Heute mal wieder ein Zeitraffer-Bericht über ein halbes Jahr in Roman-Format. Irgendwo hatte ich es schon erwähnt, ich habe den ganzen Sommer über an einem kleinen Beistelltisch gearbeitet. Natürlich nicht durchgehend, immer wieder kam irgendetwas anderes dazwischen - kleine Reparaturen, Gartenarbeit, Werkstatt-Zeit mit und für Freunde, Urlaub, anderweitige Freizeitaktivitäten, ... Ihr kennt das ja vermutlich.
Da ich bei so langen Projekten durchaus den Blick fürs Detail verliere, war es ganz praktisch dass ich den Tisch anhand eines Online-Kurses gebaut habe. Genau genommen nach dem Kurs "Beistelltisch aus Esche" von Heiko Rech. Projekte nach Bauplan sind eigentlich nicht so meins, denn einerseits mag ich kein Möbel bauen, das genauso in Dutzend anderen Haushalten stehen, und andererseits passen die Möbel meistens auch gar nicht im Original in meine Wohnung wie ich mir das vorstelle.
Trotzdem wollte ich einmal ausprobieren wie das mit so einem Online-Kurs ist. Ich habe schon sehr viele Kurse vor Ort bei Heiko besucht und das hat mir immer viel Spaß gemacht. Kann man diese Erfahrung auch in einem Online Kurs vermitteln?
Tatsächlich wollte ich auch den Beistelltisch Kurs bei Heiko belegen. Allerdings hatte er da immer nur mit Yellow Poplar gearbeitet, und das gefällt mir nicht. Das ist also schon einmal ein Vorteil im Online Kurs, ich konnte mir mein eigenes Holz aussuchen.
Na gut, so ganz stimmt das nicht, denn in einem anderen Kurs zur Herstellung einer Leimholzplatte hatte ich schon eine wunderschöne Tischplatte aus Erle gefertigt. Diese wollte ich auf jeden Fall fürs Wohnzimmer verarbeiten. Damit war also auch die Holzwahl gefallen. Erle.
Den Bau des Tisches werde ich nicht im Detail beschreiben. Dafür gibt es ja den Online-Kurs. Aber ein bisschen drumherum, meine üblichen Hoppalas und eine Erweiterung des Designs - und natürlich das fertige Stück will ich euch nicht vorenthalten.

Nachdem der Plan gefasst war, habe ich mir sehr großzügig dimensioniert (weitere Projekte damit sollen noch folgen) ein paar Erle-Bohlen bestellt. Da es regnete hat mir der nette Lieferant geholfen sie schnell im Hausflur abzulegen.
Und nachdem sie hier schon einmal herum lagen, habe ich sie da dann dort auch aufgeteilt.
Die kleine KSS kam nicht ganz durch die dicken 52er Bohlen. Aber mir ist es lieber die Maschine handhaben zu können und dann einfach von der anderen Seite noch einmal zu sägen, als mich mit einer großen schweren Säge abzumühen. Für das erste Auftrennen muss der Schnitt ja nicht sonderlich sauber sein. Um den gegenüberliegenden Schnitt halbwegs zu treffen, kann man sich mit zwei Stöckchen (da die Küche hier näher war dieses Mal mit Zahnstochern) im ersten Schnitt behelfen, an die man die Führungsschiene anlegen kann.
Das Ergebnis ist vollkommen ausreichend für einen Bohlen-Trennschnitt.
Wozu hat man eine Formatkreissäge? Natürlich zum Formatieren.

Danach ging es ans weitere Auftrennen. Ziemlich viel Holz.
Und noch mehr Holz.
Mein neues Holzlager im Gästezimmer.
(Ausgewählte Holzwürmer können bestätigen, dass es sich nun besonders gut darin schläft.

Da ich damals wie heute keine Abrichte besaß musste ich ein bisschen mit der Hand abrichten.
Das gefällt mir um ehrlich zu sein überhaupt nicht. Leider ist es kein Grund für den Einzug einer ADH, da ich wirklich die Befürchtung habe, mich nicht mehr genügend in der Werkstatt bewegen zu können ....
Nachdem ich das immer beim Klaus sehe, habe ich mal probiert, wie sich auf der FKS auftrennen lässt.
Geht schon, allerdings nur in zwei Schritten, wegen der begrenzten Höhe vom Sägeblatt.
Wenn man eine Bandsäge hat, geht das sicher. Aber ich habe ja eine Bandsäge...
Daher, Wechsel zur Bandsäge.
Selbst mit so einer günstigen, alten Rumpelmaschine wie der meinen geht das nach Anriss wunderbar. Der Sägeschnitt ist natürlich rauer, dafür dünner als auf der FKS.
Die Bretter und auch die Tischbeine wurden dann wieder gehobelt.
Dabei habe ich mich mal wieder über meinen Spänespeier-Dickenhobel geärgert ...
...
bis
...
So sieht es aus, wenn die Absaugtonne voller als voll ist.

