahl der Tasten und der Knöpfe auf der Bassseite (120 Stück!) mit dem echten Instrument überein
Danke für's Lesen!

Martin