Wäre ich aufmerksam gewesen, hätte mir auch auffallen können, dass der Saugschlauch schon prall gefüllt ist...

Fertig. Insgesamt habe ich 6 Beine und 6 Zargen ausgehobelt. Mit Erlespänen lassen sich übrigens prima Gartenbeete mulchen.

6 Beine und 6 Zargen? Hä?

Ja... naja, ihr wisst doch, wenn am Ende noch vier übrig bleiben, dann kann man schon froh sein. Hier zum Beispiel gleich mal zu weit reingefräst ... zack, ein Bein weniger.
Danach ging es ans Stemmen der Zargen-Tischbein-Verbindung. Ehrlich, ich habe keine Ahnung warum ich es für eine gute Idee hielt, den Tisch so nachzubauen. Ich arbeite überhaupt nicht gerne mit Handwerkzeugen. Da fehlt mir jegliche Geduld. Ich will doch Möbel bauen, nicht Holz-Meditieren. Leider ist mir das erst nach dem ersten Tischbein wieder eingefallen ... tja, und dann musste ich eben durch alle durch ...

Was aber machen, wenn es bei nur noch 4 übrig gebliebenen Tischbeinen auch noch Ausbrüche beim Stemmen gibt?
Für euch dokumentiert in einer Foto-Lovestory ("Holz zu Holz").
Nicht aufgepasst - zack! - Ausbruch. | Den Macken weiter Ausstemmen für gerade Kanten.
Ein passendes Stückchen von einem Reststück absägen | Einleimen, Teetrinken und Abwarten.
Nach genügend langem Abwarten absägen.
Noch etwas beihobeln | Fertig nach dem Weiterstemmen.
Wenn man das kann, dann geht das natürlich noch schöner. Um kein neues Tischbein aushobeln zu müssen finde ich passt es aber so. Und überhaupt wird es Innen am Tisch und damit niemals zu sehen sein.

Jetzt kommt meine Design-Änderung. Ein Sofatisch ohne Schublade geht bei uns gar nicht. Ich hasse es, wenn die Fernbedienungen auf dem Tisch herumfliegen, oder noch schlimmer in einer Sofaritze verschollen sind.
Also muss da noch eine Schublade ran!
Nachdem die Höhe der Fernbedienungen ausgemessen war, habe ich mit einer schnell zusammengeschraubten Frässchablone (die ich euch fotografiert habe, das Bild wurde allerdings von einem Datenmonster gefressen) eine entsprechende Aussparung in eine Zarge gefräst.
Hardcore? Von wegen, ich hatte das natürlich an einer von meinen Extrazargen vorher getestet.

Und dann muss die Schublade natürlich auch irgendwo drauf laufen. Für diese Laufschienen wollte ich aber keine weiche Erle nehmen. Also habe ich mir überlegt, zwei Nussbaum-Streifen zu verwenden. Für diese habe ich entsprechende Passlöcher ausgestemmt - denn da das Holz ja anders arbeitet wollte ich sie nicht einfach zwischen die Zarten leimen, sondern nur an einer Seite ...
Ehrlich, ich hatte mir das sehr gut überlegt. Und gemessen.
Vor dem Zusammenleimen habe ich dann das Tischgestell natürlich probe-zusammengebaut. Nur eben ohne Schubladenschienen.
Deswegen ....
... waren sie natürlich zu kurz.
Hach ja. Ihr wisst ja, den guten Schreiner macht nicht aus, dass er alles perfekt macht. Er weißt nur, wie er das Unperfekte kaschieren kann.
So habe ich dann einfach noch je ein Stück hinten dran geleimt und von unten verstärkt. Sehr viel müssen diese Laufschienen sowieso nicht aushalten (ohne Detailbild, aber man sieht es später nochmal).
... und gleich geht es weiter mit dem zweiten Teil ...